Sub Terra
überall, wo man Schimmelpilze findet, treiben sich auch diese Bestien herum.«
»Genau!«
Zwei Dinge fielen Ashley auf, sobald sie das letzte Wurmloch verlassen hatten. Es wurde immer heißer, und der Schimmel wurde dicker und heller, je tiefer sie hinabstiegen.
Sie waren nun seit einem halben Tag unterwegs und hatten nur von Zeit zu Zeit angehalten, um die Funkverbindung zu testen. Niemand hatte auf ihre Hilferufe geantwortet.
»Wir sollten unsere Batterien schonen, so lange wir können«, sagte Ben. »Das Leuchten hier reicht aus, um den Weg zu erkennen.«
Er hatte Recht. Als alle Lampen ausgeknipst waren, konnte sie gut sehen. Sie wischte sich über die Stirn. Die Höhle vor ihnen war voller blubbernder Teiche, die mit kochendem Wasser gefüllt waren. Es war so heiß wie in einer Sauna und stank nach verfaulten Eiern.
Ben bot ihr einen Schluck aus seiner Wasserflasche an. »Wir nähern uns wohl einem heißen Abzug des Vulkans.«
Sie nickte. »Wir müssen einen Weg hinauf finden. Und zwar schnell!«
Michaelson rief ihnen aus mehreren Metern Entfernung zu: »Ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen, Ashley. Hier drüben ist ein Spalt. Er erstreckt sich etwa hundert Meter in die Höhe, und man kann hinaufsteigen. Das könnte die Lücke sein, nach der wir gesucht haben.«
Ashley eilte zu ihm. Sie würde jede steile Felswand erklettern, wenn sie nur von diesen heißen Schwefeldämpfen fortkäme. Sie knipste ihre Stablampe wieder an und versuchte, nach oben zu klettern. Der Riss war zerklüftet und bot viele Haltepunkte für Hände und Füße. Das Ende lag außerhalb der Reichweite ihrer Lampe. Fantastisch.
Ben kam zu ihr. »An der Südwand befindet sich noch ein Wurmloch, das nach unten führt.«
»Wen kümmert das? Wir nehmen diesen Weg.«
Ben schaute in die Höhe. »Ich weiß nicht …«, murmelte er.
»Was meinst du damit?« Sie blickte ihn beunruhigt an. »Der ist perfekt.«
»Man kann das Ende nicht sehen. Wer sagt uns, dass er in einer Höhle endet? Vielleicht ist er irgendwann einfach zu Ende.«
»Ben, spürst du nicht den Wind? Er saugt einen fast den Spalt hinauf. Hast du nicht gesagt, dass das ein Zeichen dafür ist, dass ein Tunnel auch einen Ausgang hat?«
»Ich glaube schon.« Er flüsterte jetzt.
Sie schaute ihn an und fragte sich, wovor er zurückschreckte. Ganz bestimmt nicht vor dem Aufstieg. Ihr kam er wie ein Kinderspiel vor. »Ben?«
Er schüttelte den Kopf, als wollte er ihn von Spinnweben befreien. »Natürlich, du hast Recht. Legt eure Sicherheitsgurte an, und hängt die Expressschlingen ein. Es geht aufwärts.«
Ashley starrte den Australier an. Sie kannte ihn erst seit kurzem, wusste aber bereits jede seiner Stimmungen zu deuten. Irgendetwas störte ihn. »Ben, du bist hier der Experte …«
Er befestigte sein Seil und ging die Felswand an. »Ich bin einverstanden. Ich hatte nur diesen Drang zu …« Er schüttelte wieder den Kopf. »Teufel, egal. Los jetzt.«
Sie sah, dass seine linke Hand zitterte, als er den ersten Halt ergriff.
Linda wachte plötzlich mit einem Brummschädel auf. Khalid lag auf seiner Matratze nicht weit entfernt und schnarchte laut. Einer seiner keuchenden Schnarcher hatte sie aufgeschreckt. Sie blickte auf die Uhr. Vier Stunden waren vergangen, seit sich die beiden zu einem Mittagsschlaf hingelegt hatten. Sie schaute zu Villanueva. Auch er schlief tief und fest.
Seltsam, sie machte niemals Nickerchen und schon gar nicht mehrere Stunden lang. Sie setzte sich auf und streckte sich. Natürlich waren die Umstände zurzeit viel ungewöhnlicher. Nachdem sie gestern den ganzen Tag vor den Bestien davongelaufen war, hatte ihr Körper die Ruhe bitter nötig.
Sie stand auf – und alles drehte sich. Helle Funken explodierten vor ihren Augen. Sie fiel fast auf die Knie und wäre beinahe ohnmächtig geworden. Nach einigen Sekunden verging der Schwindel. Bin wohl zu rasch aufgestanden, dachte sie und schüttelte den Kopf. Sie hörte ihren Puls laut pochen, jeder Herzschlag dröhnte in ihren Schläfen. Linda griff nach der Wasserflasche und nahm einen großen Schluck.
Sie atmete schwer. Da fiel ihr Blick auf die Wände, und sie ließ beinahe die Wasserflasche fallen. Aus der bisher glatten Oberfläche der Schimmelschicht ragten plötzlich zahlreiche kugelförmige Auswüchse hervor. Sie beobachtete, wie mehrere hundert dieser Kapseln zerplatzten und kleine Wolken eines feinen Staubs von sich gaben. Sporen! Im Lampenlicht konnte sie ganze Wolken von Sporen durch
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