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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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ihre Finger, und ihre Schenkel schmerzten. Wegen des Schimmelpilzes an den Wänden rutschten ihre Hände ab. Doch wenigstens ließ der Pilzbewuchs nach, je weiter sie nach oben stiegen. Irgendwann während des Aufstiegs mussten sie die Helmlampen einschalten. Mit dem allmählichen Verschwinden des Schimmels umgab sie mehr und mehr undurchdringliche Dunkelheit.
    Michaelson folgte und schob sie über manches Hindernis nach oben.
    Sie sah, wie Ben einen Spit in den Riss über ihnen schlug, eine Öse hineindrehte und eine Schlinge hindurchzog. Während der Arbeit summte er vor sich hin. Nach zwei Stunden Klettern konnte sie das Lied mittlerweile nicht mehr hören.
    »Ben«, rief Michaelson von unten, »wie weit noch?«
    »Ungefähr eine Stunde.«
    Ashley stöhnte und lehnte sich mit der Stirn gegen die Felswand.
    »Aber etwa zehn Meter über uns scheint ein breiter Vorsprung zu sein. Dort könnten wir unsere Mittagspause verbringen, bevor wir den letzten Teil in Angriff nehmen.«
    Ashley dankte den Klettergöttern für diese winzige Hoffnung. »Dann lass uns dort hinaufklettern, Ben. Ich bin es satt, hier rumzuhängen.«
    Sie beobachtete Ben, der nach einem Halt für die Hand suchte und sich hinaufzog. »Du warst diejenige, die hier raufklettern wollte«, rief er gut gelaunt. »Ich wollte die einfachere Route nehmen. Also hör auf rumzumosern.«
    Wenigstens schien sein anfängliches Zittern bei der Anstrengung des Aufstiegs nachgelassen zu haben. Die erste Stunde war noch leicht gewesen, aber das war auch nur die Aufwärmrunde für den beinahe senkrechten Aufstieg gewesen, mit dem sie es in der letzten Stunde aufgenommen hatten.
    Ashley streckte sich, um dort Halt zu bekommen, wo Ben seinen Fuß zuletzt hingesetzt hatte, aber sie kam einfach nicht heran. Sie suchte nach einem anderen Halt auf der glatten Oberfläche. Doch sie blickte nur auf die leere Wand. Verflucht. »Ben, ich komme hier nicht weiter«, rief sie und versuchte, ihre aufkommende Panik zu unterdrücken.
    Ben blickte zu ihr herunter. »Kein Problem, Ash. Lass einfach los, ich zieh dich mit dem Seil auf die Höhe des nächsten Dübels. Dort findest du sicher einen Halt. Ich kann hier oben eine gute Hebelwirkung ausüben.«
    Sie schluckte schwer. Der gesunde Menschenverstand riet ihr, sich an die Wand zu klammern.
    Er zwinkerte ihr zu. Als könnte er ihre Gedanken lesen, sagte er: »Ich lasse dich nicht fallen.«
    Ihr Misstrauen war ihr peinlich. Sie zwang sich loszulassen. Als sie sich von der Wand löste und über dem einhundert Meter tiefen Abgrund schwang, wurde sie von der Karabinerbremse gehalten. Ben zog das Seil durch die Expressschlinge, und Ashley wurde plötzlich in die Höhe gerissen.
    Mit zwei Zügen hatte er sie auf seine Höhe gehievt. Sie schaukelte einen knappen Meter von der Wand entfernt. Ben hielt ihr seine Hand hin. Sie griff danach. Seine Finger streichelten über ihre Handfläche, bevor er sie schloss. Ununterbrochen blickte er ihr in die Augen, als er sie zu sich zog. Er hielt ihre Taille fest umschlungen, und seine heiße Hand lag auf ihrem feuchten T-Shirt, als sie ihre Füße aufsetzte und sich an der Wand festhielt.
    »Danke, Ben.«
    »Jederzeit, Liebling«, säuselte er ihr ins Ohr und strich mit seinen Lippen über ihre Wange.
    Sie errötete und schaute fort. »Wir … äh … machen besser, dass wir fortkommen. Michaelson wartet.«
    Er wandte sich wieder der Felswand zu und kletterte weiter. Sie beobachtete, wie er mit der Leichtigkeit einer Bergziege vorankam, die Beine weit gespreizt. Sie musste den Blick mit Gewalt abwenden, bevor sie mit immer noch rotem Kopf den Aufstieg fortsetzte.
    Innerhalb von zehn Minuten saßen alle auf dem Vorsprung und tranken warmes Wasser und kauten zähen, trockenen Käse.
    Ben saß nahe bei Ashley. Ihre Beine berührten sich. Alle waren erschöpft und aßen schweigend. Michaelson war tief in Gedanken versunken.
    Schließlich wischte Ashley die Krümel aus ihrem Schoß und erhob sich mit zitternden Waden. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und blickte den Hang hinauf. Glücklicherweise war es eine kurze und leichte Steigung. Wenn sie noch einmal eine senkrechte Wand hinaufmüsste, bräuchte sie einen Tag Pause.
    Ben stellte sich neben sie. »Fertig?«
    Sie nickte.
    »Okay«, sagte Ben, »dann Gurte an und los.« Er schnappte sich das aufgerollte Kletterseil und band sie an sich. Er stand dicht neben ihr, als er sie festknotete. Dann beugte er sich zu ihr. »Das müssen wir einmal

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