Sub Terra
war der Letzte, der sich noch in seine Decke rollte. Sogar Villanueva saß aufrecht. Es ging ihm viel besser, den Arm trug er in einer provisorischen Schlinge.
Ashley packte Ben an der Schulter und schüttelte ihn. »Komm jetzt, das Frühstück ist gleich fertig.« Sie blickte hinüber zu Michaelson, der sich über den Campingkocher beugte. Wie er es schaffte, aus dehydrierten Eiern eine fast perfekte Imitation eines Omeletts zu zaubern, war ein Rätsel, das selbst den besten Koch verblüfft hätte. Ihr Magen reagierte knurrend auf den quälenden Duft von gegrillten Zwiebeln und Dosenschinken.
Ben stöhnte, rollte sich auf den Rücken und öffnete die Augen einen Schlitz weit. »Zum Teufel, was ist das für ein Gestank?«
»Das ist das Frühstück, und wenn du dich nicht beeilst, kriegst du nur noch kalte Cornflakes.«
Er stemmte sich auf die Ellbogen. Seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen. Er kratzte sich unter dem Laken. »O Mann, mein Kopf brummt, als würde er jeden Moment explodieren. Einen Kater zu bekommen, ohne einen feuchtfröhlichen Abend im Pub verbracht zu haben, ist einfach unfair.«
Besorgt legte Ashley ihre Hand auf seine Stirn. Glücklicherweise hatte er kein Fieber. »Es sind nur Kopfschmerzen. Ich hole dir ein Aspirin.«
»Wie wäre es mit einer Hand voll?«, sagte er mit einem müden Grinsen.
Sie ging zu der Tasche mit dem Erste-Hilfe-Koffer und schüttelte ein paar Aspirin aus einer kleinen Plastikflasche.
Villanueva saß direkt neben ihr. »Er sieht nicht besonders gesund aus.«
Über diese Feststellung musste Ashley lächeln. Das sagte ein Mann, dessen Hemd vom eigenen getrockneten Blut vollkommen rot war und dessen Arm beinahe ausgerissen worden wäre. »Ich bin mir sicher, Ben erholt sich wieder. Sie allerdings brauchen Ruhe. Sie sollten nicht einmal sitzen.«
Er schaute sie mit steinerner Miene an, als ob sie in einer fremden Sprache zu ihm gesprochen hätte.
Michaelson kam zu ihnen und gab dem SEAL eine dampfende Schüssel. »Hühnerbrühe«, sagte er, als Villanueva fragend die Brauen hob. »Sie haben eine Menge Blut verloren und brauchen jede Menge Ersatzflüssigkeit. Austrinken.«
Ashley ging zurück zu Ben, mit dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen. Major Michaelson verwandelte sich langsam in eine richtige Florence Nightingale.
»Danke«, sagte Ben, »aber mir geht es schon viel besser. Wenn ich erst einmal auf den Beinen bin, dann bin ich munterer als ein Känguru mit einem vollen Beutel.«
»Nimm die Aspirin trotzdem.« Sie drückte ihm einige Tabletten in die Hand und reichte ihm einen Becher Wasser. »Wir haben noch einen langen Tag vor uns.«
Er verzog das Gesicht, nahm die Tabletten aber. »Sag mal, hast du nicht eben von Frühstücken gesprochen? Ich wollte immer einmal das Frühstück im Bett serviert bekommen.«
»Wenn du Hunger hast, bist du auch gesund genug, um dir das Essen selbst zu besorgen. Außerdem versammeln wir uns alle zum Frühstück, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Und ich lege Wert auf deine Vorschläge.«
»Klar. Allerdings sind Verdauungsprobleme dann vorprogrammiert.«
Sie half ihm beim Aufstehen. »Hör auf zu nörgeln.«
Ben täuschte ein finsteres Gesicht vor und ging mit ihr zum Campingkocher, wo Michaelson gerade dabei war, Omelett und Bratkartoffeln auf die Teller zu verteilen.
»Ein wahres Festessen, Kumpel«, sagte Ben anerkennend und wog den Blechteller in der Hand, den der Major ihm gereicht hatte.
»Da wir seit dem Frühstück gestern Morgen keine warme Mahlzeit mehr hatten, dachte ich, dass jeder einen Happen vertragen könnte.«
Michaelson füllte Bens Teller mit seiner Kelle.
Ashley nahm eine kleinere Portion und setzte sich auf einen flachen Felsen. Khalid und Linda saßen schon am Campingofen und aßen hungrig. Villanueva nippte an seiner Hühnerbrühe und starrte lüstern auf das deftige Essen der anderen.
Als auch Michaelson sich zu ihnen gesellt hatte, eröffnete Ashley die Besprechung. »Wir müssen das weitere Vorgehen entscheiden. Unsere Vorräte reichen nur noch acht Tage.«
Außer Nicken und Kauen bekam sie keine Antwort. Die anderen warteten auf eine nähere Erläuterung.
»Uns stehen die folgenden Möglichkeiten zur Auswahl: Entweder wählen wir den Rückzug, das heißt, wir kämpfen uns durch die Monstergasse an die Oberfläche; oder wir warten hier und hoffen, dass man auf Grund des unterbrochenen Funkkontakts einen Suchtrupp hinter uns herschickt; oder wir suchen eine Alternativroute
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