Sub Terra
ausprobieren, wenn wir nicht gerade einen Felsen hochklettern«, sagte er mit einem frechen Grinsen.
Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. »Gehen wir endlich.«
Ben pfiff schon wieder das verdammte Lied und nahm den Hang in Angriff. Ashley folgte ihm. Ein gutes Stück des Aufstiegs ließ sich im Gehen bewältigen, über kurze Abschnitte hinweg mussten sie kriechen. Kurz vor dem Ende jedoch wurde der Aufstieg wieder knifflig. Haltepunkte für Füße und Hände mussten sorgfältig ausgesucht werden, jeder Meter kostete Umsicht und Kraft.
Seufzend blickte Ashley hinauf und fragte sich, ob sie jemals aus dieser Spalte herauskämen. Plötzlich sah sie, wie Ben sich in die Höhe stemmte und aus ihrem Blickfeld rollte. Er hatte den Rand der Klippe erreicht! Mit neuer Kraft folgte sie ihm und kämpfte sich von Halt zu Halt.
Plötzlich erschien Bens Gesicht über dem Rand, nur einen halben Meter von ihr entfernt und mit einem riesigen Lächeln. »Komm schon, worauf wartest du?«
»Mach, dass du fortkommst«, sagte sie mit einem ebenso großen Lächeln.
Er langte nach unten und schob eine Hand unter ihren Gurt.
»Ich kann das allein. Lass …«
Er zog sie zu sich und küsste sie mitten auf den Mund. Dann rollte er sich rückwärts, hob sie über die Kante und auf sich drauf.
Sie lachte, während sie auf seiner Brust lag. Erleichterung über den bewältigten Aufstieg machte sich breit. Bens Nase war nur Zentimeter von ihr entfernt. Aber er lachte nicht – er war in ihre Augen versunken. Seine Ernsthaftigkeit ernüchterte sie.
In seinem Blick lag ein Hunger, eine Begierde, die ihr noch nie so offen gezeigt worden war. Und in seinen Augen stand eine Frage geschrieben. Während sie seinen Blick erwiderte, blieb ihr das Lachen im Halse stecken. Nur für einen Moment hielt sie sich zurück, dann gab sie ihm die Antwort auf seine Frage, beugte sich hinunter und erwiderte seinen Kuss, zuerst zärtlich, dann mit Leidenschaft – einer Leidenschaft, die sie zu lange unterdrückt hatte.
Er schlang seine Arme um sie, verschlang sie geradezu, zog sie noch tiefer in seine Umarmung, während ihre Körper sich genauso heftig ineinandergruben wie ihre Lippen.
Worte drangen plötzlich in ihre Idylle. »Wenn ihr Turteltäubchen fertig seid, könnte ich ein wenig Hilfe brauchen.«
Mit puterrotem Kopf rollte Ashley von Ben herunter und setzte sich auf.
Michaelson, der den größten Rucksack trug, kämpfte sich über die Kante. Ben eilte zu ihm hinüber und zog ihn am Rucksack herauf.
Michaelson kam auf die Beine. »Okay, jetzt sind wir oben. Aber wo zum Teufel ist oben?«
Ashley räusperte sich und warf Ben einen vorwurfsvollen Blick zu. Sie hätten die Gegend untersuchen sollen. Sie nahm ihre Blendlaterne und schaltete sie ein. Die Männer folgten ihrem Beispiel. »Finden wir es heraus«, sagte sie.
Ben holte den GPS-Empfänger aus seinem Rucksack und spielte damit herum. »Funktioniert immer noch nicht.« Er verschloss ihn wieder und wühlte im Rucksack herum. »Vergesst den modernen Computerklimbim. Manchmal muss man auf altmodische Methoden zurückgreifen.« Er zog eine verkratzte silberne Schachtel von der Größe seines Handtellers hervor und küsste sie. »Ah! Da ist ja mein Liebling. Ein einfacher magnetischer Kompass mit eingebautem Barometer zur Druckmessung. Fantastisch geeignet, um die Tiefe zu schätzen.« Er prüfte die Werte des winzigen Instruments. »Ich schätze mal, wir sind gerade zweihundert Meter geklettert. Die bringen uns unserem Zuhause nicht allzu viel näher.« Er wies mit dem Kompass vorwärts. »Da entlang sollten wir gehen.«
Ashley übernahm die Spitze, Michaelson humpelte hinterher.
Vor ihnen öffneten sich die Felsen in eine geräumige Höhle, eine kleine Erhebung versperrte ihnen den Blick in den Hauptraum. Ashley erreichte die Kuppe zuerst. Sie erstarrte, als sie mit dem Strahl ihrer Laterne über den Grund der Höhle strich.
Ben holte sie ein. »Scheiße!«, sagte er, als er hinunterblickte.
»O Gott«, flüsterte Michaelson.
Ashley verbreiterte den Strahl der Laterne. Vor ihnen, über den Höhlenboden verteilt, lagen tausende weiße Eier, so groß wie reife Wassermelonen. Die meisten bildeten Haufen. Nester. Überall sah man zerbrochene, leere Schalen. Mitten in der Höhle steckten drei kleine Bestien, so groß wie junge Ponys, die Köpfe zusammen. Als Ashleys Strahl sie traf, begannen sie, durchdringend zu wimmern.
Linda hatte Recht, dachte Ashley. Eierlegend wie das
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