Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
Vom Netzwerk:
wie?«
    »Stimmt, aber er kommt hierher. Daran kannst du sehen, dass du ihm nicht egal bist.« Sie wies zum Eingang und tippte auf seinen Arm. »Das dürfte er sein.«
    Kevin blickte auf. Er sah auf den ersten Blick, warum Erica sich so sicher gewesen war, dass der Eintretende sein Vater war. Die hagere Gestalt, die auf sie zuschritt, trug Arbeitskleidung. Sie war so groß wie Kevin, aber extrem untergewichtig. Das kantige Kinn, die römische Nase, die großen haselnussfarbenen Augen, das von Stoppeln bedeckte faltige Gesicht und das schüttere Haar seines Vaters gaben Kevin das Gefühl, ein zukünftiges Abbild seiner selbst zu erblicken.
    Sie standen auf. Murray blieb abrupt vor ihnen stehen. Wortlos schaute er seinen Sohn an.
    Endlich brach Kevin das Schweigen. »Hallo, Dad.«
    »Ich hätte mir denken können, dass du mich nur deshalb anrufst, weil du in Schwierigkeiten steckst.«
    Hätte sein Vater ihm den Pass zugeworfen und die Wache so schnell verlassen, wie er gekommen war, wäre Kevin nicht erstaunt gewesen.
    »Aber ich bin trotzdem froh, dass du dich gemeldet hast«, fuhr er fort und umarmte seinen Sohn fest.
    Kevin war sprachlos. Sein Vater hatte nie Gefühle gezeigt. Selbst als er ein Junge war, hatte er ihn selten in den Arm genommen. Und jetzt schien er ihn nicht mehr loslassen zu wollen.
    Murray musterte ihn.
    »Gut siehst du aus. Du hast abgenommen, ja?«
    »Etwas.«
    »Und Muskeln hast du auch«, fuhr er fort und drückte Kevin die Schultern.
    »Hast du den Pass gefunden?«, fragte Kevin scheinbar unbeteiligt.
    »Hier ist er.« Murray zog ihn aus der Hüfttasche. Kevin öffnete ihn und rief den Streifenpolizisten.
    Brady musterte den Pass gründlich. Nach einer halben Minute sagte er: »Gut, Mr. Hamilton. Scheint alles in Ordnung zu sein.«
    »Können wir jetzt gehen?«
    »Ja, aber der falsche Führerschein bleibt hier. Weil wir Ihnen und Miss Jensen so große Unannehmlichkeiten verursacht haben, werden wir auf eine Anzeige verzichten. Achten Sie von jetzt an auf Ihre Geschwindigkeit.« Er nickte Erica zu. »Einen schönen Tag noch, Miss Jensen. Melden Sie sich, sollte es beim Abholen Ihres Fahrzeugs Schwierigkeiten geben.« Brady setzte seinen Hut auf und verließ die Dienststelle.
    »Kannst du mir erklären, was los ist?«, fragte nun Murray.
    »Nichts Besonderes. Danke, dass du den Pass gebracht hast. Bis später.«
    Kevin wandte sich um, als wollte er gehen.
    »Kevin!«, meldete sich nun Erica zu Wort. »Was ist denn in dich gefahren?« Sie wandte sich mit ausgestreckter Hand zu Murray. »Hi, Mr. Hamilton, ich bin Erica Jensen. Wir sind wirklich dankbar dafür, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, hierherzukommen.«
    Murray nahm ihre Hand und lächelte sie an. Seine Zähne waren gelb von vielen Jahren des Rauchens. »Gern geschehen. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
    »Es war bestimmt kein Akt, das Sofa zu verlassen und ins Auto zu steigen«, murmelte Kevin.
    »Ihr habt Glück gehabt, dass ihr mich zu Hause angetroffen habt. Ich wollte gerade wieder zurück zur Baustelle, als der Anruf kam.«
    »Hast du in deiner Pause ein Bier gekippt?«
    »Nein«, erwiderte sein Vater ruhig. »Als ich von meiner Baustelle sprach, meinte ich die, auf der ich Vorarbeiter bin.«
    Kevin sah ihn ungläubig an. Sein Vater behauptete, einen festen Job zu haben?
    »Du machst Witze.«
    »Ich habe den Job seit zwei Jahren. Ich wollte es dir sagen, aber du hast nie zurückgerufen, wenn ich mich bei dir gemeldet habe.«
    »Warum hätte ich dich anrufen sollen? Du hast dir nie etwas aus mir gemacht.«
    Murray musterte seine Schuhspitzen. »Nick, ich weiß, dass ich ein Arsch war, als du noch zur Schule gegangen bist. Es war auch falsch, dass ich dich nicht studieren lassen wollte. Es scheint dir gut zu gehen. Bevor deine Mutter starb, musste ich ihr versprechen, dass ich mich mit dir versöhne. Ich bemühe mich.«
    Kevin schwieg. Er wusste nicht, was den Sinneswechsel bei seinem Vater herbeigeführt hatte, aber nach all dem, was er und seine Mutter durchgemacht hatten, würde er ihn nicht so leicht davonkommen lassen.
    »Nick?«, fragte Erica.
    Murray wandte sich zu ihr.
    »Ich vergesse immer wieder, dass er nun Kevin heißt. Als er zur Uni ging, begann er seinen mittleren Namen zu benutzen. Ich glaube, er wurde nie gern Nick genannt, obwohl ich finde, dass der Name zu ihm passt.«
    »Meine Mutter nannte mich Nicholas.«
    »Ich dachte, dass du auch das nicht ausstehen konntest. Aber was ist mit Ihrem

Weitere Kostenlose Bücher