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Substance-Die Formel

Substance-Die Formel

Titel: Substance-Die Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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nur auf Verdacht nach Dallas.«
    Bern hatte recht. Lobec hatte gehofft, den beiden auf die Schliche zu kommen, indem er das Auto des Mädchens als gestohlen meldete, aber bisher war seine Taktik ergebnislos geblieben.
    »Sollten Sie einen besseren Vorschlag haben, wie wir unsere Suche nach Hamilton und Jensen gestalten, wäre ich dankbar, wenn Sie ihn mir mitteilten.«
    Bern runzelte die Stirn. Ihm war anzusehen, dass er verzweifelt auf einen Gedankenblitz hoffte. Der würde ihm natürlich nicht kommen. Bern war ein brauchbarer Handlanger, aber er würde nie eine Operation leiten können.
    »In diesem Fall werden wir fortfahren wie geplant, Mr. Bern.« Lobec reichte ihm die Akte. »Murray Hamilton ist Mitglied bei der Nationalen Schusswaffenvereinigung und er ist ein Anhänger der Republikaner. Er besitzt einen Waffenschein und darf eine versteckte Waffe tragen, außerdem geht er regelmäßig auf Rotwildjagd. Wie würden Sie Ihre Begegnung mit Mr. Hamilton senior im Licht dieser Tatsachen planen?«
    Bern blätterte die Mappe mit den zehn Seiten durch und hielt ein Führerscheinfoto ins Licht. Der Mann war Ende fünfzig, wirkte aber beträchtlich älter. Jahrzehnte des Rauchens und Trinkens hatten seine Wangen ausgehöhlt und zerfurcht. Er hatte keine Glatze, aber sein Haar war schütter, fein und strähnig. Diesem Gesicht war nicht anzusehen, dass der Mann knapp zwei Meter groß war und hundertfünfzehn Kilo wog.
    Bern ließ das Bild wieder in die Mappe fallen. »Ich weiß nicht. Aber ich wette, zwei hergelaufenen Polizisten wird er nicht abnehmen, dass sein Sohn gesucht wird.«
    »Messerscharf kombiniert, Mr. Bern. Sehr gut. Deshalb müssen wir anders vorgehen. Ihr Cover …«
    Die Sprechverbindung zum Cockpit summte. Lobec nahm den Hörer ab.
    »Ja.«
    »Ich habe hier einen Mr. Vincent für Sie«, meldete sich der Pilot.
    »Stellen Sie ihn durch.«
    »Mr. Barnett?«
    »Haben Sie mir etwas zu berichten?«
    »Mr. Barnett, ich weiß zwar nicht warum, aber Murray Hamilton ist gerade auf den Parkplatz der Polizei in Hutchins gefahren.«

ZWEIUNDZWANZIG
    Kevin und Erica saßen auf einer Holzbank. Kevin fixierte die Uhr an der Wand. Die Zeiger standen auf zwanzig Minuten vor fünf.
    Erica hielt Kevins rechtes Knie fest. Kevin hatte gar nicht gemerkt, dass er damit gewippt hatte. Er versuchte zu lächeln.
    Nur weil Kevin versichert hatte, sein Vater bringe den Pass in einer halben Stunde, hatte man ihn nicht in eine Zelle gesteckt. Das Telefonat war kurz gewesen. Kevin hatte die Überraschung in der Stimme seines Vaters gehört, als er ihm mitteilte, wo er und Erica sich aufhielten und was er brauchte, aber Fragen hatte sein Vater keine gestellt, sondern nur gesagt, er könne in etwa zwanzig Minuten in Hutchins sein.
    Da bereits abzusehen war, dass sie es nicht bis um fünf Uhr schaffen würden, hatte Erica den Verkäufer von SciSurplus angerufen und ihn überredet, länger zu bleiben. Er habe sowieso noch Bürokram zu erledigen, hatte er ihr versichert, sie könnten den Laser auch noch um sieben Uhr abholen. Knapp würde es dennoch werden, denn die Fahrt nahm bei normalem Verkehr fünfundvierzig Minuten in Anspruch. Im Berufsverkehr konnte sie leicht doppelt so lange dauern.
    Fünfzehn Minuten waren seit Kevins Telefongespräch vergangen. Danach war er nicht sehr gesprächig gewesen.
    »Warum hast du mir nichts von deinem Vater erzählt?«
    »Ich will die Zeit zu Hause vergessen. Ich hielt es nicht für wichtig, nachdem du von deinen Eltern erzählt hattest. Sie haben dich geliebt. Warum sollte ich darüber reden, was für einen Scheißvater ich hatte?«
    »Nach dem, was wir in den vergangenen Tagen gemeinsam durchgemacht haben, hätte ich gedacht, dass du weißt, du kannst mit mir darüber reden.«
    »Du hast ja recht. Es tut mir leid.« Kevin starrte auf die Uhr. »Gut … Hier ist meine Geschichte. Mein Vater hing während meiner Kindheit an der Flasche. Nach einem Unfall auf einer Baustelle erhielt er zehn Jahre lang Sozialhilfe. Die Hälfte davon hat er vertrunken, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Er wollte nicht, dass ich auf die Uni gehe und wollte auch kein Geld dafür lockermachen. Studieren hielt er für Zeitverschwendung. Ich sollte auf dem Bau arbeiten und ein richtiger Mann werden. Dass ich studieren durfte, verdanke ich meiner Mutter. Sie starb vor drei Jahren an Krebs. Auf ihrer Beerdigung habe ich das letzte Mal mit meinem Vater gesprochen. Ein bisschen anders als deine Geschichte,

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