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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Zimmer, um mein Spiegelbild zu inspizieren.
    »Nicht gerade eine nette Weise, deinen neuen Zimmergenossen zu behandeln.«
    »Ich habe nicht darum gebeten …«
    Ich blieb auf halbem Weg zum Flur stehen. Ich hatte die letzten paar Wochen damit verbracht, Carter des Mordes und anderer schrecklicher Dinge zu verdächtigen; ich hatte das letzte halbe Jahrhundert damit verbracht, ihn als Person zu hassen. Dennoch hatte er mir gerade das Leben gerettet, und ich hatte kein einziges Wort des Dankes geäußert.
    Ich wandte mich zu ihm um und fürchtete mich vor dem, was ich jetzt zu sagen hatte.
    »Tut mir leid.«
    Er zeigte einen Ausdruck ähnlich wie Jerome, als ich ihn vorhin um Erlaubnis gebeten hatte. »Wirklich? Wegen gerade eben?«
    »Dass ich dir nicht früher schon gedankt habe. Dass du mich da gerettet hast. Ich meine, ich bin nicht sonderlich glücklich darüber, dass du hier dein Lager aufschlägst, aber ich bin dankbar für das, was du da getan hast. Und es tut mir auch leid, wenn ich nicht so richtig … nett zu dir war.«
    Der Engel zeigte einen unlesbaren Ausdruck. »Freut mich, dir helfen zu können.«
    Da ich nicht wusste, was ich sonst noch hätte sagen können, wandte ich mich wieder um und ging weiter.
    »Was tust du jetzt?«, fragte er.
    Erneut hielt ich inne. »Mir den Schaden ansehen und dann ins Bett gehen. Ich bin müde. Und alles tut mir weh.«
    »Oh, keine Partyspielchen zum Einschlafen oder Popcorn? Kein Stylen?«
    »Nimm das jetzt nicht persönlich, aber du könntest selbst etwas Styling gebrauchen. Du siehst aus wie ein Flüchtling. Warum …« Ich schluckte und setzte neu an, als ich ihn musterte. »Als ich dich da draußen gesehen habe, auf der Straße, warst du … warst du so wunderschön. Das schönste Ding, was ich je gesehen habe.« Die Worte kamen nur noch flüsternd heraus.
    Carters Gesicht wurde feierlich. »Jerome ist genauso, weißt du. In seiner wahren Gestalt. Ebenso schön. Engel und Dämonen stammen aus demselben Schlag. Er hat diese Möchtegern-John-Cusack-Gestalt freiwillig gewählt.«
    »Warum? Warum tut er das? Und warum willst du wie ein Junkie oder Herumtreiber aussehen?«
    Die Winkel seines Mundes verzogen sich leicht nach oben. »Warum wählt eine Frau, die behauptet, die Aufmerksamkeit netter Männer nicht auf sich lenken zu wollen, eine Gestalt, nach der sich alle Männer umdrehen?«
    Erneut schluckte ich, verloren in den tiefen Abgründen seiner Augen, jedoch nicht auf dieselbe Art, wie ich in Romans oder Seths Augen verloren war. Es war eher so, als ob der Engel mich völlig durchschauen könnte, mich und meine sämtlichen Fassaden bis hinab zu meiner Seele oder was davon geblieben war.
    Unter großer Anstrengung löste ich mich von diesem forschenden Blick und wandte mich wieder meinem Schlafzimmer zu.
    »Niemand ist auf ewig verdammt«, sagte er sanft zu mir.
    »Ja? Das habe ich aber anders gehört. Gute Nacht.«
    Ich ging in mein Schlafzimmer und schloss die Tür hinter mir. Kurz bevor es klickte, hörte ich Carter rufen: »Also, wer macht das Frühstück?«

Kapitel 18
     
    Etwa gegen zehn Uhr am folgenden Morgen riss mich das Telefon aus einem Traum von Quallen und Pfefferminzeis mit Schokoraspeln. Ich wälzte mich herum, hob den Hörer und entdeckte dabei, dass ich wesentlich weniger Schmerzen hatte als am vorangegangenen Abend. Unsterblichkeits-Heilung in Aktion.
    »Ja?«
    »Hallo, Seth hier.«
    Seth! Die Ereignisse des gestrigen Tages stürmten auf mich ein. Der Kindergeburtstag. Das Eis. Das Parfüm. Erneut fragte ich mich, zu wem er gefahren war, nachdem er mich an der Buchhandlung hinausgeworfen hatte.
    »Hallo«, sprudelte ich hervor und richtete mich auf. »Wie geht’s Ihnen?«
    »Nicht schlecht. Ich bin, äh, drüben bei Emerald City, und habe Sie nicht gesehen … es hieß, Sie haben heute Ihren freien Tag.«
    »Ja. Ich bin morgen wieder da.«
    »Okay. Also, äh, möchten Sie vielleicht heute was unternehmen? Mittagessen? Oder vielleicht ins Kino gehen? Es sei denn, Sie haben schon was anderes vor …«
    »Nein … nicht so richtig …« Ich biss mir auf die Lippe und unterdrückte damit die sofortige Zustimmung, die heraussprudeln wollte.
    Bei Seth hatte ich nach wie vor das Gefühl einer seltsamen, unerklärlichen Anziehung und einer tröstlichen Vertrautheit. Ich wäre gern häufiger mit ihm zusammen gewesen, aber ich hatte bereits den Versuch unternommen, mit ihm Freundschaft zu halten und mit Roman auszugehen, was in einer gewaltigen Tracht

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