Succubus Heat - Mead, R: Succubus Heat
vermeiden, dass wir entdeckt werden. Du kennst das ja. Darum gibt es noch einiges, was wir auspacken müssen.» Er wies auf einen Karton in der Ecke. Ich konnte nicht seinen ganzen Inhalt erkennen, aber ich erspähte eine schwarze Federboa und einen fluoreszierenden Schädel. An der Seite der Kiste verkündete eine Aufschrift in schwarzem Marker kurz und bündig: Tempel-Kram.
Ich zählte die Stühle. Fünfzehn. «Wie viele Mitglieder habt ihr?», fragte ich nach.
«Ungefähr ein Dutzend. Ein paar weniger, die wirklich aktiv sind.» Er setzte sich auf einen der Stühle und bedeutete mir, es ihm gleichzutun.
«Und wie lange trefft ihr euch schon?»
«Oh, seit ungefähr einem Jahr.»
Ich lächelte und bemühte mich, charmant und nicht wie eine Sensationsreporterin zu klingen. «Ich habe von einigen Sachen gehört, die ihr gemacht habt. Ziemlich beeindruckend. Zum Beispiel das mit den Bibeln und die, äh, Graffitis.»
Er strahlte über das Lob. «Du hast davon gehört? Cool. Wir handeln nach den Anweisungen des Engels der Finsternis.»
«Was wurde euch denn noch so aufgetragen?»
«Na ja, also einmal, da sollte es in dieser Methodistenkirche einen Eiscreme-Verkauf geben. Wir sind aber vorher eingebrochen und haben all ihre Eiscreme aus dem Kühlschrank geholt und sie schmelzen lassen.»
«Aha.»
«Und dann, ein anderes Mal, da sind wir in den Streichelzoo gegangen und haben allen Ziegen Halsbänder mit Pentagrammen umgehängt. Außerdem haben wir ihre Hörner rot und schwarz angemalt. Ich kann dir sagen, das war nicht einfach. Die wollen einfach nicht stillstehen.»
«Aha.»
«Oh, und dann haben wir auf allen Fernsehern Rosemary’s Baby laufen lassen.»
«Äh – Fernseher?»
«Oh ja, ich arbeite in einem Elektronikladen und wir haben diese großen Wände voller Fernseher und ich habe sie alle zusammengeschlossen. Mein Boss hat nie rausbekommen, wer das gemacht hat.»
Und so ging diese Litanei weiter und weiter. Etwa zehn Minuten später unterbrach ich ihn schließlich, ich konnte es einfach nicht mehr hören. «Also Evan, was ihr da so gemacht habt, das ist wirklich absolut fantastisch. Ich meine, das sind Sachen, da würden sich meine Leute in Seattle niemals , nicht in einer Million Jahren, nicht im Traum ranwagen.»
«Tatsächlich?», fragte er glücklich.
«Tatsächlich», antwortete ich rundweg. «Aber, auch wenn das alles wirklich tolle Zeichen setzt, wäre es nicht eher im Sinne des, äh, Engels, wenn ihr daran arbeiten würdet, für ihn Seelen zu beschaffen?»
«Für sie», korrigierte mich Evan.
«Für sie. In Ordnung.» Luzifer, Satan, der Teufel, was auch immer. Es gab viele Namen für das, was die Menschen für die höchste Manifestation des Bösen hielten, und über die Jahre waren mir unzählige davon zu Ohren gekommen. In Hinsicht auf die beliebte Vorstellung von Luzifer als gefallenem Engel überraschte mich diese Engel-der-Finsternis -Sache auch nicht besonders, der weibliche Aspekt allerdings schon. «Entschuldige», sagte ich zu ihm. «Für uns ist der Engel männlich.»
«Das ist okay», erwiderte er. «Der Engel erscheint in allen Gestalten für alle Menschen.»
«Genau. Jedenfalls, was ich sagen wollte, das höchste Ziel ist doch, so viele Menschen wie möglich für ihre Sache zu bekehren, oder? Sie auf den Pfad der linken Hand zu führen. Mir scheint, dass Eiscreme zu schmelzen dafür nicht ganz ausreicht – nicht dass das nicht wirklich cool wäre», fügte ich hastig hinzu. « Ich frage mich nur, ob ihr euch nicht viel eher darauf konzentrieren solltet, die Menschen in Versuchung zu führen.»
Evan schien meine Kritik nicht im Mindesten zu kümmern. «Das ist vielleicht das Ziel eurer Gruppe. Aber unsere soll eben solche Dinge tun. Wir alle tragen auf verschiedene Art zum großen Ganzen bei.»
Ich war mir sicher, dass ich gerade total bescheuert dreinschaute, darum schwenkte ich lieber wieder auf meine verlockende, verführerische Taktik um, denn schließlich war das mein Einstellungskriterium für diesen Job gewesen. Es konnte doch nicht so schwer sein, ihn zum Wanken zu bringen, insbesondere, wenn man bedachte, dass mein Sukkubus-Glanz noch so frisch war. Ich ergriff seine Hand und streichelte sie sanft mit meinen Fingern.
«Ihr vollbringt Unglaubliches», betonte ich nochmals und rückte etwas näher. «Wirklich Unglaubliches. Aber vielleicht ist es Zeit, eine neue Ebene zu erklimmen und wahrhaftig Finsternis in die Welt zu tragen.»
Seine Augen studierten einen
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