Succubus Heat - Mead, R: Succubus Heat
Die Züge des Engels drückten Erstaunen aus – und Wehmut.
«Hast du das gehört?», fragte sie mich. «Diese Töne waren nicht schwierig, dennoch hat er es geschafft, so viel in sie hineinzulegen. Sein Herz, seine Gefühle, seine Seele. Eine Welt aus Kummer, erlesenes Leidᅠ… alles in diesen wenigen Noten.» Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein. «So etwas kannst du nicht. Nicht einmal ich kann so etwas – nicht so, wie er es kann.»
Ihre Worte überraschten mich, aber ich verstand genau, was sie meinte. Ich bewunderte Seths Bücher teilweise auch aus dem Grund weil er, ein Sterblicher, ein Talent hatte, das ein Unsterblicher wie ich niemals besitzen konnte. «Nur die Menschen haben die Gabe der Schaffenskraft», murmelte ich.
Ihre Augenbrauen hoben sich leicht und sie lächelte. «Ja, genau. Also, sag mir, was ich für dich tun kann, Jeromes Sukkubus.»
Es kam mir etwas komisch vor, sie jetzt auszufragen. Sie hatte etwas Trauriges und Verwundbares an sich, das sie sympathisch machte. Nichtsdestotrotz wagte ich einen Vorstoß. Engel und Dämonen sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Beide sind gut darin, einen, was immer sie wollen, glauben zu machen. «Duᅠ… du hast von diesen so genannten Satanisten gehört, oder? Der Armee der Finsternis?»
Isabelles lächelnder Mund zuckte kurz. «Toller Film, doofe Sekte. Hattest du etwas mit ihrer heutigen Vorstellung zu tun? Mir hat diese Ziegenmaske wirklich gefallen.»
Ich schüttelte den Kopf. «Eigentlich habe ich mich gefragt, ob du nicht etwas damit zu tun hattest.»
«Ich?» Sie lachte. «Ich wünschte, ich könnte mir so etwas Gutes ausdenken – da haben wir es wieder. Menschen und Schaffenskraft. Warum fragst du?»
«Weil sie behaupten, von einem Engel geleitet zu werden.» Ich berichtete ihr in gekürzter Fassung, was die Gruppe mir erzählt hatte.
«Und du nimmst an, dass sie das mit dem Engel wörtlich meinen?»
«Ich versuche, gar nichts anzunehmen. Aber ich glaube, dass jemand oder etwas sie dirigiert, und deine Seite hat die besten Gründe, Cedric in Schwierigkeiten zu bringen und dafür zu sorgen, dass die Obrigkeiten von allen Seiten ihm Ärger machen.
«Und deine Seite hat genauso gute Gründe. Dämonen versuchen immer, sich gegenseitig auszubooten.»
Ich klopfte mit meinen Nägeln gegen den Rand meines Glases und betrachtete sie wachsam. «Und du hast eigentlich meine Frage nicht beantwortet», bemerkte ich. «Du hast nicht direkt abgestritten, etwas damit zu tun zu haben.» Engel konnten technisch gesehen nicht lügen, aber, oh, sie waren Meister darin, nicht immer die Wahrheit zu sagen.
Isabelle trank ihren Wein aus und lächelte mir wieder zu. «Oh, du bist herrlich. Ich fühle mich, als wäre ich in einer Polizei-Sendung im Fernsehen. Kein Wunder, dass Carter dich so gerne mag.»
Ich stöhnte frustriert und mir wurde klar, dass ich hier nicht weiterkam. Scheißengel.
Ihr Grinsen schwächte sich etwas ab, aber sie amüsierte sich eindeutig immer noch köstlich. «Sieh mal, Georgina», sagte sie. Sie kannte meinen Namen. Keine wirkliche Überraschung. «Ich mag dich. Du bist klug und liebenswert, aber so sieht es nun mal aus: Ich möchte nicht, dass Cedric Vancouver verlassen muss. Ich mag ihn. Und überhaupt, dieses Sprichwort, dass man seine Feinde in seiner Nähe halten sollte, ist wahr. Ich kenne ihn, ich verstehe ihn. Und wenn du solch ein Spiel spielst, wie wir es tun, dann läuft es für dich umso besser, je besser du die Spielsteine auf dem Brett einschätzen kannst. Ich möchte nicht mit einem Erzdämon leben müssen, den ich nicht kenne und der um einiges unangenehmer ist als Cedric.» Ein neues Glas Wein war zwischenzeitlich gebracht worden und sie machte eine Pause, um einen Schluck zu nehmen. «Und das ist die Wahrheit.»
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte ihr glauben, aber hatte keinen Schimmer, ob ich das konnte. Ich stöhnte einfach noch einmal.
«Was denkst du?», fragte sie.
«Ich wünschte, ich könnte dir glauben, wenn du sagst, dass du nichts damit zu tun hast. Selbst trotz dieser Nicht-lügen-Sache weiß ich nicht, ob ich das kann. Ich glaube nicht, dass ich überhaupt jemandem trauen kann.»
«Das», sagte sie fest, «ist etwas, dem ich absolut zustimme: Du kannst niemandem trauen. Auf beiden Seiten. Jeder verfolgt seinen eigenen Plan und gerade jetzt liegt etwas in der Luft – wie ein aufkommender Sturm, um das Klischee zu bemühen. Sei vorsichtig.» Ihr Gesicht zeigte nur einen
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