Succubus Heat - Mead, R: Succubus Heat
entwickelten sich seine Charaktere, wuchsen auf wundervolle und herzzerreißende Weise. Seth beschrieb ihre Gefühle und ihre Reaktionen so realistisch, dass es in meinem eigenen Leben einen Nachhall fand und wehtat. Ob das an seiner Kunstfertigkeit oder an ihm selbst lag, konnte ich nicht sagen.
Erst als Dante sich auf die Seite wälzte, bemerkte ich, dass ich geschnieft hatte.
«Weinst du etwa, Sukkubus?»
«Das liegt an diesem Buch», sagte ich.
Ich hatte gerade einen Abschnitt gelesen, in dem Cady und O’Neill ein tief schürfendes Gespräch über das Leben geführt hatten, und O’Neill hatte bemerkt, dass alle Menschen nach Verdammung wie auch nach Vergebung strebten, weil sie beides brauchten, um ihrer Existenz Sinn zu geben. Ich weinte, weil es die Wahrheit war und weil Seth wusste, dass es wahr war.
«Es gibt vieles in dieser Welt, weswegen man Tränen vergießen sollte», sagte Dante gähnend. «Ich bin mir nicht sicher, ob ein Buch auch dazugehören sollte.»
Die Uhr zeigte zu diesem Zeitpunkt vier Uhr morgens an und meine Augen brannten wegen der Tränen und vor Müdigkeit. Ich legte Seths Buch weg – von dem ich schon mehr als die Hälfte gelesen hatte – und schaltete das Licht aus. Dante veränderte seine Position und legte einen Arm um mich, dabei lag sein Kinn an meiner Schulter. Sein Atem wurde tief und gleichmäßig und es dauerte nicht lange, bis auch ich einschlief.
Später am Morgen weckte mich das Telefon zu unchristlicher Zeit. Dante war schon verschwunden. Das überraschte mich, aber in Anbetracht dessen, dass er kaum drei Stunden Schlaf abbekommen hatte, machte das wohl auch keinen großen Unterschied mehr.
«Hallo?» Das Telefon zu finden war schon herausfordernd genug gewesen, ganz zu schweigen davon, die angezeigte Nummer auf dem Display zu erkennen. Die Stimme am anderen Ende war außer sich.
«Georgina? Hier ist Blake.»
«Blake?» Ich meinte, keinen Blake zu kennen.
«Sag nicht, dass du uns vergessen hast.»
Plötzlich erinnerte sich mein schlaftrunkenes Gehirn. «Oh Gott. Tut mir leid. Blake. Von der Armee.» Dass er anrief, konnte nichts Gutes bedeuten. Ich setzte mich im Bett auf. «Was gibt es denn?»
«Sie machen heute etwasᅠ… ich darf es eigentlich keinem sagen, aber ich mache mir Sorgen. Ich weiß nicht viel, nur dass es etwas Großes ist.»
Ich war jetzt auf dem Sprung und verwandelte meine Kleidung und mein Haar im Gehen. «Hast du sonst noch etwas? Eine Uhrzeit oder einen Ort?»
«Noch nicht. Evan ist sehr geheimniskrämerisch mit den Dingen, die er uns erzählt. Er sagt, der Engel möchte, dass die Informationen auf das Nötigste begrenzt bleiben und dass wir erst in der allerletzten Minute in die Details eingeweiht werden.»
«Scheiße.» Ich vermutete, dass der Engel auch mein Wissen darüber begrenzen wollte. Schmeichelhaft, aber auch entnervend. «Okay, also hör zu. Ich bin in Seattle, aber ich fahre sofort los. Ich sollte in etwa zwei Stunden dort sein.»
«Du kannst unmöglich in zwei Stunden hier sein», sagte er ungläubig.
«Ich kann schon, wenn ich mich nicht an das Tempolimit halte.»
In der Innenstadt staute es sich etwas, aber als ich weiter nördlich war, löste sich der dichte Verkehr auf. Es herrschte Berufsverkehr und alle wollten hinein nach Seattle. Als ich auf dem Highway war, rief ich Cedric an. Ich wusste, dass ihm mein Mangel an Informationen nicht gefallen würde, aber nachdem er nach dem letzten Mal so wütend geworden war, musste ich zumindest den Versuch machen, mir Ärger vom Hals zu halten. Kristin ging ans Telefon.
«Er frühstückt gerade», erklärte sie mir. «Das ist eine besondere Zeit für ihn. Er schätzt es nicht, wenn man ihn dabei stört.» Sie klang angespannt und ich sah beinahe vor mir, wie sie gerade im Moment ein Frühstückstablett für ihn herrichtete.
«Tja, aber er wird wohl doch gestört werden, ob er will oder nicht.» Ich erzählte ihr, was Blake gesagt hatte und ihre Antwort darauf war der meinen ähnlich.
«Ist das alles, was du hast?»
«Ihr Engel sagt ihnen jetzt nur noch das Nötigste», sagte ich verbittert. «Ich werde dir mehr mitteilen, sobald ich mehr weiß. Ich dachte mir nur, dass Cedric Bescheid wissen sollte.»
Sie stöhnte. «Du hast Recht. Danke. Mann, das wird ihn aufregen. Danach wird er überhaupt keinen Appetit mehr haben.»
Ich schaffte die Strecke in zwei Stunden, wie ich es Blake prophezeit hatte, und wurde wundersamerweise nicht einmal angehalten. Er hatte sich die
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