Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
diesem Moment an war Seth eine verdammte Seele. Es war ihm zwar nicht bewusst, doch aus Reue darüber, sie hintergangen zu haben, hatte er sich daraufhin in eine übereilte Verlobung gestürzt. Er hatte das Gefühl, in ihrer Schuld zu stehen.
Ich bekam ein schlechtes Gewissen und konnte ihn nicht mehr ansehen. Ich bemerkte, dass Maddie und Doug ihren Krach beendet hatten. Maddie sah hinüber zur Theke, aber Dougs Augen waren auf mich gerichtet. Sie waren blutunterlaufen und matt und heftige, dunkle Augenringe zeichneten sich ab. Doch in diesem fertigen, verkaterten Blick lag etwas … ein Funke von Verblüffung und Überraschung.
«Zeit zum Arbeiten», meinte Maddie gut gelaunt und stand auf. Sie knuffte ihren Bruder in die Seite. Er zuckte zusammen und hörte auf, mich anzustarren. Ich war froh darüber. «Wirst du die letzten paar Stunden noch überleben?»
«Ja, ja», murmelte er und trank noch etwas Wasser.
«Geh nach hinten und mach ein bisschen Bestandsaufnahme», sagte ich zu ihm. Ich war ebenfalls aufgestanden. «Ich will nicht, dass die Kunden denken, unsere Angestellten können nichts vertragen. Ehe wir uns versehen, sind sie schon zu den großen Buchladen-Ketten übergelaufen. Das wäre kein Spaß.»
Doug erhob sich erschlagen und Maddie verzog ihre Lippen zu einem Grinsen. «Hey, Georgina. Würde es dir etwas ausmachen, wenn Doug und ich am Donnerstag unsere Schichten tauschen würden? Ich muss einiges für die Hochzeit erledigen, solange die Geschäfte noch offen sind.»
Doug sah sie scharf an. «Wann wolltest du denn bitteschön mich fragen, ob es mir etwas ausmachen würde?»
«Geht klar», sagte ich und versuchte, beim Wort «Hochzeit» keine Miene zu verziehen. «Du kannst mit mir die Abendschicht machen.»
«Willst du dann mitkommen?», fragte sie. «Du hast gesagt, du würdest.»
«Hab ich das?»
«Gestern Abend.»
Ich runzelte die Stirn. Weiß Gott, was ich gestern dank dem Einfluss von Wodka und seltsamen, magischen Kräften noch alles versprochen und inzwischen wieder vergessen hatte. Ich erinnerte mich allerdings daran, wie sie mir Hochzeitsbilder gezeigt hatte. «Ich glaube, ich muss selbst einiges erledigen.»
«Einer der Läden liegt gleich bei dir um die Ecke», bohrte sie weiter.
«Maddie», sagte Seth hastig, und der Themenwechsel war ihm ganz eindeutig genauso unangenehm wie mir. «Wenn sie keine Zeit hat –»
«Aber du kannst doch nicht den ganzen Tag beschäftigt sein», bettelte Maddie. «Bitte?»
Ich wusste, dass es in einer Katastrophe enden und nichts als Herzschmerz und Schwierigkeiten bringen würde. Aber Maddie war meine Freundin und der flehende Ausdruck in ihren Augen schlug mir auf den Magen. Mir wurde klar, dass das Schuldgefühle waren. Schuldgefühle, weil Seth und ich sie hintergangen hatten. Ihre Miene drückte jetzt so viel Glaube und Hoffnung in mich aus – in mich, die beste Freundin, die sie in Seattle hatte, und die einzige, von der sie glaubte, dass sie ihr bei der Planung der Hochzeit zur Seite stehen konnte.
Aus diesem Grund willigte ich doch ein, genau wie schon am Abend zuvor. Bloß konnte ich es dieses Mal nicht auf den Alkohol schieben. «Okay.»
Aus Schuldgefühlen macht man einfach die allerblödesten Sachen.
Kapitel 3
An diesem Abend arbeitete ich bis Ladenschluss und war erst um etwa zehn Uhr zu Hause. Zu meiner Überraschung traf ich Roman auf der Couch an, wo er gerade eine Schale Cornflakes aß, während die Katzen auf seinem Schoß darum kämpften, wer von ihnen mehr von seiner Aufmerksamkeit für sich einnehmen konnte. Ehrlich gesagt schienen sie ihn in letzter Zeit lieber zu mögen als mich. Das war ein Verrat von cäsarischem Ausmaß.
«Was machst du denn hier?», fragte ich und setzte mich in den Sessel ihm gegenüber. Da bemerkte ich, dass die Reste der Partysauerei verschwunden waren. Doch das erwähnte ich lieber nicht, denn ich hatte das Gefühl, dass das nur dazu führen würde, dass er nie wieder aufräumen würde. «Ich dachte, du wärst unterwegs, Jeromes Sukkubus nachzujagen.»
Roman gähnte diskret und stellte die leere Schale auf den Couchtisch. Beide Katzen sprangen sofort von seinem Schoß, um an die übrig gebliebene Milch zu kommen. «Ich habe gerade Pause. Allerdings bin ich ihr den ganzen Tag gefolgt.»
«Und?» Neben meiner naturgegebenen Neugier fühlte ich mich nicht wohl damit, dass Jeromes Autorität in Frage gestellt wurde. Der Erzdämon ging mir vielleicht manchmal auf den Keks, doch ich hatte
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