Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
urteilen, erriet er meine Gedanken und das hasste ich. «Danke», sagte ich. «Ich denke, ich gehe jetzt ins Bett.»
«Und ich», sagte Carter, «besorge mir einen Drink.»
«Bist du mit Simone endgültig fertig?», fragte Roman.
Carter winkte ab. «Zumindest für heute Nacht. Ich widme mich ihr morgen früh wieder.»
«Du bist ein schlampiger Spion», bemerkte ich, obwohl ich völlig nachvollziehen konnte, warum er sich aus den Liaisons dieses Sukkubus heraushalten wollte.
Ich erhielt nur ein weiteres Lächeln zur Antwort und dann verschwand er.
«Was jetzt?», dachte ich laut.
«Jetzt», sagte Roman, «kriegst du deinen Schönheitsschlaf. Damit ich morgen wieder einen bezaubernden Tag damit zubringen kann, dir dabei zuzuhören, wie du Kunden berätst, die so etwas Ähnliches wie Sakrileg lesen wollen.»
«Das macht dir doch Spaß, gib’s zu», gab ich zurück und ging in Richtung meines Schlafzimmers.
«Bist du sicher, dass du keine Gesellschaft willst?»
Ich sah ihn an und musterte eingehend sein Gesicht, die hübschen Züge und die blaugrünen Augen, gefärbt wie das Mittelmeer meiner Jugend. Seine Miene war forschend und ein ironisches Lächeln spielte auf seinen Lippen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er nur scherzte. Oder was er wirklich meinte.
«Ganz bestimmt.»
Meine Worte klangen etwas überzeugter, als ich eigentlich war, aber die Nacht verging ohne Zwischenfälle. Das überzeugte mich noch fester davon, dass meine niedergeschlagenen Stimmungen die Zielscheibe der rätselhaften Kraft waren. Deshalb hatte ich, als ich am nächsten Tag zur Arbeit ging, auch gute Laune. Ich trug sogar Gelb, um meine Fröhlichkeit damit noch zu unterstreichen, und grüßte meine Kollegen derart enthusiastisch, dass Doug von mir wissen wollte, welche Drogen ich denn einwarf – und ob ich ihm etwas abgeben würde.
Doch all das änderte sich schlagartig, als ich auf dem Weg zur Sciene-Fiction-Abteilung etwas spürte, was mir völlig gegen den Strich ging: eine unsterbliche Signatur. Die unsterbliche Signatur eines Sukkubus . Und ich wusste auch ganz genau, zu welchem Sukkubus sie gehörte. Ich drehte mich einmal um mich selbst, machte ein paar Schritte und versuchte, die Richtung, aus der sie kam, zu lokalisieren. Belletristik.
Ich eilte sofort dorthin und, na klar, da war Simone – mit Seth. Sie war in der Gestalt erschienen, von der ich schon gehört hatte – die verträumte, belesene – aber auch attraktive – Brünette. Sie standen bei Seths Büchern und sie hielt die Taschenbuchausgabe von Idiosyncraso , einem seiner Romane, in der Hand. Als ich mich den beiden näherte, musste sie meine Signatur spüren, doch ihre Augen blieben bei Seth und ihre Unterhaltung kam keine Sekunde ins Stocken.
«Das haben sie tatsächlich im College geschrieben?»
«Ja», antwortete er. «Es war allerdings nicht das erste Buch, das ich veröffentlicht habe. Es stand jahrelang in meinem Regal, bevor ich es wieder ausgegraben und überarbeitet habe.»
«Cool», sagte sie und blätterte in dem Buch. «Ich kann gar nicht erwarten, es zu lesen. Dann habe ich, bis ihr nächstes Buch erscheint, was zu tun.»
«Also, freuen Sie – oh, hallo.»
Seth hatte mich entdeckt. Ich blieb bei ihm stehen und Simone wandte sich höflich nach mir um.
«Wie geht’s so?», fragte ich und meine Stimme klang dabei schroffer als beabsichtigt.
Seth, der immer feine Antennen für mich hatte, schien wegen meines Tons etwas irritiert, sagte aber nichts dazu. «Gut. Georgina, das ist Kelly. Kelly, Georgina. Georgina ist hier die Geschäftsführerin.»
«Hi, Kelly .»
Ich schüttelte ihre Hand mit festem Griff, den sie erwiderte, und wir beide grinsten uns kontinuierlich an, wie die Frauen von Stepford .
«Ich habe Kelly im Café getroffen», sagte Seth sanft und ahnte nichts davon, dass er sich mitten im Sukkubus-Kreuzfeuer befand. «Ich habe ihr empfohlen, sich den Laden mal anzuschauen.»
«Es ist toll hier», sagte Simone und war nichts als bezaubernd und unschuldig. «Ich bin eine begeisterte Leserin. Ich mag alles, was mit Büchern zusammenhängt. Und dass ich einen meiner Lieblingsautoren kennen gelernt habe, hat mir ganz neue Einblicke gewährt.»
«Na, also», sagte Seth und war durch die Aufmerksamkeit, die er erhielt, etwas peinlich berührt. «Ich weiß nicht recht, ob ich wirklich mit so tiefen Einblicken aufwarten kann.»
Simone lachte auf. «Doch, mit einigen. Ich habe das Gefühl, dass Sie mir jedes Mal, wenn ich Sie
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