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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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um mit dem Blick alle - Eltern, FBI-Agenten und Medienvertreter - erfassen zu können. »Und es ist sinnlos, diese Strecke zu nehmen.«
    »Falsch«, krähte der Reporter in sein Megafon. »Ich garantiere euch zwei Stunden Sendezeit für jeden Tag auf dem Loop. Beste Sendezeit«, legte er nach.
    »Auf dieser Strecke hat man keine Leichen geortet«, sagte Mallory, und Hunderte von Köpfen wandten sich wieder ihr zu. »Keins eurer Kinder liegt dort vergraben.«
    »Wenn das wahr wäre«, konterte der Reporter, »hätte der
FBI-Einsatzleiter meine geänderte Streckenführung nicht gebilligt.« Er ließ das Megafon sinken und kletterte von dem Auto herunter. Jetzt musste er sich den Hals verrenken, um Mallory anzusehen. Aber er lächelte. »Ende der Durchsage, Detective.«
    »Irrtum«, sagte Mallory.
    Dank seiner Größe konnte Charles die ganze Menge überschauen. Dale Berman war nirgends zu entdecken, und auch Riker war verschwunden. Mallory stand noch immer auf dem Pickup.
    Der Reporter nahm wieder das Megafon zu Hilfe. »Also abgemacht, wir fahren nach Santa Fe.«
    Mallory zog die Jacke aus, so dass ihre Dienstwaffe zum Vorschein kam, und klipste die goldene Dienstmarke an eine Gürtelschlaufe ihrer Jeans. Mit den Händen an den Hüften sah sie den Reporter an. »Sie sind sich hoffentlich darüber im Klaren, dass ich hier die Staatsgewalt vertrete. Und jetzt halten Sie den Mund.«
    Der Reporter ließ sich nicht einschüchtern. »Schon mal was von Pressefreiheit gehört? Die Verfassung unseres Landes …«
    »Die kann ich Ihnen auswendig hersagen.« Riker löste sich aus der Menge, packte den Reporter am Hemd, schleppte ihn rücklings übers Gelände und belehrte ihn in deutlichen, wenn auch vielleicht nicht ganz druckreifen Worten über sein verfassungsmäßiges Recht zu schweigen. »Und jetzt will ich keinen Ton mehr von Ihnen hören.«
    Nun hatte Mallory die Menge in der Hand. Alle Blicke richteten sich auf sie - und alle Objektive. Die Kameras liebten sie mehr als den Reporter des Nachrichtenkanals.
    »Der Santa-Fe-Loop ist Teil der alten Route 66 aus den dreißiger Jahren, so, wie eure Großeltern sie in Erinnerung haben. Der Killer hat seine Gräber an der alten Fernfahrerstraße aus
den sechziger Jahren ausgehoben. Das ist seine Route 66 - und eure.«
    Als sie jetzt über die Veränderungen und Varianten dieser historischen Straße sprach, begriff Charles Butler, dass es nicht ihre eigenen Worte waren, die er hörte. Mallory kam ihm vor wie ein Schulmädchen, das ein auswendig gelerntes Gedicht aufsagte.
    Dann aber war Schluss mit der Poesie. Sie ballte die Fäuste.
    »Der nächste Halt ist Clines Corners, seit über sechzig Jahren eine der Sehenswürdigkeiten der Route 66. Wenn ihr den alten Santa-Fe-Loop nehmt, kommt ihr da nicht hin, eure Autos werden stecken bleiben, ihr werdet im Dunkeln sitzen und warten. Glaubt ihr, ein geschlossenes Wagenfenster wäre Schutz genug?« Mallory deutete auf den Reporter, den Riker noch immer festhielt. »Und glaubt ihr, dass der da sich darüber Gedanken macht? Frisches Blut ist in seiner Branche höchst willkommen. Sein Sender hat aus dem Tod der Kinder eine verdammte Seifenoper gemacht, und je länger er die hinziehen kann, desto besser ist es für ihn. Das ist der einzige Grund für diesen Abstecher. Und dafür zahlt er mit Sendezeit. Alles eine Geldfrage. Er will eure Kinder kaufen, tot oder lebendig.«
     
    Der Konvoi hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. Den Ausschlag hatte gegeben, dass über lange Staus allenfalls in den Abendnachrichten berichtet wurde. Die Reporter würden sich wirkungsvollere Bilder suchen - Bilder der Polizisten, die auf der alten Fernfahrerstrecke kleine Leichen aus der Erde holten. Jetzt hielt Mallory mit ihrem silberfarbenen Cabrio auf der Überholspur der Interstate 40 Ausschau nach Ausreißern in der langen Autoschlange.
    Von allen Toten, die Mallory auf der Fahrt Gesellschaft leisteten, verstand sie sich am besten mit Ariel Finn, vielleicht weil
die nie etwas sagte, nichts sagen konnte, denn Mallory hatte nie ihre Stimme gehört. Sie sah das Mädchen vor sich - helle Haut ohne Makel, ohne Blutergüsse oder klaffende Wunden, der Körper unversehrt, die abgetrennte Hand wiedergeschenkt. Ariel hob sie, als das Cabrio sich Joe Finns altem Chevy näherte. Dodie hatte das Gesicht an die Scheibe gepresst, als die tote Ariel ihrer kleinen Schwester zuwinkte.
    Und Dodie - winkte zurück.
    Mallory trat das Gaspedal durch, und das Dröhnen des

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