Such mich Thriller
Beichtmutter ausgesucht.«
»Etwas zu einfach«, wandte Charles ein. »Fahr den Fall mal ein Stück zurück. Erst muss sie Mallory einen von Peyton Hale verfassten Brief geschickt haben - als Kostprobe gewissermaßen. Vielleicht hat sie gedacht, die Sache wäre damit erledigt.«
»Und dann will Mallory die übrigen Briefe sehen. Alle. Sie weiß, dass sie betrogen worden ist. Savannah hat drei Wochen in Mallorys Wohnung verbracht, mehr als genug Zeit für eine lückenlose Beichte. Ich habe erlebt, wie sie hartgesottene Verbrecher in weniger als einer Stunde weich gekocht hat.«
»Mag sein«, räumte Charles ein, »aber Mallory hat sich einfach verhalten wie - Mallory. Du kannst ebenso gut von einer Pistole verlangen, dass sie ihre Natur verleugnet. Ich sehe hier keine Absicht, keinen Feldzug, die Frau zum Selbstmord zu treiben.«
Sie mussten das Gespräch beenden, als Mallory zu ihnen trat, und Charles überlegte, ob sie ihm wohl das schlechte Gewissen ansah. Aber sie setzte sich auf einen Campinghocker und stellte sich den Laptop auf die Knie, ohne Charles eines Blickes zu würdigen. Gegen die Gesellschaft der beiden Männer hatte sie offenbar nichts einzuwenden, zu Gesprächen aber wohl keine Lust. Sie sah auf den Bildschirm, nur hin und wieder warf sie einen Blick auf ein Lagerfeuer in der Nähe, wo ein kleines Mädchen in einem Schlafsack lag.
Joe Finn bemühte sich, das kleine Zelt aufzustellen, ohne seine Tochter zu wecken. Sein Sohn Peter hatte die ganze Zeit zu Mallory herübergesehen, jetzt stand er auf und ging auf sie zu. In dem frischen jungen Gesicht standen die Augen eines alten Mannes. Zielbewusst kam er näher. Er hatte offenbar etwas Ernsthaftes mit ihr zu besprechen.
Peter Finn tippte Mallory auf die Schulter, konnte sie aber nicht von ihrem Laptop loseisen.
»Was ist der Tod?«
»Das weißt du doch.«
»Aber Sie wissen mehr als ich.«
Charles schloss kurz die Augen. Der Junge hatte sich genau die Person ausgesucht, von der er am wenigsten eine freundliche Lüge erwarten durfte und die sich wahrscheinlich am besten auf diesem Gebiet auskannte.
»Wie ist das nun mit dem Tod?«, drängte er.
»Es ist das, was nach dem Leben passiert.«
»Und dann?«
Jetzt endlich sah sie den Jungen an. Ihr leicht überraschtes Gesicht schien zu fragen: Was willst du denn noch?
Mehr wollte er offenbar wirklich nicht. Dieses Leben war genug, war hart genug. Er sah wohl den Himmel ähnlich wie Mallory: keine Fortsetzung dieses Daseins und nicht mehr als das.
»Meine Schwester Ariel ist wirklich tot, nicht?«
»Ja«, sagte Mallory, die kurze Antworten schätzte.
»Ist gut. Würden Sie das bitte auch meinem Vater sagen, damit wir heimfahren können?«
»Glaubst du, dass er auf mich hören würde?«
Wohl nicht. Seine letzte Hoffnung war dahin. Der Junge drehte sich um und ging mit dem gebeugten Rücken eines Hundertjährigen davon.
Charles folgte ihm. »Kann ich dich einen Augenblick sprechen?«
Peter blieb stehen und drehte sich um. »Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Ariel im Himmel ist.«
Charles hockte sich hin, um auf Augenhöhe mit Peter zu sein. »Ich will dir alles erzählen, was ich über den Himmel weiß, ich habe es in der Sonntagsschule gelernt. Christus hat gesagt, dass die Menschen vom Himmel umgeben sind, ihn aber nicht sehen. Da ist was dran, finde ich. Meiner Meinung nach gibt es nichts Schöneres als das Leben. Das Beste hast du noch vor dir, das darfst du nicht versäumen.«
Das war ein schwacher Trost für ein müdes Kind, das zum Überleben eine Struktur für seine Tage brauchte und ein gewisses Maß an Normalität. Ein guter Anfang wäre zum Beispiel ein richtiges Bett, in dem Peter sich nachts ausstrecken konnte. Charles drehte sich zu dem Boxer um, der mit Seilen und Zeltstangen kämpfte. Jeder Fehlschlag verriet seine schwere Depression.
»Ich werde mit deinem Vater sprechen.«
Peter schüttelte mutlos den Kopf. »Auf Sie hört er nicht.«
Während Charles auf Joe Finn zuging, blätterte er im Geiste in Mallorys Buch klarer Worte und rüder Umgangsformen. Die harten Fakten sollten den Boxer ins Herz treffen. »Ariel ist schon lange tot, und das wissen Sie genau. Und inzwischen ist Ihr Sohn so weit, dass er sterben will.«
Jetzt war ihm die zornige Aufmerksamkeit des Boxers gewiss. Die überlebende Tochter war aufgewacht und summte verstört. »Und auch das geht schon viel zu lange. Sie braucht mehr Hilfe, als Sie ihr geben können. Ich kann Ihnen eine
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