Such mich Thriller
make you craaazy …«
Als sie das erste Hinweisschild auf Clines Corners sichtete, schien ihr, als sei sie aus einem Schlaf erwacht. Wie viel Zeit war vergangen? Welche Strecke hatte sie zurückgelegt? Sie
hätte es nicht sagen können. Die Eltern liefen rat- und ziellos auf dem Parkplatz herum wie Flüchtlinge vom Ende der Welt. Sie stellte den Wagen ab und beobachtete sie eine Weile. Gehen oder bleiben? Noch hätte sie sich ungesehen davonmachen, nach Westen fahren können, weg von diesen armen Menschen.
Zu spät.
Agentin Nahlman stand am Seitenfenster und beugte sich zu ihr hinunter. »Ich habe es gerade erfahren. Sie wussten, dass er gefährdet war, nicht?«
»Spielt das jetzt noch eine Rolle?« Mallory stieg aus. »Morgen früh ist Magritte tot.« Vielleicht würde er noch ein wenig länger leben, wenn sie sein Leben nicht mehr FBI-Agenten anvertraute. Am Tatort hatte sie die Polizei angewiesen, sein Krankenhauszimmer zu bewachen.
Christine Nahlman folgte ihr über den Parkplatz. »Warum haben Sie mich nicht eingeweiht?«, fragte sie fast empört. »Ich hätte Berman die Knöchelchen als Beweismaterial ausgehändigt, Dr. Magritte wäre …«
»Sie haben ihm die Knochen nicht ausgehändigt?«, fragte Mallory scharf zurück - dabei steckte der blaue Beutel in ihrem Rucksack. Strafe muss sein, dachte sie.
Christine Nahlmans Gesicht spiegelte schmerzliches Begreifen. »Dann wäre Magritte verhaftet worden, er wäre in Sicherheit und nicht …«
»Eben«, sagte Mallory. »So war es geplant.«
Riker stand zusammen mit Charles am Rand der unruhigen Menge. »Ich brauche Hilfe«, sagte er. »Der Täter arbeitet alles Unerledigte ab, und dazu gehört auch Dodie. Die Finns gehören in Schutzhaft. Kronewald handelt das gerade mit Harry Mars aus.«
»Und die anderen Eltern?«
»Solange sie auf der Straße sind, wird der Killer sie erledigen, einen nach dem anderen. Er liebt diese Publicity. Und die Reporter machen sich in die Hose vor Aufregung. Ja, es wird Zeit, dass sie alle dahin zurückfahren, von wo sie gekommen sind.«
»Meinst du? Die meisten sind hier besser aufgehoben als zu Hause.«
»Auch wenn sie hier dran glauben müssen?«
»Der Tod hat unterschiedliche Gesichter.« Charles sah diese Menschen vor sich, wie sie in ihren vier Wänden hockten, nur mit dem Leid als Gefährten, wie sie ihrem Unglück Socken strickten und es mit Schwermut fütterten. Hier hatten sie eine Mission, ein Ziel. Die Zeltstadt hatte sie aufrechterhalten, war ihnen Trost und Gemeinschaft gewesen, und solange sie Magritte hatten, war eine feste Ordnung in ihrem täglichen Leben gewesen. All das war in dem Augenblick vorbei, als der Rettungswagen ihren Hirten mitnahm.
Mit heulender Sirene jagte er an der Rastanlage vorbei. Stumm und hilflos sahen die Eltern ihm nach, bis er auf der Interstate verschwunden war. Sie drehten sich auf der Stelle, als könnte jeder Windhauch sie umblasen, und sanken schließlich kraftlos neben ihren Fahrzeugen zu Boden.
Mallory ging auf sie zu, und nach und nach richteten sich alle Blicke auf sie. Charles begriff, was da vor sich ging. Sie war für diese Menschen Recht und Gesetz, sie würde die Schafe schützen.
Ihre neue Hirtin.
Hälse reckten sich, die Augen wurden groß, die Menschen stellten sich auf die Zehenspitzen, hoben fast ab vor Erwartung.
Und was waren Mallorys erste Worte?
»Fahrt nach Hause.«
Wohl kein sehr vielversprechender Anfang.
Die Menge verharrte stumm und noch hoffnungsvoll, wartete auf die nächsten, vielleicht inspirierenderen Worte, aber Mallory wandte sich ab und ging davon. Sie folgten ihr noch eine Weile mit ihren Schafsaugen, dann nickten sie einander zu. Eigentlich eine gute Idee.
Riker schüttelte den Kopf, Charles zuckte die Achseln und ging dann aus alter Gewohnheit hinter Mallory her.
Als der neue Lagerplatz bezahlt war und sich die Fahrzeuge zur Wagenburg formiert hatten, setzte sich Riker auf den Kotflügel des Mercedes und sah ins weite Land hinaus. Die Tafelberge von New Mexico waren dunkellila, und um neun hatte sich das Grasland grau gefärbt.
Charles trank in kleinen Schlucken seinen Kaffee, Riker rauchte und spekulierte über den Selbstmord von Savannah Sirus.
»So wie ich es sehe, geht es hier um Schuldgefühle. Nehmen wir an, Mallorys Mutter war schwanger, als Peyton sie sitzen ließ und sich mit der anderen Frau zusammentat. Savannah ist nach New York gekommen, um sich die Absolution zu holen … Sie hat sich nur die falsche
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