Such mich Thriller
noch nie von einer Kriminalbeamtin vernommen worden. Es war schwer, den Blick von der Waffe im Schulterholster zu wenden. Und er wusste immer noch nicht, was für ein Verbrechen er begangen hatte.
Allen anderen Gästen gefielen die Zimmer.
»Nein«, sagte er, als sie vorwurfsvoll von Renovierung sprach, »es war eine Restaurierung. Ein großer Unterschied. Alles ist unverändert.« Mit einer großen Geste umfasste er die großzügige Lobby mit der eleganten Einrichtung und der Atmosphäre der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts im amerikanischen Südwesten. Die obere Galerie säumten Fotos berühmter Schauspieler aus einer glamouröseren Epoche des Schwarzweißfilms. Tatsächlich kam er sich täglich bei Dienstantritt vor, als wäre er in einen dieser Filme geraten und könnte die Stars die breite Treppe hinunterschreiten sehen. »Und die Autogramme sind alle echt, während der Dreharbeiten haben sie hier gewohnt …«
»Und was ist mit meinem Zimmer?« Die seltsamen grünen Augen bezichtigten ihn der Lüge. »Die Möbel sind neu.«
»Gewiss, die Zimmer sind renoviert worden, die alten Möbel …«
»Es ist alles ganz anders.«
Er warf das Handtuch. »Das stimmt natürlich.« Eine Waffe im Holster verlieh dem bekannten Spruch »Der Gast hat immer Recht« besonderen Nachdruck. »Alles ändert sich.« Damit meinte er das Leben, das Weltall - alles bis auf seine restaurierte Lobby. »Nichts bleibt, wie es war.« Er sah die Enttäuschung in ihren Augen und vergaß seine Angst vor ihr. »Es tut mir ehrlich leid.«
Riker streckte sich auf Joe Finns verlassenem Schlafsack aus. Das Feuer war fast heruntergebrannt, und Charles Butler hielt ihn wach - durch sein Nachdenken. »Okay, ich geb’s auf. Was quält dich?«
»Das Mobiltelefon. Ich hatte keine Ahnung, dass Dr. Magritte eins besaß, bis Mallory es aus ihrem Rucksack holte. Das war etwas, was uns verband - unsere heftige Abneigung gegen
diese Dinger. Sie hängen einem wie ein Damoklesschwert über dem Kopf, hat er gesagt, wenn man ein Mobiltelefon hat, verfolgt einen die Welt überall hin. Und jetzt stellt sich heraus, dass er selbst so ein Teil hatte.«
»Ab und zu werden ihn Patienten angerufen haben.«
»Das kann nicht sein. Das Handy war sechs, sieben Jahre alt, sagst du. Seine normale Praxis hat Magritte vor zwölf Jahren aufgegeben, die Internetgruppen treffen sich online. Dort hat man sich vielleicht Emails geschickt, aber nicht telefoniert. Wenn er es nur für diese Fahrt hätte haben wollen, hätte er sich doch wohl ein neues angeschafft.«
»Vielleicht hat er es sich von einem Freund geliehen. Ganz praktisch für unterwegs.«
»Lässt sich das irgendwie überprüfen?«
»Sicher.« Riker holte, so müde er auch war, bereitwillig sein Handy heraus. »Kronewald müsste mittlerweile alles über dieses verdammte Ding wissen.«
Click.
Das Blitzlicht hatte Pearl überrascht.
Und auch der Mann mit der Kamera wirkte überrascht, als sie aus dem Abschleppwagen stieg.
Diese Reaktion war sie von ihren Kunden gewöhnt. Pearl Walters war eine kräftige Frau und eine erstklassige Automechanikerin. Sie hatte dreißig Jahre Erfahrung in allem, was zu einer Panne auf der Straße führen konnte.
Sie streckte dem Mann nicht die Hand entgegen, das schreckte die meisten Leute ab. Ihre Hände waren zwar sauber, aber die Fingernägel ließen zu wünschen übrig. Dreck und Öl setzten sich an Stellen ab, die ein Waschlappen nicht erreichte. Pearls Overall war schmierig, auf den Stiefeln waren frische Flecken. Die orangefarbene Warnweste war nach vielen
Jahren inniger Berührung mit Motoröl unter einem Wagenboden ziemlich mitgenommen, aber in einer dunklen Nacht trotzdem praktisch, der entgegenkommende Verkehr sah die Leuchtfarbe schon auf eine Meile Entfernung. Auf Parkplätzen machte sie am liebsten Geschäfte. Hier konnte man in Ruhe arbeiten, ohne Idioten fürchten zu müssen, die am Steuer eingeschlafen waren.
Ihr heutiger Kunde war nicht sehr gesprächig, aber er brauchte sein Problem Pearl auch nicht zu erklären. Der Vorderreifen war platter als platt.
»Hab keinen Wagenheber«, sagte er nur.
»Alles klar. Ich mach Sie im Handumdrehen wieder flott.« Sie kniete sich hin, um ihren eigenen Wagenheber anzusetzen und spürte keinen Schmerz, als ein Messer über ihre Kehle glitt, eher so etwas wie Erstaunen.
Was zum Henker …
Hände öffneten von hinten die Druckknöpfe ihrer Warnweste, ehe Pearl sie mit ihrem Blut bespritzen
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