Such mich Thriller
verdächtiges Fahrzeug melden.« Er sah aus dem Fenster auf die grüne Limousine und das silberfarbene Cabrio. »Der alte Ford da ist wohl nicht Ihrer. Schätze, Sie sind eher ein VW-Girl.«
Hätte der Trooper in diesem Moment ihr Gesicht gesehen, hätte er begriffen, dass die Bemerkung nicht gut angekommen war.
»Ich möchte, dass Sie den Kofferraum aufbrechen«, sagte Mallory.
Er lächelte gütig-herablassend wie der Cop aus der Nachbarschaft beim Besuch einer Vorschulklasse. »Ja, wissen Sie … hier in Illinois … ist so was … eigentlich nicht üblich … und das aus gutem Grund.«
Mallory umklammerte ihren Schlüssel, bis sie das Metall schmerzhaft in ihrer Handfläche spürte. Sie brauchte dringend Schlaf und konnte nicht den ganzen Tag warten, bis er seine Sätze zu Ende gebracht hatte. »In der vergangenen Nacht hat die Polizei in Chicago ein noch nicht identifiziertes Mordopfer gefunden, dem ein Körperteil fehlte.«
»So, wie ich’s gehört habe …«
»Die Leiche lag da wie ein Wegweiser, der in diese Richtung zeigte.«
»Hören Sie, Ma’am, New York ist Hunderte von Meilen entfernt …«
»Das ist mir bekannt. Ich komme von dort. Deshalb hat mein Wagen die gleichen Wasserstreifen wie der Ford. Da draußen steht ein Fahrzeug, auf das es gestern Nacht in Chicago geregnet hat. Diese Ecke von Illinois hat seit einem Monat keinen Tropfen Regen gesehen. Was sagen Sie übrigens zu den Fliegen?«
»Fliegen?« Mit einer lässigen Bewegung scheuchte er eine weg, die mit ihm hereingekommen war. »Die sind nichts Neues. Sie sind nicht von hier, stimmt’s?«
Woran mochte er das erkannt haben? An ihrer Ausdrucksweise? Oder womöglich an dem New Yorker Nummernschild an ihrem Wagen, der direkt vor seiner Nase geparkt war?
»Aller Wahrscheinlichkeit nach«, sagte der Trooper und legte eine kleine Pause ein - schließlich kostete es Kraft, so viele Worte an einem Tag von sich zu geben -, »… aller Wahrscheinlichkeit nach liegt ein Stück Wild im Kofferraum, und das ist kein Grund, einen fremden Wagen aufzubrechen.«
»Ein Stück Wild …« Mallory musterte die grüne Limousine, als stünde die Zukunft des jungen Mannes auf dem Kofferraum geschrieben. Er würde nie etwas anderes als seine eigenen Beobachtungen gelten lassen; er würde nie befördert werden, und seine Entlassung würde ihn völlig unvorbereitet treffen. Sie beschloss, etwas an dieser Zukunft zu ändern, aber nicht aus Menschenfreundlichkeit. Wenn sie ihm jetzt ein für allemal den Schneid abkaufte, würden ihm sehr schnell die Augen aufgehen - und sie konnte sich schlafen legen.
»Vorn sind keine Dellen«, sagte sie. »Mit einem großen Tier zusammengestoßen ist er nicht. Sie glauben, dass er auf der Jagd war? Selbst wenn unser Jäger ein ausgewachsenes Stück Wild im Kofferraum des Fords verstauen könnte, was er nicht kann, möchte ich eigentlich annehmen, dass sie in Colorado, wo sein Wagen zugelassen ist, genug Wild haben. Oder glauben Sie, dass es ihnen dort ausgegangen ist?«
Der Trooper feixte, denn dieses kleine Problem ließ sich aus seiner Sicht sehr schnell aus der Welt schaffen. Er machte schon den Mund auf, aber Mallory war schneller. »Nach meiner Erfahrung finden Schmeißfliegen Körperteile schneller auf als Leichenspürhunde. Die Sache fällt in Ihre Zuständigkeit, und Sie haben einen triftigen Grund. Nun brechen Sie schon die verdammte Kiste auf.« Und als er sich nicht rührte, setzte sie hinzu: »Es wäre ein Karriereschub für Sie.«
Er grinste wie über einen guten Witz. Dann besah er sich die Pies hinter der Theke und suchte sich im Geiste wohl schon einen zum Frühstück aus.
Trotzdem schoss Mallory ihn nicht über den Haufen.
Stattdessen legte sie - was sie eigentlich hatte vermeiden wollen - ihre goldene Dienstmarke auf den Tisch, die bei der New Yorker Polizei nur die Besten der Besten bekamen. »Meine Geduld hat Grenzen. Jetzt machen Sie schon!«
Der Mercedes-Benz musste warten, während ein umgestürzter Laster von der Straße geräumt wurde. Detective Riker schnorrte eine Zigarette von dem Fahrer des Wagens hinter ihm, vertrat sich die Beine und vertiefte sich in sein Notizbuch. Auf der ziemlich geraden Strecke der Route 80 war Mallory durch vier Staaten gefahren. Nach dem Tanken in Chicago hatte sie Nebenstraßen genommen und dazwischen immer wieder die I-55. Das sah auf den ersten Blick nach einer harmlosen Fahrt ins Blaue aus. Denkbar war aber auch, dass sie sich verfahren hatte und es -
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