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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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betrachtete den Mann, der ihr gerade zugenickt hatte und der überall aufgefallen wäre. In der Gruppe waren Menschen aller Größen, aller Rassen und Generationen vertreten, dieser hier war aber entschieden der älteste. Er hatte weißes gelocktes Haar und ein tief gefurchtes Gesicht. Trotz der drangvollen Enge im Raum hatte er einen Tisch für sich. Die Mitglieder der Gruppe zogen an ihm vorbei, einer nach dem anderen blieb kurz bei ihm stehen, wechselte ein paar Worte mit ihm und ging weiter, bis der alte Mann mit einer Sammlung ausgebreiteter Straßenkarten wieder
alleine war. Er arbeitete für die Gruppe offenbar nicht nur die Route aus, sondern war in jeder Beziehung ihr Kopf.
    Sein Jackett hing locker an ihm herunter, als sei er lange krank gewesen, aber Schnitt und Stoff verrieten, dass er kein armer Mann war. In dem abgezehrten Gesicht wirkten die tief liegenden dunklen Augen noch größer. Seine Handbewegung ließ offen, ob er Mallory zum Sitzen aufforderte oder auf den Teller mit Donuts zeigte, mit denen sich nach Ansicht aller Zivilisten jeder Cop ködern ließ.
    Warum nicht, dachte Mallory. Sie hatte Hunger. Noch ehe er ein Wort sagen konnte, hatte sie sich schon über die Donuts hergemacht.
    »Paul Magritte«, stellte er sich vor. »Und Sie müssen Mallory sein. Ist das Ihr Vor- oder Ihr Nachname? Die Bedienung hat nicht …«
    »Nur Mallory.« Als drei Gäste zur Seite traten, sah sie zwei Kinder mit dunklem Haar und blauen Augen, die dicht beieinander saßen. Sie waren sich so ähnlich, dass es Geschwister sein mussten. Das Mädchen mochte fünf oder sechs sein, aber der vielleicht zehnjährige Bruder fütterte sie mit Eiskrem, als sei sie zu klein, um den Löffel zu halten. »Diese Kinder gehören in die Schule«, sagte Mallory, immer darauf bedacht, bei einer Konfrontation ein Druckmittel zu haben.
    »Sie werden den beiden doch hoffentlich keine Schwierigkeiten machen?«, gab der alte Herr zurück. »Ich denke mir, dass sie zurzeit bei ihrem Vater besser aufgehoben sind.«
    Die Mahnung ließ bei Mallory die Alarmglocken schrillen. Sie besaß eine gute Nase für die psychiatrische Zunft und misstraute ihren Vertretern zutiefst. Dieser Beruf würde auch erklären, dass der Mann in feinem Tuch ging, während es bei seinen Anhängern nur für Polyester reichte. Der einzige Luxusschlitten auf dem Parkplatz gehörte also wohl dem Arzt.
Ärzte waren grundsätzlich reich, und wenn man sich diese Gruppe so ansah, lebte der hier nicht schlecht von den Armen.
    Sie sah zu dem Tisch hinüber, an dem die Kinder saßen - die einzigen Kinder des Konvois. Ein Mann war zu ihnen getreten, ein Mann mit dem gleichen dunklen Haar und den gleichen hellen Augen. Er war kräftig gebaut, hatte das typische Blumenkohlohr des Boxers und ein Gesicht, das zu viele Schläge hatte einstecken müssen. Es war irgendwie rührend, wie behutsam dieser Schrank von einem Mann mit dem kleinen Mädchen umging. Er strich ihr übers Haar und redete mit sanfter, singender Stimme auf sie ein. Als ein nervöser kleiner Typ mit einem übervollen Tablett versehentlich an den Stuhl der Kleinen stieß, war ihr Eis vergessen. Sie fing an, sich hin und her zu wiegen, und summte, die Arme schützend um den Körper gelegt, immer wieder dieselben vier Töne. Das Kind war gestört, so viel war klar, und auch das, fand Mallory, sprach gegen den Mann, der diese Gruppe anführte. Kein Zweifel - Paul Magritte war einer dieser Psychodocs und Traumdeuter, war ein verdammter Medizinmann.
    Der kleine Junge legte liebevoll den Arm um seine Schwester und sah Mallory finster an. Mallory verlor nicht oft ein Blickduell, aber heute schlug sie zuerst die Augen nieder.
    »Keine Mutter? Die drei sind wohl auf der Suche nach ihr?«, fragte sie.
    »Nein. Die Vermissten sind meist Kinder wie die kleine Dodie, nur einige wenige Teenager wie Ariel Finn, Dodies Schwester, sind darunter. Ich dachte, Sie wüssten Bescheid, der Trooper war nicht sehr mitteilsam.« Seine Mundwinkel gingen selbst bei traurigen Themen nach oben, und in den ernsten braunen Augen lag etwas, was immer um Entschuldigung zu bitten schien. »Unsere Bedienung hat gesagt, dass Sie Polizeibeamtin
sind. Aber Sie sind nicht hier, um über die vermissten Kinder zu sprechen?«
    Mallory deutete, ohne Paul Magritte aus den Augen zu lassen, durchs Fenster auf das grüne Auto. »Haben Sie den Wagen schon mal gesehen? Den Ford mit dem Nummernschild aus Colorado?«
    Er hatte den Kopf zu schnell zum Fenster gedreht,

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