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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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letzte Nacht gewittert hatte.
    Als einziger Gast hatte sie die freie Wahl zwischen Barhockern und Tischen, aber sie entschied sich für die Nische am Fenster, wo sie die frustrierten Fliegen, die immer noch versuchten, den Kofferraum des Ford zu knacken, gut im Blick hatte. Lächelnd kam die Kellnerin auf sie zu. Hallo, ich heiße Sally stand auf dem runden Anstecker an ihrem üppigen Busen. Sie hatte einen Becher Kaffee mitgebracht. »Der erste geht immer aufs Haus. Und was kann ich sonst noch für Sie tun, Schätzchen?«
    Mallory bestellte zwei Spiegeleier, ihr traditionelles Frühstück, solange sie denken konnte, und deutete auf den grünen Ford. »Wo steckt der Fahrer?«
    »Keine Ahnung, Schätzchen. Als ich heute früh aufgemacht habe, war der Wagen schon da. Er wollte wohl irgendwo Benzin auftreiben.«
    Dass er sein Mobiltelefon im Auto gelassen hatte, war mehr
als zweifelhaft. Wer machte es Dieben schon so leicht? »Wie weit ist es zu Fuß zu einer Tankstelle?«
    »Höchstens zwanzig Minuten. Ach so, verstehe.« Sally sah auf die Wanduhr. »Inzwischen hätte er eigentlich zurück sein müssen. Wird schon noch kommen. Nicht, dass ich ihm den Parkplatz neide.« Als eine Reaktion auf das matte Witzchen ausblieb, fuhr sie unverdrossen fort: »Mein Daddy hat hier hinter der Theke gestanden, als es den neuen Highway noch nicht gab. Das waren Zeiten! Inzwischen läuft der ganze Verkehr über die I-55.«
    Mallory kannte die Geschichte des Diners. Durchs Fenster sah sie ihn so, wie der junge Mann aus Kalifornien ihn zum ersten Mal gesehen hatte, damals, als diese Straße die Main Street Amerikas hieß. Aber die Kellnerin würde sich nicht an den Jungen erinnern, der hier in einem VW-Cabrio Pause gemacht hatte. Und wie Mallory war Sally auch dann noch nicht geboren gewesen, als der Junge zum Mann geworden und mit Mitte zwanzig zurückgekehrt war.
    »Damals war hier Tag und Nacht Betrieb«, sagte Sally. »Pkws und Laster. Touristen noch und noch. Die Bungalows da hinten waren ständig ausgebucht. Hier sind sie alle durchgekommen. Das ist vorbei.«
    Während Mallory genüsslich frühstückte, erfuhr sie von Sally, dass man die Touristenbungalows nach wie vor mieten konnte, und gab der Bedienung ihre Kreditkarte, um sich ein paar Stunden Schlaf zu kaufen.
    Sie war hundemüde.
    Trotzdem blieb sie noch eine Weile in ihrer Nische sitzen. Zwei weitere Gäste kamen im Abstand von einer halben Stunde in getrennten Autos. Beides Männer, beide offenbar aus der Gegend, denn Sally hatte das Bestellte schon auf der Theke stehen, ehe die Tür aufging. Die beiden tranken ihren
Kaffee, einer aß eine Pie, der andere einen Donut, dann gingen sie wieder, jeder für sich. Eine Stunde war vergangen.
    Die grüne Limousine stand noch immer einsam und verlassen auf dem Parkplatz.
    Der Fliegenschwarm wurde immer größer. Das zornige Gesumme drang durch die Fensterscheibe. Chefpathologe Edward Slope aus New York pflegte diese Netzflügler und ihre Madenbrut Gottes kleine Leichenbestatter zu nennen.

3
    M allory fragte sich, ob in dieser Ecke von Illinois ein Mord womöglich keinen besonders hohen Stellenwert hatte. Erst zwanzig Minuten nach ihrem Anruf erschien ein Streifenwagen auf dem Parkplatz. Der Trooper, der am Steuer gesessen hatte, mochte in ihrem Alter sein, wirkte aber durch die Himmelfahrtsnase sehr viel jünger. Wahrscheinlich hatte er in der Highschool Football gespielt und zu den Typen gehört, die sich nach ein paar gewonnenen Wettkämpfen einbilden, sie hätten den Sieg ganz allein geschafft. Heute allerdings hatte er die Ruhe weg. Wie er das Manöver, aus dem Auto zu steigen und für die sechs Schritte bis zum Diner die Mütze aufzusetzen, so lange hinziehen konnte, musste ihm erst mal einer nachmachen. Sie hatte den Schlüssel zu ihrem Bungalow in der Hand und beschloss, ihn kurz abzufertigen. Sie brauchte ihren Schlaf.
    Die Tür ging auf, der Trooper nickte der Bedienung mit einem »Hey, Sally!« zu und steuerte die Nische am Fenster an. »Miss Mallory?«, fragte er mit dem Scharfsinn eines Provinzcops.
    »Nur Mallory.«
    Er stellte sich als Gary Hoffman vor - »Einfach nur Gary, wenn Sie wollen!« -, setzte sich ihr gegenüber, nahm die Mütze ab und grinste. »Wär schon früher hier gewesen, wenn ich gewusst hätte, wie hübsch Sie sind.« Als diese Charmeoffensive nicht fruchtete, rutschte sein Lächeln ins Dümmliche ab. Er schlug ein Notizbuch auf und kramte in seinen Taschen nach
einem Stift. »Sie wollen also ein

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