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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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hatten wir April Waylons Hotel gefunden.«
     
    Vier Stunden waren vergangen, als Mallory in dem Bungalow aufwachte. Ein Blick auf den Wecker, der auf dem Tisch stand, war nicht nötig, sie besaß eine eingebaute Uhr, die sie noch nie im Stich gelassen hatte. Zusätzlich verfügte sie noch über eine Taschenuhr, die ein Erbstück war. Sie hatte Louis Markowitz gehört. Auf der Rückseite waren die Namen von vier Polizistengenerationen eingraviert: sein Großvater, sein Vater, er selbst und seine Pflegetochter - nur mit dem Namen Mallory. Ungeniert hatte sie die Uhr immer wieder herausgeholt, um irgendwelche Leute daran zu erinnern, dass sie Markowitz noch einen Gefallen schuldig waren, einen Gefallen, den nun Mallory geerbt hatte. Und manchmal klappte sie die Uhr auch auf dem Revier auf, wenn sie die Distanz zu den Kollegen besonders stark empfand, zu jenen fünfzehn Elite-Ermittlern der Spezialeinheit, die Lou Markowitz geliebt hatten und mit ihr nicht warm werden konnten. Jetzt ließ sie, obgleich auf ihr inneres Zeitgefühl hundertprozentig Verlass war, den Deckel aufschnappen und betrachtete einen Augenblick das altertümliche Ziffernblatt. Sie hätte nicht sagen können, warum sie es tat, aber sie ertappte sich immer wieder und immer öfter dabei. Nie hätte sie zugegeben, dass sie trostbedürftig war, dass auch sie Gefühle hatte.
    Nachdem sie sich reichlich kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, schloss sie den Bungalow ab und ging zum Diner
hinüber. Wenn sie Glück hatte, war der Papierkram erledigt, so dass sie nur noch zu unterschreiben brauchte und sich eine Tasse von Sallys gutem Kaffee gönnen konnte. Mehr brauchte sie nicht, um sich wieder auf den Weg zu machen. Ihr nächster Anlaufpunkt lag jenseits der Staatsgrenze, in Missouri.
    Beim Blick durchs Diner-Fenster sah sie Gary Hoffman auf der Motorhaube seines Streifenwagens sitzen und Fliegen totschlagen.
    Der Parkplatz war bis auf den letzten Platz mit Fahrzeugen aus dem Konvoi besetzt, den sie unterwegs überholt hatte. Sie erkannte einen kugeligen kleinen Anhänger, der an einen Pkw angekoppelt war, und einen der Caravans. Die Gruppe war größer geworden, der für dreißig Fahrzeuge ausgelegte asphaltierte Platz reichte nicht aus. Etliche Fahrzeuge waren auf das benachbarte Feld ausgewichen, wo Hunde aus heruntergekurbelten Fenstern bellten oder draußen an Leinen zerrten, die an Gittern und Türklinken festgebunden waren. In den fünfundzwanzig Jahren seit dem Bau der Interstate 55, die den alten Highway ersetzte, hatte der Diner bestimmt nicht mehr so gute Geschäfte gemacht.
    April Waylons rote Limousine war nicht zu sehen. Kronewalds Leute hatten sie wohl rechtzeitig aufgespürt.
    Im Diner gab es keine leeren Tische oder Stühle und keine Aussicht, schnell bedient zu werden. Während sich eine erschöpfte Sally noch an der Getränkeausgabe mühte, drangen drei Gäste in ihren Herrschaftsbereich hinter der Theke ein, packten sie am Arm, lotsten sie freundlich, aber bestimmt zu einem Tisch und machten ihr klar, dass sie dringend eine Pause brauchte. Hinter der Theke übernahmen die Gäste das Kommando. In Fließbandarbeit bestrichen sie Brote mit Butter, belegten sie mit Fleisch, schnitten Tomaten und Käse. Am Ende des Bandes betätigten sich zwei Männer als Sandwichpacker
und Eintüter. Eine der Frauen notierte die Preise der einzelnen Posten.
    Inzwischen saß Sally an einem der Mitteltische vor Aushängen und Fotos und schüttelte immer wieder den Kopf. Nein, nie gesehen, sollte das heißen. Und schon legte man ihr die nächsten Bilder vor.
    »Nehmen Sie sich Zeit«, sagte eine der Frauen aus dem Konvoi. Sie musste schreien, um sich über dem Lärm von zwanzig verschiedenen Gesprächen verständlich zu machen.
    Immer wieder sagte Sally: »Nein, tut mir leid. Nein, das auch nicht.«
    Ein älterer Mann in der hintersten Nische suchte Mallorys Blick und nickte ihr grüßend zu. Da April Waylon noch nicht zu ihren Freunden gestoßen war, konnte er nur von Sally wissen, wer sie war. Offenbar hatte sie über ihren einzigen Übernachtungsgast so einiges zu sagen gehabt, denn auch die anderen Gäste lächelten ihr zu und nickten.
    Auf allen Tischen lagen Stapel von Aushängen, auf denen vermisste Kinder gesucht wurden. Vielleicht war es in diesen Kreisen üblich, die Polizei als Freund und Helfer zu begrüßen. Nur gut, dass Sally nicht wusste, was sie im Kofferraum des grünen Fords gefunden hatte.
    Mallory blieb an der Tür stehen und

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