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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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Dritte Brandenburgische Konzert. Wie
hatte der Verfasser der Briefe es formuliert? »Sonnendurchflutete Musik mit halsbrecherischen Tönen in vielen Farben, schwebende Melodien, die dich aus dem Sitz heben.«
    Mallory, die sich alles andere als erhoben fühlte, ging zu dem nächsten Stück über. Sie legte den Gang ein, und die Rolling Stones schrien sich die Seele aus dem Leib, denn wie hieß es in dem zweiten Brief? »Wenn einer Katze davon nicht die Ohren weg fliegen, ist es nicht laut genug.«
    Der Musikauswahl fehlte, wie sie fand, jede Logik, jedes Stilvermögen, jedes Gefühl für eine säuberliche Trennung von Klassik, Rock, Pop und Jazz. Die chaotische Sicht des Briefeschreibers irritierte sie. Und doch befuhr sie seine Straße und spielte seine Musik.
    Eine lange Reihe von Fahrzeugen, die sich brav in vorgeschriebenem Tempo bewegten, bremste sie aus. Sie schob sich wie gewohnt dicht an die hintere Stoßstange des letzten Wagens heran, vergaß dabei allerdings vorübergehend, dass ein kleiner VW nicht dazu angetan war, im Verkehr Angst und Schrecken zu verbreiten. Auf der kurvenreichen Strecke wartete sie eine Gerade ab, wechselte auf die Gegenspur, hatte Sekunden später ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht, überholte einen Lincoln, der einen Winnebago am Haken hatte, einen Pickup-Camper, Pkws mit kompakten kleinen Anhängern, Limousinen mit Dachgepäckträgern, auf denen sich Schlafsäcke und Zeltstangen türmten, und solche, die bis zu den Fenstern mit Koffern und Reisetaschen vollgestopft waren. Es war eine ganze Karawane, die ein unsichtbares Halteseil zusammenhielt.
    Das mussten April Waylons Freunde sein, die ordnungsliebenden Touristen, die letzte Nacht auf dem Feld hinter der Tankstelle kampiert und nur Asche und Reifenspuren zurückgelassen hatten.

    Dann war der Konvoi aus Mallorys Rückspiegel verschwunden. Berauscht vom Tempo flog sie über die Straße. Mensch und Maschine wurden eins, ihr Herz und das ihres Wagens schlugen synchron, es war ein neues Wesen, das da elegant die Spur wechselte und die Kurven nahm. Eine halbe Stunde später fand sie, dass sie und das Auto einen Nachschub an Kraftstoff brauchten, und hielt auf dem Parkplatz eines Diners.
    Dieser südwestliche Teil von Illinois war dürr und ausgelaugt. An den Bäumen, die den Parkplatz umringten, waren die Blätter schon als Knospen gewelkt, und das Gras auf dem Feld nebenan war braun. Auf dem Parkplatz stand nur eine alte grüne Ford-Limousine mit einem Nummernschild von außerhalb und Regenstreifen auf dem Straßenstaub der Karosserie. Das hintere Ende umschwirrten Fliegen.
    Viele Fliegen.
    Sie sammelten sich an den Rändern des geschlossenen Kofferraums und versuchten hektisch hineinzukommen. Mallory sah zu den breiten Fenstern des Diners hoch. Dahinter war nur eine mollige junge Frau in weißer Uniform zu sehen, die mit einem Lappen eine Kunststofftheke abwischte. Als sie damit fertig war, polierte sie die Armaturen der Kaffeemaschine und sogar die Messingstützen der gläsernen Auslagen voller Muffins und Pies. Mallory, die Sauberkeits- und Ordnungsfanatikerin, nahm es erfreut zur Kenntnis. Der Wagen der Bedienung musste der alte Volvo sein, der auf dem gelben Gras neben dem Diner stand. Er war frisch gewaschen, und am Rückspiegel hing ein Lufterfrischer in Form eines Tännchens über dem Plastikjesus auf dem Armaturenbrett. Der Parkplatz war groß genug, aber die stolze Besitzerin des Volvos wollte offenbar nicht riskieren, dass ein alkoholisierter Autofahrer, der mit ihrem Kaffee wieder nüchtern zu werden versuchte, ihren liebevoll gepflegten Wagen verbeulte.

    Mallory scheuchte die Fliegen weg und wandte sich wieder dem schmutzigen grünen Ford zu. Ein Reifen, wahrscheinlich der Ersatzreifen, war neu. Sie bückte sich und sah durchs Fahrerfenster. Alte Gewohnheiten waren nicht totzukriegen, auch wenn sie seit Monaten keine Mordermittlung mehr geleitet hatte. Auf der Ablage entdeckte sie die Mitgliedskarte eines Automobilklubs, und im Autoladegerät steckte ein Mobiltelefon. Auf der Bodenmatte lag eine Taschenlampe, Glas und Birne waren zerbrochen. Das Mobiltelefon des Fahrers war ausgefallen, er hatte angehalten, um den Reifen zu wechseln - und dann war das nächste Malheur passiert.
    Als sie den Diner betrat, sah sie ein altmodisches Radio auf dem Regal hinter der Theke stehen. Der Sprecher sagte mit blecherner Stimme eine weitere Dürrewoche voraus. Der Ford mit den Regenstreifen musste aus Chicago gekommen sein, wo es

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