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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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Passanten, die das Glück von oben verschont hatte, kämpften sich aus Pullovern und Jacken und wandten die Gesichter der Mittagssonne zu. Der Himmel war strahlend blau, und das Dezernat für Schwerverbrechen erlebte einen schwarzen Tag. Jack Coffey galt mit sechsunddreißig als jung für eine Führungsposition, trotzdem dachte er im Augenblick an seine Pension und sah sie im Geiste den Bach runtergehen.
    Den ganzen Vormittag hatte er am Telefon einen Affentanz vollführt, Lügengespinste geknüpft und war Fragen ausgewichen, kurzum, er hatte versucht, den Eindruck eines Mannes zu vermitteln, der alles im Griff hatte. Dass er keine Ahnung hatte, warum einer seiner Mitarbeiter nach Illinois gereist war, passte allerdings nicht zu diesem Bild. Immerhin klangen die Berichte über Savannah Sirus, Mallorys Hausgast, einigermaßen beruhigend. Der Fall galt jetzt offiziell als Selbstmord. Hätte Detective Mallory einen Mord begangen, würde sie nicht verlassene Personenwagen melden und auf ihrer Fluchtroute Leichenteile für die örtliche Polizei aufspüren.
    Durch eine Glasscheibe konnte Lieutenant Coffey das ganze Revier einsehen, das jetzt Polizeichef Beale auf dem Weg zur Treppe durchquerte. Bewaffnete Beamte erhoben sich von ihren
Schreibtischen, als der hagere alte Mann vorbeiging. Es kam nicht oft vor, dass der große Häuptling sich in ihre Niederungen begab, und er war ohne Gefolge und unangemeldet gekommen. Von dem gerade beendeten Gespräch würde es keine Aktennotiz geben. Commissioner Beale hatte die Absicht, dem FBI die Daumenschrauben anzulegen - die alte Feindschaft war nicht totzukriegen -, und dazu brauchte er Mallory.
    Beale war davon ausgegangen, dass Detective Mallory in Illinois Urlaub machte. Wäre er der Sache nachgegangen, hätte er festgestellt, dass keine schriftliche Urlaubserlaubnis vorlag. Laut Stempeluhr war sie heute früh zum Dienst erschienen - und sie war ja auch im Dienst, nur eben für die falsche Polizeidienststelle in einer anderen Stadt. Für den Fall, dass es den Jungs vom Dezernat für interne Ermittlungen einfiel, Jack Coffey einen Freundschaftsbesuch abzustatten, konnte der also sagen: »Hey, die Kleine hat sich vertan.«
    Ja, um tausend Meilen.
    Wer’s glaubt, wird selig.
    Im Zweifelsfall würde er es immer wieder so machen. Der Job hatte eine Mitarbeiterin beschädigt und dienstuntauglich gemacht - und der Job war ihr etwas schuldig. Allenfalls hätte man sie noch offiziell von ihren Aufgaben entbinden können, aber die psychologische Prüfung, die sie später hätte über sich ergehen lassen müssen, um Dienstmarke und Dienstwaffe zurückzubekommen, hätte sie nie bestanden.
    Kollegen hatten sie gedeckt, vor allem Riker, der jede Menge Überstunden gemacht und Mallorys Fälle mitgelöst hatte. Und jetzt wollte also Commissioner Beale Mallory nach Chicago ausleihen. Damit wäre ihre Anwesenheit im Staat Illinois legalisiert, dazu musste Coffey aber wissen, wie es jetzt um sie stand. Nur - wie sollte er das über einen Abstand von vier Bundesstaaten weg in Erfahrung bringen?

    Und wo steckte ihr Partner?
    Rikers Schreibtisch wirkte noch immer verlassen und ungewohnt ordentlich. Und sein Handy war den ganzen Vormittag besetzt gewesen. Immerhin hatte er einmal von sich aus angerufen. Jack Coffey sah auf die Nachricht, die ein gehetzter Hilfspolizist auf einen Zettel gekritzelt hatte. Nur zwei Worte, auf die er sich keinen Reim machen konnte.
    Er griff zum Mobiltelefon, um es ein letztes Mal zu versuchen. »Wie geht’s, Chef?«, meldete sich sein säumiger Detective.
    »Riker, wo verdammt noch mal stecken Sie?«
    »Im Verkehr fest. Haben Sie meine Nachricht nicht bekommen?«
    »Doch, ich habe sie gerade in der Hand, aber sie ist ein bisschen rätselhaft. Eine Familiensache. Soll ich mal raten? Mallory ist noch immer ziemlich daneben.«
    »Sie wird schon wieder, Chef. Bestimmt.«
    Wird schon wieder? Klang nicht sehr vielversprechend. War Riker wirklich ahnungslos, oder wusste er, was Mallory gerade trieb? Vorsichtshalber näherte sich Coffey dem Problem auf Umwegen. »Waren Sie in letzter Zeit oft mit Mallory zusammen?«
    »Also wenn Sie so fragen, Chef: Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr.«
    »Erzählen Sie mir nichts, Riker, Sie haben nur wieder mal verpennt. Mallory ist tausend Meilen weit weg im Südwesten von Illinois.«
    Ein verwirrter Riker kämpfte sich durch den Verkehr. Bald begriff er, dass selbst der Polizeichef wusste, wo Mallory sich aufhielt, und jetzt verlangte also

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