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Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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verschwunden.
    Die Regierungsbevollmächtigte hatte gerade den Hörer aufgelegt, als es schon wieder klingelte. Es war der Wachhabende von Radio Spitzbergen im Flughafentower.
    »Sag mal, was ist denn bei euch los? Ich habe sowohl den Notruf als auch die Telefonzentrale angerufen, aber bin nicht durchgekommen. Immer nur Besetztzeichen. Und deshalb habe ich jetzt die Durchwahl ins Amtsbüro gewählt. Du sitzt in deinem Büro, obwohl es gleich neun Uhr abends ist. Was geht denn da vor sich?«
    Der Funker redete weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. »Na, geht mich ja nichts an. Aber ich dachte, es wäre doch wichtig, euch eine Nachricht von ein paar Schneescooterfahrern aus Barentsburg zu übermitteln, die auf dem Heimweg sind. Die haben auch schon versucht, den Wachhabenden anzurufen, sind aber auch nicht durchgekommen. Weißt du vielleicht, wo er ist?« Es gelang ihm nicht, den neugierigen, fragenden Ton in der Stimme zu unterdrücken. Doch Anne Lise Isaksen reagierte gar nicht darauf.
    »Nun ja, wie gesagt. Diese Schneescooterfahrer haben mich angerufen, weil sie eine Eisbärenmutter mit zwei Jungen gesehen haben. Es sieht so aus, als wenn die Bären auf dem Weg nach Vestpynten und auf den Flugplatz zu sind. Es könnte sein, dass sie auf die Idee kommen, durch Longyearbyen marschieren zu wollen. Sie wissen schon, der Essensgeruch aus den Restaurants. Und dann muss wohl jemand von euch kommen und sie verjagen, was? Dass die Bärin nicht mit ihren Jungen durch die ganze Stadt wandert. Das könnte sonst ziemlich gefährlich werden für Leute, die draußen unterwegs sind.«

KAPITEL 7
HEIMLICH
    Dienstag, 19. Dezember, 14.20 Uhr
    Der Polizeibeamte Erik Hanseid war bereits seit zwei Monaten auf Spitzbergen, als seine Frau Frøydis ankam. Sie hatte lange gezögert, herzuziehen, konnte sich nicht entscheiden. Doch als sie schließlich im Flugzeug nach Longyearbyen saß, gab es kein Zurück mehr.
    Aber etwas war anders. Anfangs glaubte sie, es hätte etwas mit dem Ort an sich zu tun, der Kälte und Dunkelheit und der gewaltigen Natur. Als sie die Gangway hinunterstieg und den riesigen Hangar und die winzigen Passagiere sah, die sich wie Ameisen in einer Reihe auf eine kleine Tür neben den gigantischen Toren zu bewegten, ergriff sie für einen Augenblick Panik. Die Lichter des Flugplatzes blendeten sie. Anfangs konnte sie gar nichts erkennen, sah nur eine schwarze Wand. Das Ganze sah aus wie eine Szene aus einem Kriegsfilm in einem fremden Land. Sie spürte zunächst nicht einmal den beißenden Wind.
    Ihr Mann begrüßte sie in der Ankunftshalle. Nahm sie in die Arme und rieb ihr über den Rücken, als wollte er verhindern, dass sie fror.
    »Trägst du immer die Uniform?«, fragte sie. Er sah so fremd aus.
    Er lächelte ihr zu, ein breites Willkommenslächeln. Herzlich, als wäre sie ein Gast. »Weißt du, das ist üblich hier auf Spitzbergen. Und außerdem ist es ja eigentlich gar keine richtige Uniform.« Er strich mit der Hand über die gefütterte schwarze Jacke mit dem Dienstabzeichen auf der Schulter.
    Sie standen am Transportband in der primitiven Halle mit dem nackten Betonboden und den schmutzigen Leichtbauwänden, die früher einmal weiß gewesen waren. Ihre Koffer waren fast die Letzten. Er trug sie hinaus zu einem schwarzen großen Wagen mit »Sysselmannen« in weißen Buchstaben auf den Seiten. Er redete munter in einem fort. Erzählte ihr, was sie machen wollten, dass er sich für den Rest des Tages freigenommen hatte und sie hoch in die neue Wohnung bringen wollte, die sie glücklicherweise hatten kriegen können. Dass er seine Sachen aus seinem Zimmer aber noch nicht dorthin geschafft hatte. Sie konnte selbst entscheiden, wie ihr neues Heim möbliert werden sollte. Doch dabei schaute er sich die ganze Zeit um.
    »Erwartest du noch jemanden?«, fragte sie.
    Sie fuhren die enge, schmutzige Straße nach Longyearbyen. Und plötzlich sah sie die Berge. Wie die Gesichter von Riesen, die kleine Insekten studierten. Und den Fjord – weiß und ruhig wie ein Teppich. Überwältigend groß. Weiter ins Land hinein klammerten sich die Häuser an die Bergwände, um nicht aufs Eis zu stürzen.
    Die Straße schlängelte sich über die unendlich weiße Ebene. Aber auch auf der anderen Fjordseite entdeckte sie ein paar vereinzelte Häuser. »Wer wohnt denn da?«, fragte sie verwundert.
    »Da? Niemand, das sind nur ein paar verfallene Bruchbuden, die noch von den englischen Bergbaugruben um die Jahrhundertwende stammen. In

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