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Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Wollsocken und Lederstiefel, die mit Schafwolle gefüttert sind. Auch wenn es hundekalt draußen ist, so glaube ich schon, dass sie es in dieser Kleidung mehrere Stunden im Freien schafft.«
    »Wenn das Mädchen allein weggelaufen ist, dann kann sie nicht weit gekommen sein. Wir müssen jeden Millimeter der Schneewehen entlang der Wege untersuchen, mit Ausgangspunkt Kindergarten. Unberührten Schnee können wir links liegen lassen. Zum Glück hat es seit heute Nachmittag so gut wie nicht geschneit. Ich schlage vor, du bleibst hier und koordinierst die Aktivitäten, Anne Lise.« Er vermied es zu sagen, dass die Regierungsbevollmächtigte das Telefon übernehmen sollte – obwohl es das war, was er eigentlich meinte. Jeden Moment konnte ein Anruf im Amt eintreffen und verkünden, dass Ella Olsen gefunden worden war.
    Alle wollten möglichst schnell mit der Suche beginnen. Doch Erik Hanseid konnte seinen Mund nicht halten: »Und vergesst nicht, Knuts Spuren zu berücksichtigen«, sagte er über die Schulter zu den anderen, als er als Erster das Büro verließ.
    Nach kurzer Zeit waren die freiwilligen Suchmannschaften bereit und konnten sich auf den Weg machen. Sie waren mit Karten und Listen über die in Frage kommenden Gebiete und Schneewehen, die mit Lawinenausrüstung untersucht werden sollten, ausgerüstet worden, die in aller Eile im Amtsbüro fotokopiert worden waren. Zwei der Freiwilligen hatten Hunde dabei. »Die sind zwar nicht speziell dafür ausgebildet«, erklärte einer von ihnen entschuldigend. »Wir hatten nicht das Geld, sie zur Ausbildung aufs Festland zu schicken. Aber ein Hund wittert auf jeden Fall deutlich mehr als ein Mensch. Es kann nicht schaden, sie dabei zu haben.«
    Knut hatte jedoch so seine Zweifel. Er nahm den Leiter vom Roten Kreuz beiseite. »Kannst du den Leuten einschärfen, dass sie sich nicht in den Bereichen herumtreiben sollen, in denen der Schnee unberührt ist? Momentan ist es natürlich unsere erste Priorität, nach Ella zu suchen, das ist mir auch klar. Aber es ist möglich, dass wir in ein paar Stunden nach anderen Spuren suchen müssen – Fußabdrücken, Autospuren, was auch immer –, und deshalb sollten wir ein wenig vorsichtig vorgehen. Und kannst du drauf achten, dass keiner die Spuren auf dem Spielplatz und hoch zur Autostraße nach Blåmyra zerstört? Dort würde ich am liebsten selbst die Suche übernehmen.«
    Er blieb stehen und schaute den Suchmannschaften nach, die sich jeweils in ihre Richtung vom Kindergarten aus entfernten. Es war nicht zu vermeiden, dass vorbeigehende Passanten neugierig wurden. Keiner konnte sich erinnern, dass eine derartige Suche jemals im Zentrum von Longyearbyen durchgeführt worden war. Aber die Mannschaften hatten Order erhalten, so wenig Information wie möglich herauszugeben, um unnötige Spekulationen zu vermeiden.
    Nach kurzer Zeit war er allein. Er schaute sich die Spuren im Schnee vor dem Zaun an. Diese Stille und Dunkelheit auf dem verlassenen Spielplatz, die Straßenlaternen, die ihre Kreise gelben Lichts auf den schneebedeckten Hügel zeichneten, die Geräusche der Menschen, die über den Schnee davongingen, ihre gedämpften Stimmen – ein Gefühl, dass das alles sinnlos war, überkam ihn. Knut glaubte nicht, dass Ella irgendwo in einer Schneewehe lag und vergeblich versuchte, wieder herauszukommen. Nicht, dass er sich so ein Szenario nicht vorstellen konnte. Knut selbst hatte erlebt, wie es war, in mehr als mannshohen Schnee zu fallen, und wusste, wie schwierig es war, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Aber das war hier nicht passiert. Sie hätte um Hilfe gerufen. Jemand hätte sie gehört.
    Und dann war da diese tiefe Rinne im Schnee. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, sich von der Straße her vorzukämpfen, bis zum Kindergarten. Jemand hatte am Zaun gestanden und die Kinder beobachtet. Das musste nichts mit Ellas Verschwinden zu tun haben. Aber etwas geschah um den Kindergarten herum, das die Beschäftigten dort nicht unter Kontrolle hatten. Knut war überzeugt davon, dass es wichtig war, das so schnell wie möglich herauszufinden. Hoffentlich handelte es sich um etwas vollkommen Harmloses, das nur zufällig im Zusammenhang mit Ellas Verschwinden ans Licht gekommen war. Aber falls die beiden Dinge doch zusammenhingen, konnte es eine kritische Situation sein, um die sich die Polizei kümmern musste.
    Es ging auf neun Uhr zu. Von Longyearbyens Bevölkerung waren nicht mehr viele draußen. Die Läden hatten schon seit

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