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Süchtig

Titel: Süchtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Richtel
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könnten wir in Vegas sein. Die Steaks gehen auf mich.«
    »Sie wird bald wieder da sein«, sagte Cynthia. »Bis dahin bleiben wir hier. Ende der Diskussion.«

    Erin schlurfte zu einem der Sessel. Ich sah mich nach einem Telefon um. Selbst wenn es mir nicht gelang, etwas zu sagen, würde ein Notruf registriert werden. Irgendwer würde nach uns sehen. Aber was dann? Würde ich Annie für immer verlieren? Außerdem war weit und breit kein Telefon zu sehen. Ich ging in die Küche.
    Für einen Augenblick sah ich mich mit den Augen eines Außenstehenden. Ich lebte in selbst gewählter Armut, hatte Pech in der Liebe, trug Kleidung, die nicht zusammenpasste, trieb nicht mehr als Freizeitsport, ließ mich von einer Katze drangsalieren und traf Entscheidungen, die meine Familie vor den Kopf stießen, um es vorsichtig auszudrücken. In meinem ganzen Leben hatte ich noch keine Brücke gesprengt. Zum Action-Helden war ich bestimmt nicht prädestiniert. Schade, dass ich mich nicht in Superman verwandeln konnte.
    »Ich hole mir nur ein Glas Wasser«, erklärte ich, während ich einen Schrank öffnete. »Heißt es eigentlich ›Leibwächterin‹?«
    Cynthia antwortete nicht.
    »Statt Leibwächter, meine ich. Mich würde interessieren, ob die weibliche Form verwendet wird.«
    Ich drehte den Wasserhahn auf und sah mich in der Küche um. Wonach suchte ich eigentlich? Einem Messer?
    »Haben Sie die beiden Polizisten umgebracht?«, fragte ich. »Willst du auch Wasser, Erin?«
    »Ja, bitte.«
    »Ich verdanke Ihnen mein Leben.«
    Sie ließ sich nicht darauf ein. Ich fragte sie, warum
sie mich vor dem Café fotografiert hatte. Keine Antwort. Als ich ein zweites Glas aus dem Schrank holen wollte, sah ich etwas funkeln. Raumspray mit Erdbeerduft. Ich ließ die Schranktür offen stehen, sodass Cynthia die Sicht versperrt war. Dann nahm ich Glas und Spraydose heraus und stellte sie so ab, dass sie durch die Küchentheke verdeckt wurden.
    »Willst du Eis?«

    »Was haben Sie eigentlich mit den Leichen gemacht?«, fragte ich, während ich Erins Glas mit Wasser füllte und auf die Arbeitsfläche stellte. Dann ging ich zum Kühlschrank und holte Eiswürfel. Auf der Arbeitsfläche rechts davon standen zwei Kochbücher, Salz- und Pfefferstreuer. Daneben glänzte etwas in der Sonne. Ein grünes Feuerzeug.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie Velarde weggeschafft haben. Der Mann war ja riesig.«
    »Als Journalist müssen Sie eine echte Landplage sein.«
    Ich lachte.
    »Ich habe eine Schnittwunde am Bein«, sagte Erin.
    Ich schnappte mir das Feuerzeug.
    »Das sehe ich mir gleich mal an«, versprach ich. »Leg dich hin und zieh das Hosenbein hoch.«
    »Jetzt ist aber Schluss«, protestierte Cynthia.
    »Ich habe immerhin vier Jahre lang Medizin studiert«, sagte ich mit gespielter Lässigkeit. »Damit bin ich qualifiziert, für eine flüchtige Untersuchung horrende Preise zu verlangen.«
    Cynthia sah misstrauisch zu, wie Erin sich hinlegte. Unterdessen öffnete ich die beiden obersten Knöpfe
meiner Jeans, stopfte das Raumspray hinein und zog mein Hemd darüber.
    Dann platzierte ich die Wassergläser auf einem Tablett, das ich mir vor den Bauch hielt, und brachte sie ins Wohnzimmer.
    Ich stellte das Tablett ab, setzte mich neben Erin und beugte mich über sie. Sie sah mich an, als hätte ich vollends den Verstand verloren. Als ich ihrem Blick begegnete, kniff ich die Augen zusammen und spannte die Kiefermuskeln an. Stumme Signale.
    Ich tastete die Haut ab, wo der Hosenstoff unter dem Strick auf der Haut gerieben hatte. Die Jeans war durchgescheuert. Die Haut war gerötet, blutete aber nicht.
    »Sie muss zu einem richtigen Arzt.«
    »Bald«, versicherte Cynthia.
    »Das ist eine böse Infektion. Damit darf man nicht spaßen.«
    Cynthia näherte sich misstrauisch mit der Waffe in der Hand und beugte sich über Erin.
    »Weglegen, Engel.«
    »Was?« Sie sah auf und starrte sozusagen in die Mündung meiner selbst gebastelten Waffe. Eine Spraydose direkt neben einem brennenden Feuerzeug.
    »Weg mit der Waffe«, sagte ich. »Bitte. Seien Sie vernünftig. Sie wissen, dass ich hier raus muss.«
    Plötzlich fing sie an zu lachen. »Hören Sie doch auf.«
    Ich sprühte los. Ein Feuerstrahl loderte auf, aber Cynthia bewegte nur den Kopf ein wenig, um den Flammen auszuweichen. Fast im selben Atemzug hob sie die Waffe und feuerte auf die Lehne der Couch.
Sprühdose und Feuerzeug wurden mir aus der Hand gerissen.
    »War wohl nichts mit Action-Held«, sagte

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