Suehne
genehmige mir selber eine. Ich wollte gerade die Kaffeemaschine anwerfen.«
»Gegen eine Tasse Kaffee habe ich nichts einzuwenden«, meinte Alm.
»Und Sie?«, fragte Söderman und nickte Stigson zu. »Sie wollen natürlich eine Banane.«
»Gegen eine Tasse Kaffee habe ich nichts einzuwenden«, sagte Stigson.
»Ist das lange her, dass Sie gewechselt haben?«, fragte Söderman an Alm gewandt. »Gewechselt?«, fragte Alm. »Wie meinen Sie das?«
»Von Schäferhunden zu Schimpansen«, erwiderte Söderman grinsend. »Das ist schon eine Weile her«, sagte Alm.
32
Söderman nahm sein Sonntagsporzellan aus dem Schrank. Es gab Zucker, Milch, Kaffeesahne. Und einen Schnaps in den Kaffee hätte man auch bekommen, wenn man gewollt hätte. Einen Klaren hatte er immer im Haus, der Kognak war ihm leider ausgegangen. In der Speisekammer stand aber noch ein Rest Bananenlikör.
»Falls irgendwelche Weiber auftauchen«, meinte Söderman an Alm gewandt. »Aber wenn der Affe einen Schluck will, ist das auch okay«, fuhr er fort und nickte Stigson zu. »Wenn sein Herrchen dagegen nichts einzuwenden hat, dann bin ich auch einverstanden. «
»Ich trinke den Kaffee schwarz«, sagte Alm. »Der Affe will ihn auch schwarz.«
»Ja, viel ist schwarz in diesen Zeiten«, meinte Söderman und seufzte. »Vor einigen Tagen habe ich mir den Spaß erlaubt und gezählt, als ich in Solna Centrum einkaufen war. Wissen Sie, wie viele ich gesehen habe? Auf einer Strecke von vierhundert Metern?« »Siebenundzwanzig«, antwortete Alm.
»Nein«, seufzte Söderman und goss den Kaffee ein. »Ich habe bei hundert zu zählen aufgehört.«
»Wissen Sie, wie alt ich war, als ich meinen ersten richtigen Neger gesehen habe?«, fuhr er fort. »Nein«, antwortete Alm.
»Ich bin sechsunddreißig geboren«, sagte Söderman. »Ich war ganze siebzehn Jahre alt, als ich meinen ersten Neger gesehen habe. Das war 1953 im alten Solna Centrum vor dem Lorry. Sie wissen schon, dieser Kneipe. Die hat in diesem Jahr aufgemacht. Das war wie ein richtiges Volksfest. Alle wollten ihn begrüßen, ihm auf die Schulter klopfen und mit ihm Englisch reden. Und was für ein Englisch! Alle haben ihn gefragt, ob er nicht Louis Armstrong kennt. Ich hatte eine Braut dabei, die Sivan hieß. Sivan Frisk. Die warf sich ihm förmlich an den Hals.« »Andere Zeiten«, meinte Alm neutral.
»Das ist der große Unterschied«, sagte Söderman und seufzte. »Einer ist okay, meinetwegen auch zwei. Gerade auch, wenn man in so einem alten Arbeiterstadtteil aufgewachsen ist. Aber drei sind dann schon zu viel. Einer okay, zwei meinetwegen auch, aber drei ist einer zu viel.« »Um das Thema zu wechseln ... «, sagte Alm.
»Sie wollen wissen, wo ich am Mittwochabend letzte Woche war«, unterbrach ihn Söderman. »An dem Abend, an dem irgendein Irrer Kalle erschlagen hat.« »Ja«, sagte Alm. »Was haben Sie da gemacht?«
»Das habe ich bereits erzählt«, sagte Söderman. »Irgend so ein Schlaumeier von eurer Wache hat mir damit schon in den Ohren gelegen. Ich erinnere mich allerdings nicht, ob das gestern oder vorgestern war.«
»Und was haben Sie geantwortet?«, fragte Alm, ohne weiter darauf einzugehen, dass er es war, der angerufen hatte. »Ich habe zu erklären versucht, dass ich ein Alibi habe, aber dieser Schlaumeier war auf diesem Ohr taub. Also habe ich aufgelegt. Vorher habe ich ihn noch zum Teufel gewünscht.« »Erzählen Sie es halt mir«, sagte Alm. »Nennen Sie mir gerne auch ein paar Leute, die Ihr Alibi bestätigen können.«
»Das könnte ich durchaus«, sagte Söderman, »aber ich habe nicht die Absicht.« »Warum das?«
»Vor vierzehn Tagen wollte ich nach Sundsvall fliegen, um einen alten Freund zu besuchen, dem es im Augenblick nicht so gut geht. Er hat Prostatakrebs und schon bessere Tage gesehen. Als ich am Gate stehe und gerade in den Flieger steigen will, fängt diese Braut hinterm Tresen an, dass sie meinen Ausweis sehen will. Wohlgemerkt, ich bin nüchtern und ordentlich gekleidet, das war es also nicht. Ich gebe ihr mein Ticket, aber sie gibt nicht klein bei. Sie verlangt meinen Ausweis. Ich erkläre ihr, dass ich wirklich keinen Ausweis habe. Den Lappen haben mir Ihre Kollegen schließlich schon vor zehn Jahren abgenommen. Mein Pass liegt in meiner Kommode. Wer denkt auch daran, seinen Pass mitzunehmen, wenn er nach Sundsvall fahren will? Ich versuche jedoch, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Erkläre, ich sei schwedischer Staatsbürger und das schon
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