Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case
Hastings zu beweisen, dass er ein eiskalter Gegner ist. Vielleicht sollten wir davon ausgehen, dass Hastings das wahre Ziel war.«
Mein Nacken knackte, als ich den Kopf drehte. Ich erhob mich.
» Vielleicht haben Sie recht. Fahren wir zur Uni.«
53
Vom dreizehnten Revier aus fuhren wir direkt zu Dan Hastings’ Prachtschuppen auf dem Unigelände. Wegen seiner Behinderung oder vielleicht wegen der Verbindungen seines Vaters hatte Dan Hastings ein Zimmer im neuen Wohnheim auf der 188 th Street ergattert, das ansonsten Jurastudenten vorbehalten war. Einer der Typen von der Öffentlichen Sicherheit schloss uns die Suite auf.
Alles hier war blitzeblank. Einige teuer aussehende Möbel und ein Schrank voll mit noch teurer aussehenden Kleidern. Neben dem Bett lagen Ausgaben der National Review und das neuste Buch des konservativen Journalisten Sean Hannity. Der Sechzig-Zoll-Plasmafernseher war auf den Nachrichtenkanal Fox eingestellt.
» Ein heimlicher Konservativer an der Columbia? Wie gefällt Ihnen das?«, fragte Emily.
Während wir uns in der Wohnung umsahen, begann im Fernsehen ein Bericht über eine Mardi-Gras-Feier in New Orleans. Ich erinnerte mich an die Asche auf der Stirn von Jacob Dunning und Chelsea Skinner und den Bezug zu Aschermittwoch. Auch wenn der Fall wie ein ausgeklügelter Plan zu einer Entführung mit Lösegeldforderung aussah, konnte ich das Gefühl nicht ganz abschütteln, dass die drei Entführungen immer noch mit diesem Aschermittwoch in Zusammenhang standen.
Unten am Empfang besorgten wir uns die Mobilnummer von Hastings’ Nachbarn, Kenny Gruber, der im ersten Semester Jura studierte.
Wir trafen uns mit ihm vor der Sporthalle, wo er Basketball spielte.
» Ob Rollstuhl oder nicht, Dan ist total beliebt«, erklärte Gruber zwischen zwei Schlucken von seinem Red Bull. » Er hat mehr Freunde als alle, die ich kenne. Er schmeißt unglaubliche Partys. Haben Sie mit Galina gesprochen?«
» Wer ist das?«, wollte Emily wissen.
» Seine Freundin, Galina Nesser. Mein Gott, die ist echt scharf. Eine russische Göttin. Studiert Physik im Hauptfach. Verstehen Sie, was ich meine, dass Dan einzigartig ist? Ich meine, wie kriegt ein Kerl im Rollstuhl so ein spitzenmäßig scharfes Ding rum?«
Emily hustete übertrieben.
» Oh, Entschuldigung, Ma’am. Hab mich wohl danebenbenommen«, sagte Gruber. » Wenn Sie mehr über Dan erfahren wollen, sollten Sie mit Galina sprechen.«
» ›Ma’am‹?«, schimpfte Emily, als wir zum nächsten Ausgang des Unigeländes gingen. » Finden Sie, ich sehe wie eine Ma’am aus?«
» Natürlich nicht«, antwortete ich. » Sie sehen aus wie ein spitzenmäßig …«
Ich sprang zur Seite, als mich Agent Parker in den Arm boxte.
Ich rieb über die schmerzende Stelle. » Was sollte das denn? Ich wollte doch nur sagen, dass Sie aussehen wie ein spitzenmäßiger Officer. Dachten Sie, ich hätte was anderes sagen wollen?«
54
Francis X. Mooney fluchte leise, als sein Taxi die 115 th Street hinauf zur Lenox Avenue kroch. Die fünfzehn Blocks hinab Richtung 125 th Street und auf der anderen Seite wieder hinauf ließen sich nur Stoßstange an Stoßstange im Schneckentempo zurücklegen.
Er schob einen Zwanziger durch die schmierige Trennscheibe und zog am Türöffner. Die Zeit lief ihm davon. Er musste in die Hufe kommen.
Auf dem Bürgersteig begann er zu rennen. Gott, was für ein Tag, dachte er, als der Schweiß an seinem Gesicht hinablief. Er hatte so viel um die Ohren, dass er beinahe den Überblick verlor.
Auf die Minute genau erreichte er die 137 th Street, wo die Mutter des Todeszellenkandidaten Reginald Franklin wohnte. Trotz seiner Pläne und seiner unglaublich wichtigen Aufgabe ließ ihm sein Gewissen angesichts dieses todgeweihten Mannes keine Ruhe.
In einer Seitenstraße der Lenox Avenue in der Nähe des Harlem Hospital Center trat er durch die ramponierte Tür eines niedrigen, dreistöckigen Backsteingebäudes. Im gleichen Moment, in dem er das ranzig riechende Treppenhaus erreichte, begannen Hunde zu bellen.
Kein Wunder, dass Kurt von New York Heart den Fall nur widerwillig verfolgt hatte. Aber die Hunde waren zweitrangig, hier stand ein Leben auf dem Spiel.
Die Tür von Mrs. Franklins Wohnung im ersten Stock öffnete sich, als Francis X. den Treppenabsatz erreichte. Er erstarrte. Ein riesiger Köter, ein wahres Monster, hechtete aus der Wohnung. Es war ein Presa Canario. Eine Frau in San Francisco war von einem gierigen Vertreter dieser Rasse
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