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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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abgebogen«, sagte der Taxifahrer, als er die Dienstmarke an meinem Hals sah. » Dieses Schwein hat gerade mein Taxi geklaut.«
    » Hatte er Kinder dabei?«, rief ich im Vorbeilaufen.
    » Zwei«, antwortete der Filipino. » Sie waren mit Handschellen aneinandergefesselt. Was ist denn passiert?«
    Ich wünschte, ich wüsste es, dachte ich und rannte weiter.
    An der Ecke blieb ich wie benommen einen Moment stehen. Auf der Lexington Avenue drängten sich Lastwagen, Busse, Autos und Taxis.
    Unzählige Taxis zogen ununterbrochen Richtung Süden an mir vorbei. Keins fuhr besonders schnell oder auffällig. Keine Chance zu erkennen, in welchem Mooney saß.
    Ich zog gerade mein Telefon aus der Tasche, um eine Straßenblockade anzufordern, als es in meiner Hand klingelte.
    » Mike? Ich bin’s«, meldete sich eine ruhige, wohlerzogene Stimme.
    Mooney! Ich brachte kein Wort heraus. Schweiß rann an meinem Körper hinab, während ich nach Atem rang. Autos um mich herum hupten, weil ich, den Hals reckend, mitten auf der Straße nach Mooney Ausschau hielt. Wollte er mich jetzt verspotten? Mir eine Nase drehen, weil er entwischt war? Ich hätte mich sogar anschießen lassen, nur um wenigstens einen Anhaltspunkt zu bekommen, wo er steckte.
    Emily erreichte die Straßenecke mit einem » Wo, zum Teufel, steckt er«-Ausdruck auf dem Gesicht.
    » Francis?«, fragte ich und deutete auf mein Telefon.
    » Wenn jemand versucht mich aufzuhalten, werden die beiden Jungen sterben.«
    » Niemand will, dass das passiert«, erwiderte ich. » Hören Sie zu, Francis. Wir wissen von der Aschermittwochsbombe, durch die Ihre Freunde starben. Das war nicht Ihr Fehler. Geben Sie sich nicht die Schuld dafür. Sie haben das Richtige getan. Ich habe auch von Ihrem Krebsleiden gehört. Das ist schrecklich. Und wir wissen von Ihrer Wohltätigkeitsarbeit und den kostenlosen Dienstleistungen. Sie sind ein guter Mensch. Warum wollen Sie ein solches Erbe hinterlassen? Welchen Sinn hat das?«
    » Wer sagt, dass die Welt einen Sinn hat, Mike? Abgesehen davon ist mir mein Erbe egal«, fuhr er fort. » Nur eine Sache zählt.«
    Ich hatte das Gefühl, als prallte das Telefon von meinem Schädel ab. Was war mit diesem Kerl nur los? Er klang messianisch, als verfolge er eine göttliche Mission.
    » Warum?«, rief ich. » Warum tun Sie das, verdammt noch mal?«
    » Sie sind doch katholisch, oder? Natürlich sind Sie das. Welcher Polizist in New York mit irischen Wurzeln ist das nicht? Haben Sie heute das Tagesevangelium gehört? Haben Sie zugehört? Wenn ja, würden Sie mir nicht diese Frage stellen.«
    Das Tagesevangelium?
    » Dann nehmen Sie mich, Francis. Nehmen Sie mich statt der Jungs. Was auch immer Sie tun müssen, nehmen Sie mich dafür.«
    » Das würde nicht funktionieren, Mike. Sie werden sehen. Alle werden es sehen. Es dauert nicht mehr lange. Ich bin fast an meinem Endziel angelangt. An unserem Endziel. Es ist fast vorbei. Sind Sie erleichtert? Ich ja.«
    Er schluchzte wieder. Komisch, dass ich trotz seines labilen Gemütszustands überhaupt kein Mitleid für ihn empfand.
    » Es ist das Schlimmste, was ein Mensch je getan hat. Aber es ist in Ordnung. Vielleicht habe allein ich die Kraft, es zu tun.«

85
    Mooneys Wagen glitt wie geschmiert durch den Verkehr auf der Lexington Avenue, ohne auffällig schnell zu sein. Nachdem er einen Transporter geschnitten hatte, bog er scharf nach rechts auf die 57 th Street.
    Mooney hatte nicht geplant, das Taxi zu entführen, weil er einen Mietwagen in einer Tiefgarage hinter der St. Edward’s Academy abgestellt hatte. Doch er hatte die Gelegenheit genutzt, als das Taxi direkt vor seiner Nase stand.
    Die beiden Schüler lagen geknebelt und doppelt gefesselt auf dem Boden. Mason war blond, Parrish hatte rötlich braunes Haar, doch die beiden hätten Brüder sein können. Hübsch, sportlich und ach-so-elitehaft in ihren Burberry-Hemden und Polokrawatten.
    Die Frage war nicht, auf welches College sie gehen würden. Die Frage war, auf welche Elite-Uni. Verblüffende fünfundzwanzig Prozent der Schüler der St. Edward’s wechselten auf eine der Ivy-League-Universitäten. In manchen städtischen Schulen schafften weniger als fünfundzwanzig Prozent überhaupt den Abschluss.
    Die Ungleichheit war damit natürlich noch nicht zu Ende. Parrishs Vater war Generaldirektor bei Mellon Zaxo, dem Haushaltsprodukte-Giganten. Im Jahr zuvor hatte er, was die Höhe des Einkommens betraf, mit 113 Millionen Dollar Gehalt und Sonderdividende

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