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Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)

Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)

Titel: Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RosMarin
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einkaufen. Die herrlichsten Dinge, wie im Intershop. So wie damals. Vor dem Mauerbau. Meine Mutter erzählt noch oft davon.“
    „Damals gab’s noch keine Intershops“, erwiderte ich altklug. „Die hat Honecker eingeführt, wegen der Anerkennung.“
    „Ja“, stimmte Uschi zu, „und die Westmark. Wegen
    der Ungleichheit.“
    „Wie wahr. Unter Ulbricht soll alles viel besser gewesen sein. Keinen Neid soll es gegeben haben. Keine Unterschiede zwischen Arm und Reich. Alle waren gleich.“
    „Und wer in die Partei gegangen ist, tat es aus Überzeugung.“
    „Das stimmt“, sagte ich überzeugt. „Honecker hat ja dann auch die Privilegien für die Parteimitglieder eingeführt. Und damit den Neid.“
    „Und wenn eines Tages die Grenzen geöffnet werden sollten, was wir uns ja nicht einmal im Traum vorstellen können, müsste folgerichtig Honecker und mit ihm sein Gefolge mit der Mauer verschwinden.“
    Wir hatten übermütig gelacht und waren weitergeschlendert.
    „Das werden wir wohl nicht mehr erleben“, hatte ich noch gesagt, „vielleicht unsere Enkel oder Urenkel. Guck mal, der beobachtet uns schon.“
    Ich warf dem Wachmann auf dem Turm, der inmitten des Niemandlandes warnend emporragte, eine Kusshand zu und hakte Uschi unter.
    „Schnell weg, sonst denken die noch, wir wollen türmen.“  
    Und nun war Siggi traurig.
    „Ich habe kein gutes Gefühl“, sagte er. „Eine Welt wird einstürzen. Nicht nur die Mauer. Unsere Welt.“
    „Unsere Welt? Deine vielleicht“, sagte ich verunsichert und betrachtete weiter das unvorstellbare Treiben am Brandenburger Tor. Die Menschen kletterten wie Affen die Mauer empor, halfen sich gegenseitig, jubelten, wenn sie es geschafft hatten, breiteten die Arme aus, als wollten sie wie ein Vogel davonfliegen. Grenzen überqueren. In der Freiheit jubilieren.
    „Guck, mal Siggi“, sagte ich , „die schmeißen ihr Geld weg.“ 
    „Alles Idioten“,  schimpfte Siggi, „die werden schon sehen, was sie angerichtet haben.“
    „Du meinst, das böse Erwachen kommt noch?“
    „Klar.“ Siggi wurde immer wütender und auch trauriger. „Nach jeder Euphorie folgt die Depression. Sollten die die Einheit jetzt erzwingen, können wir alle einpacken. Der kalte Krieg ist nicht am 9. November 1989 zu Ende.“
     
    Siggi war mit der Partei verheiratet. Aber er hatte nie Privilegien genossen. Im Gegenteil. Die Parteileitung hatte ihm immer nur Pflichten auferlegt. Pflichten, die er pflichtbewusst, freudig, treu und zuverlässig erfüllte. Er war ein echter Staatsdiener. Die Partei war das Volk. Und Siggi war ein Teil des Volkes. Und die Partei hatte immer Recht. Und Siggis Frau nicht. Sie war nicht einfach so verreist. Sie hatte sich von ihm getrennt, wie er mir in der Nacht, so zwischen unseren Liebesspielen, gestanden hatte, weil sie sich von ihm vernachlässigt fühlte, nicht verstehen konnte oder wollte, dass er außer seinen ehelichen Verpflichtungen doch auch noch den gesellschaftlichen nachkommen musste. Und sie wollte immer die Nummer eins sein. Jedenfalls sah Siggi das so. 
    Mir gefiel das alles nicht. Besonders nicht, dass Siggi jetzt frei war, frei für mich, wie er sich ausdrückte. Und er hatte mich meinen Grundsatz, nichts mit verheirateten Männern anfangen zu wollen, über den Haufen schmeißen lassen. Na, es war ja nicht das erste Mal, dass ich meinen naiven Prinzipien untreu geworden bin. Doch diese Freiheit machte mir Angst. Besonders jetzt, da ich ihn so aufgelöst und unglücklich vor dem Fernseher sitzen sah. Vielleicht liebte ich ihn doch nicht so, wie ich sollte und wollte? Vielleicht hatte ich mir die Gefühle für ihn nur eingebildet. Vielleicht waren sie ein Kind meiner blühenden Fantasie? Die Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit?
    Denn wie ich Siggi jetzt so anschaute, empfand ich gar nichts mehr für ihn. Jedenfalls nichts, was mit Liebe zu tun hatte. Kein einziges Gefühl dieser Art regte sich in mir. Alles weg. Und seine Partei interessierte mich erst recht nicht. Und dass er jetzt so litt, verstand ich nicht.
    Abrupt sprang ich auf.
    Was sich hier auf dem Bildschirm abspielte, konnte nicht wahr sein. Niemals. Es musste ein Traum sein.  Ein Märchen. Eine Sinnestäuschung. Auch wenn Siggi sagte, es sei real. Vielleicht träumte ich ja alles nur, weil ich besoffen war. Das Treiben auf der Straße. Das Treiben im Fernseher. Siggis Trauer. Meine Nichtgefühle.
    Die unzähligen Menschen, die lachten, tanzten, sangen, eine Mauer erstürmten. Die

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