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Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)

Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)

Titel: Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RosMarin
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Tasse mit dem schwarzen Kaffee leer.
    „Die da oben wissen einfach nicht mehr, wie sie sich verhalten sollen, wie sie alles unter Kontrolle kriegen sollen, überall herrscht doch das reinste Chaos.“
    Claudia lächelte unsicher.
    „Ich glaube“, sinnierte Uschi, „ das ist alles nur ein Versehen. Vielleicht sollte der Reporter sagen: ‘Bald werden die Grenzen geöffnet, und einige dürfen rüber’, und er hat gesagt: ‘Die Grenzen sind geöffnet, und alle dürfen rüber’. Deswegen der Andrang.“
    Das fanden wir echt witzig. Könnte ja tatsächlich so gewesen sein.
    „Kann ja sein, dass es nur ein Missverständnis war“, stimmte ich zu. „Aber was ist, ist. Rückgängig können die nichts mehr machen. Trauen die sich gar nicht. Sonst würden noch mehr abhauen.“
    „Die heimlich über die Grenze nach Ungarn abgehauen sind, werden sich vielleicht ärgern. Die hätten sich den ganzen Stress sparen können.“ Renate kicherte in sich hinein, ehe sie weitersprach:  „Der Römhild ihr Mann, ihr wisst schon, der von der Maz, ist vorige Woche erst verschwunden, und sie sollte auch über Ungarn nachkommen, wenn sie hier alles verkauft hätte.“            
    „Das schöne Haus“, bedauerte ich. „Nun kann sie ja legal rübergehen. Wenn sie noch will.“ 
    Ein Teil unseres Teams wollte heute noch nach Westberlin. Sie wollten nicht warten. Dass mit den hundert Mark war auch keine Ente. Jeder konnte sie sich an einer Bank oder Sparkasse im Westen abholen. Was konnte man für so viel Geld alles kaufen.
    „Ich kaufe mir was zum Anziehen“, sagte Renate, „da brauche ich nicht in den Intershop zu gehen. Mein Westgeld geht sowieso zur Neige.“ 
    „Ich werde mir Schmuck kaufen“, verkündete Uschi, „und wieder auf die Pirsch gehen. Mir einen Westmann angeln.“
    „Na, dann viel Spaß “, lachte Renate. 
    „Du kannst nur froh sein, dass du Verwandte im Westen hast, die dir ab und zu mal ‘ne Mark zustecken.“ Herausfordernd sah Uschi Renate an.
    Doch Renate schwieg.
    „Ich Schokolade. Schokolade und Obst“, sagte ich überzeugt.
    Mir schmeckte die Westschokolade besonders gut. Endlich würde ich mich mal so richtig an ihr sattessen können. Vor Vorfreude lief mir schon das Wasser im Mund zusammen.
    Jeder malte sich aus, was er wohl am besten mit den unverhofften hundert Westmark anstellen sollte, das heißt, wofür er sie ausgeben wollte oder könnte.
     
    Uschi und ich wollten am 11.11. 1989 rübergehen. Das schien uns ein angemessener Tag.
     
     
    *
     
     
    Es war ein wunderschöner Herbsttag. Der Himmel blau und wolkenlos. Fröhlich stellten wir uns an das Ende einer aufgewühlten Menschenmenge aus einem Labyrinth aus Lachen, Übermut, Hoffnung, Erwartung. Und, wie es mir schien, auch Misstrauen. Bestimmt, weil kaum jemand glauben konnte, dass die Realität Realität war. Hunderte Augenpaare blitzten freundlich umher. Gefangen in der immer länger werdenden Menschenschlange am Übergang Heinrich-Heine-Straße. 
    Es ging nur langsam in Schüben voran. Sobald ein Schub abgefertigt war, rückte der nächste nach und die Menschen rannten ein kurzes Stück. Wie Soldaten in einer rasch marschierenden Kolonne.
    Wie alle anderen hielten Uschi und ich unsere Personalausweise schon lange vor dem Passierhäuschen in die Höhe. Als wir endlich davorstanden, schaute ein Zollbeamter flüchtig auf die Passbilder und drückte einen Stempel auf die hintere Seite der Ausweise. Wir liefen noch ein Stück und waren im Westteil der Stadt. Sehen konnten wir nur rechts und links die Häuser, aus deren Fenstern uns die Leute zuwinkten und manche Bonbons in die Menge warfen.
    Uschi und ich hielten uns an den Händen, eingeschlossen in einer aufgewühlten Menschenmenge.
    „Pass auf, dass wir uns nicht verlieren“, mahnte Uschi immer wieder, während sie meine Hand fast zerquetschte.
     
    Kurz vor dem Moritzplatz stockte die Reihe wieder. Ruckelte und zuckelte und lichtete sich etwas. Die Menschen strömten in verschiedene Richtungen auseinander. Rund um das Rondell am Moritzplatz wurde der Trubel immer heftiger. Die Menschen hielten sich an den Händen und tanzten zu den rockigen Klängen aus den aufgestellten Lautsprechern. Der Musik der Achtziger. Don‘t Worry, Be Happy von Bobby McFerrin .   The First Time von Robin Beck und Something's Gotten Hold Of My Heart von Marc Almond & Gene Pitney und wie sie alle hießen. Auch an Looking For Freedom von David Hasselhoff konnte ich mich erinnern.
    Na,

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