Sünden der Leidenschaft
ein, als würde sich ihre Sehnsucht in sie hineinfressen.
»Fühlst du dich durch die engen Schlafkabinen gestört?« fragte er und deutete mit dem Kopf auf die geschlossenen Schlafzimmertüren.
Sie schüttelte verneinend den Kopf, murmelte aber: »Ein bißchen.« Ihre Erregung wurde immer offensichtlicher.
»Niemand wird uns stören«, sagte er ruhig.
»Auf deine Anordnung hin?« Sie errötete bei dem Gedanken, daß ihr Zusammensein Gesprächsthema gewesen sein könnte.
»Nein.« Er führte das nicht weiter aus, sondern fügte nur hinzu: »Ich habe dich bisher noch nicht in diesem Blau gesehen. Dein Kleid ist wundervoll.«
»Sarah hat es mir gekauft. Sie sagte, daß Männer Blau mögen.« Ihre Wangen bekamen ein noch stärkeres Rot. »Ich habe es heute abend nicht angezogen, weil … das … ich meine … Ich war nicht …« Sie brach nervös ab, weil sie Adams beobachtenden Blick nicht ertrug.
»Hat sich jetzt für dich etwas verändert?« erkundigte er sich leise.
Sie nickte, bevor sie aufblickte, und sagte dann mit zitternder Stimme: »Es ist kein Spiel mehr, nicht wahr? Oder ein Flirt, eine Sommerliebe, die endet, wenn der Herbst beginnt. Ich bin plötzlich nicht mehr ganz sicher, ob …«
»Eine lebenslange Bindung?« Seine Stimme vor vorsichtig.
»Ich bin gereist, solange ich denken kann, Adam«, sagte Flora mit dünner Stimme. »Ich habe nie für längere Zeit an demselben Ort gelebt.« Unbewußt zupfte sie an ihrem weichen Rockstoff herum. »Was passiert, wenn ich meine Studien vermisse, die neuen Kulturen, meine Reisen?«
»Wir könnten doch reisen«, sagte Adam beiläufig und sah sie dabei wachsam an. Er hatte bereits eine Frau, die lieber allein verreiste.
Floras Hände hielten inne. »Du hättest nichts dagegen?«
»Ich würde gern mitkommen. Vielleicht nicht sofort«, sagte er lächelnd. »Ned Storham wird in der nächsten Zeit Probleme machen, sagen wir, für ein paar Monate, sechs, vielleicht, längstens ein Jahr. Dann hat entweder er gewonnen oder ich, und dann kannst du mich mitnehmen, wohin du willst.«
»Ich liebe dich so sehr.« In Floras Augen traten Tränen. »Ich dachte du wolltest, daß ich …«
»… alles aufgebe?« Er schüttelte langsam den Kopf. »Warum sollte ich von dir verlangen, daß du dich änderst, wenn ich mich in eine starke, wilde, begabte Frau verliebt habe, die einen großen Teil ihres Lebens damit verbracht hat, die gemeinsamen Wurzeln der Menschen zu verstehen? Bleib, wie du bist. Laß mich nur an deinen Abenteuern teilnehmen.«
Flora sprang auf, warf sich auf seinen Schoß und schlang die Arme um seinen Hals. Sie drückte ihn stürmisch, bedeckte sein Gesicht mit Küssen, lachte und weinte und sagte ihm in der Sprache der Absarokees, die sie von den Frauen in Four Chiefs Lager gelernt hatte, wie sehr sie ihn liebte.
Adam hielt sie fest, und seine Augen wurden feucht, denn einige von den sanften Worten waren ihm schmerzlich vertraut. Sie weckten längst vergangene Erinnerungen an seine Kindheit und an Mutterliebe. Auch Sätze, wie sie von den Frauen zu ihren Liebhabern gesagt wurden, flüsterte sie ihm ins Ohr, wohltuende, glückliche Worte, neckend, überredend, in der Sprache seiner Ahnen. Zum ersten Mal verstand er, wie tief seine Liebe zu ihr war.
In dieser Nacht entdeckten sie die Welt, die Liebe neu. Ihre Körper und Seelen waren unberührt von der Vergangenheit, das herrliche Gefühl blieb stark und innig. Spät in der Nacht schrieb Adam das Wort »Glück« auf das beschlagene Abteilfenster. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, versuchte Luft zu holen und murmelte: »Stell dir das in Diamanten geschrieben vor …«
Flora leckte spielerisch an ihrem Finger und schrieb das Wort auf seine Brust.
»Jetzt habe ich dich gezeichnet …« sagte sie atemlos, legte sich auf ihn und küßte seine feine, gerade Nase. »Ich hoffe, du bist für die nächsten Millionen Jahre zu haben.«
»Für dich schon.«
»Nur für mich?«
»Nur für dich.« Er grinste. »Obwohl ich bald unter der Hitze leiden werde. Laß mich das Fenster öffnen.«
»Sie werden uns hören«, flüsterte sie. Sie hatte den Eindruck, alle anderen im Waggon würden hinter den Wänden lauschen.
»Sie schlafen alle. Der Zug rattert so laut, daß man nicht mal einen Pistolenschuß hören würde. Außerdem erwartet man von dir, daß du dich erwachsen und kultiviert benimmst.« Adam grinste noch breiter, als er ihren verständnislosen Blick sah. »Aber wenn du
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