Sünden der Leidenschaft
waren, hatten die Farbe von Bergkirschen. Die weichen, schweren Brüste, die er noch vor wenigen Minuten liebkost hatte, hoben und senkten sich groß und üppig unter der seidenen weißen Bettdecke.
Seine Augen wanderten zu dem Tal zwischen ihren Schenkeln weiter, wo der süße Genuß wartete, der ihn wie der Gesang der Circe lockte. Aber nicht nur ihre Schönheit zog ihn so an, denn er hatte schon viele schöne Frauen gehabt. Flora Bonham besaß eine seltene Lebenskraft und die noch seltenere Gabe, die Eitelkeit der Gesellschaft zu entlarven. Sie besaß eine scharfe Intelligenz und war gleichzeitig spielerisch, herausfordernd, fragend, unvoreingenommen – und manchmal auch peinlich direkt. Sie war die erste Frau, die Adam im Bett ebenbürtig war, eine wilde, erfinderische, provokative Frau, sinnlich wie eine persische Haremsdame.
In ihrer Gegenwart konnte man leicht seine Pflichten vergessen, die Vernunft und die klaren Ziele aus den Augen verlieren. Flora Bonham war wie eine Sucht und für seinen Seelenfrieden eine Gefahr.
Sie hatte ein unerklärliches Feuer in ihm entfacht.
Kapitel 5
Nur selten war ein Picknick so gelungen wie dieses. Die Sonne schien, und die Füchsin hatte ihre Kleinen aus dem Bau gebracht, um sie draußen in der Wärme spielen zu lassen. Eine Stunde lang waren die Picknickteilnehmer von Adams Ranch mit der Beobachtung der kleinen Tiere beschäftigt. Sie saßen auf deren windabgewandter Seite und weit genug entfernt, daß sie sich flüsternd unterhalten konnten, ohne die Tiere zu erschrecken. Selbst Lucies vereinzelte Rufe des Staunens drangen nicht bis zu ihnen. Sogar Mrs. McLeod, die offiziell natürlich nicht mit »Cloudy» angesprochen wurde, murmelte zurückhaltend: »Nein, wie süß!«, wenn ein oder zwei Füchse wie kleine Stoffbälle den Hügel herunterrollten.
Mrs. McLeod hatte den Ritt auf Charlie ohne Zwischenfall überstanden. Zwei Männer waren nötig gewesen, um ihr aus dem Sattel zu helfen. Sie hatte ihren staubigen schwarzen Rock ausgeklopft und gefragt: »Hat jemand meinen Stuhl mitgenommen?« Wie ein orientalischer Fürst hatte sie sich, die Haube auf dem Kopf, ein kräftiges Doppelkinn darunter, auf ihrem Klappstuhl niedergelassen und die Picknickteilnehmer im Befehlston herumkommandiert: »Le Comte«, hatte sie mit ihrem harten schottischen Akzent, den ihr auch die Lehrerinnen der Abschlußklasse in Edinburgh nicht hatten abgewöhnen können, gesagt, »könnten Sie mir bitte das Fernglas reichen? Ich sehe dort auf dem Gratweg einige Tiere …«
»Lucie, biete dem Grafen doch von den Königinbaisers an …«
»Lady Flora, setzen Sie sich doch auf die weiche Decke und nehmen Sie von den Sandwiches mit dem Räucherlachs.«
Adam hatte ihr den gewünschten Feldstecher gebracht, und für einige Zeit war sie so damit beschäftigt gewesen, sich die Landschaft durch das Fernglas anzusehen, daß sie keine weiteren Befehle erteilt hatte.
»Ich habe dich vermißt«, flüsterte Adam Flora zu, während er sich zu ihr umdrehte, um die Flasche Cognac zu nehmen, die ganz unten im Picknickkorb lag.
Sie wurde rot wegen dieser intimen Bemerkung und sah sich schnell um, ob jemand etwas gemerkt hatte. Aber Lucie und der Graf waren eben dabei, ein kleines Holzboot zu bauen, und Mrs. McLeod schaute sich zufrieden die Berge an.
Adam flüsterte: »Es sieht niemand her.« Er entkorkte die silberne Cognacflasche. »Und ich bin die Verschwiegenheit in Person. Möchtest du auch etwas?« Er bot ihr die Flasche an.
Sie schüttelte nervös den Kopf. Sie ließ sich von Adams Selbsteinschätzung nicht trügen, der absolut nicht die Verschwiegenheit in Person war.
»Es würde dir helfen, dich zu entspannen. Du wirkst so nervös«, sagte er mit einem warmen Lächeln und bot ihr die Flasche noch einmal an.
»Ich bin gern nervös.« Trotzdem nahm Flora höflich einen Schluck.
Sie war in blendender Verfassung und ausgeruht nach ihrem Schlaf – und sie war sich Adams Anwesenheit und seines unwiderstehlichen Charmes bewußt. Schnell blickte sie zu Cloudy hinüber. »Sie erinnert mich an meine unfreundliche Kinderfrau. Unangenehme Erinnerungen aus meiner Kindheit.«
»Cloudy ist harmlos.«
»Inwiefern?« Auf Flora wirkte sie wie ein überfressener Feldwebel.
»Sie sieht über meine Jugendsünden hinweg und liebt Lucie aufrichtig.«
»Was dir offenbar genügt.«
»Es ist mehr als genug. Es würde sogar ausreichen, wenn sie nur Lucie lieben würde.«
Flora bemerkte plötzlich, daß Adam hinter
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