Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
Atem. »Eineiig … «
»Ja.« Einer von Gordons Mundwinkeln verzog sich zu einem grotesken Grinsen. »Bist du immer noch sicher, dass ich sein Gehirn in pinkfarbenen Glibber verwandeln soll, bevor du die Gelegenheit hattest, damit zu experimentieren? Denk darüber nach, Chris. Eine exakte, genetisch identische Kopie deines Lieblingsspielzeugs.«
Osterman starrte ihn mit schwitzenden Handflächen an. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass er Kevins Zwillingsbruder ist?«
Gordon zuckte mit den Achseln. »Ich habe es gerade erst erfahren. Sie haben ihre Ähnlichkeit nicht betont. Sean war in der Schule ein paar Klassen unter ihm, weil Kevin mehrere übersprang, während Sean immer wieder suspendiert wurde. Ich habe herausgefunden, dass sie Zwillinge waren, als ich das Mädchen verhörte. Als ich meine Liste mit den Todesdaten zu Rate zog … «
»Die Skalps deiner Opfer zu sammeln, indem du ihre Informationen in deinem Palm Pilot speicherst, ist eine abscheuliche, psychopathische und barbarische Angewohnheit«, unterbrach Osterman ihn. »Zudem auch mehr als riskant.«
»Und wenn schon«, erwiderte Gordon uneinsichtig. »Jedenfalls stand unter dem Todestag: ›Hinterlässt die Brüder Davy und Connor McCloud sowie Sean McCloud, 21.‹ Dasselbe Alter wie Kevins. Sieh dir die Fotos in ihrer Akte an. Wenn du sie vergleichst, erkennst du es.«
Osterman starrte an die Wand, überwältigt von einem derart intensiven Verlangen, dass es sexueller Lust gleichkam. »Ich will ihn lebend«, sagte er heiser.
Er spürte, wie sich Gordons triumphierendes Grinsen in seinen Rücken einbrannte.
»Na schön«, schnurrte der andere. »Du kannst McCloud auf deinen Stuhl schnallen und deine schmutzigen Spiele mit ihm treiben, und ich werde meinen Spaß mit dem Mädchen haben. Damit kommt jeder auf seine Kosten. Einverstanden?«
Osterman nickte knapp. Er schluckte den übermäßigen Speichel hinunter, der ihm im Mund zusammenlief. Er zitterte vor Ungeduld.
»Ich muss jemanden zu meiner Unterstützung anheuern«, bemerkte Gordon.
»Selbstverständlich. Es ist klar, dass du ihn nicht allein überwältigen kannst.«
Gordon sah ihn scharf an. »Ich dachte, du wolltest, dass ich auf Nummer sicher gehe«, sagte er langsam. »Um deinen Arsch nicht in Gefahr zu bringen. Und auch um Helix’ weichen, pickeligen Unternehmensarsch zu schützen. Falls es dir lieber ist, dass ich Mann gegen Mann mit diesem verrückten Wichser kämpfe, dann werde ich es tun. Aber du trägst das Risiko mit mir zusammen. Der Kerl ist extrem gefährlich. Und er wird auf der Hut sein.«
»Heuere an, wen immer du brauchst«, blaffte Osterman. »Aber halte es überschaubar.«
»Ich brauche Leute zur Überwachung. Die McClouds würden es merken, wenn sie beobachtet werden, aber die Endicotts sind Idioten. Ich werde ihre Telefone anzapfen … «
Gordon schwafelte weiter, aber Osterman hörte nicht länger zu. Er schwelgte in den Erinnerungen an diese vier erstaunlichen Tage, die er damit zugebracht hatte, Kevin McClouds Gehirn in seine Einzelteile zu zerlegen. Dank Gordons Machenschaften war er von jeglichen Restriktionen entbunden gewesen, bei dem Opfer keinen bleibenden Schaden zu hinterlassen, da der junge Mann offiziell bereits für tot erklärt worden war. Asche im Wind. Die unglückselige Kreatur, die an diesen Stuhl gefesselt gewesen war, hatte demnach mit Haut und Haaren Christopher Osterman gehört.
Was war das für ein Gefühl gewesen. Die alleinige Macht, die totale Freiheit. Unfassbar berauschend.
Seither hatte er unablässig versucht, dieses Experiment zu wiederholen. Erfolglos. Er hatte kein Gehirn gefunden, das auch nur annähernd an Kevins Kapazität herangereicht hatte.
Die Sache war gefährlich. Gordon war ein Irrer. Die Dinge gerieten außer Kontrolle. Er setzte alles aufs Spiel, was er sich im Leben aufgebaut hatte.
Trotzdem konnte Osterman der Versuchung nicht widerstehen.
»Ich verstehe einfach nicht, was wir falsch machen.« Cindy spulte das selbst aufgenommene Demoband vor, um festzustellen, ob sich der verwackelte, wimmernde Sound von Anfang bis Ende durchzog. Er tat es. Sie unterdrückte ein Stöhnen.
»Es klingt, als würde ich unter Wasser spielen«, meinte Javier verdrossen. »Diesen Mist kann ich nicht einsenden. Die würden sich totlachen.«
Dem konnte Cindy nicht widersprechen. Die Aufnahme klang grauenvoll.
Sie wünschte Javier von ganzem Herzen, in das Jugend-Jazz-Orchester aufgenommen zu werden. Er war mehr als gut genug
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