Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
bluttriefenden Nase rasiermesserscharf.
Bedrückt zog sie sich zur Tür zurück und wartete. Leute wuselten um ihn herum. Jemand brachte ihm ein Handtuch. Immer wieder schoss sein Blick zu ihr. Er wirkte nicht freundlich.
Ach, Mist. So ein Mist! Was war bloß los mit ihr? War sie verflucht?
Miles rappelte sich auf die Füße und kam zu ihr, dabei zog er sich mit einem angewiderten Knurren seinen blutbefleckten Gi aus. »Was zur Hölle hast du hier verloren, Cindy?«
»Äh … ich … « Wie vor den Kopf geschlagen, starrte sie seinen nackten Oberkörper an.
Heiliger Bimbam. Miles hatte einen Waschbrettbauch. Breite, dicke, fleischige Deltamuskeln, in die ein Mädchen die Nägel krallen konnte. Durchtrainierte Brust- und fein definierte Bauchmuskeln. Sie wollte, dass er sich umdrehte und ihr seine Schulter- und Rückenmuskeln zeigte. Seinen Hintern.
Nein. Das wäre unter den gegebenen Umständen ein bisschen viel verlangt.
»Erde an Cindy? Hallo? Warum bist du hier?«
Hilflos wie ein an Land gespülter Fisch klappte sie den Mund auf und zu.
»Bestimmt hast du gedacht, du könntest mir helfen, an meinem ersten Unterrichtstag einen unvergesslichen Eindruck zu hinterlassen, hm? Danke, Cin. Das ist echt super für meine Reputation.«
»Es war keine Absicht! Ich stand nur hier!«
»Ja, und mehr braucht es auch nicht.« Miles nahm das Handtuch von seinem Gesicht und zog angesichts der blutigen Flecken eine Grimasse. »Herrgott, ich brauche Eis.«
»Soll ich dir welches holen?«, fragte sie, erpicht darauf, ihren Schnitzer auszubügeln.
»Nein. Sag mir einfach, warum du hier bist. Komm zur Sache.«
Miles nahm ihren Arm und führte sie in einen Raum voller Trainingsgeräte. Er schloss die Tür und tupfte seine Nase ab. »Also? Raus mit der Sprache.«
»Es ist schwer, mit dir zu reden, wenn du mich so finster ansiehst.«
Miles verdrehte die Augen. »Ein finsterer Blick ist die automatische Reaktion eines Mannes, dem gerade von einem Zwölfjährigen praktisch die Nase gebrochen wurde. Also, ist dir endlich etwas eingefallen, das du von mir wollen könntest?«
Sie biss die Zähne zusammen und fuhr fort. »Ja, das ist es«, gestand sie. »Aber es ist nicht für mich. Es ist für Javier. Er ist … «
»Vergiss es.« Miles’ Ausdruck wurde noch grimmiger. »Hast du nicht behauptet, momentan keinen Freund zu haben? Aber ich werde ihm so oder so keinen Gefallen tun.«
»Javier ist zwölf!«, fauchte sie. »Er ist einer meiner Schüler. Ich möchte ihm helfen, ein anständiges Demoband aufzunehmen. Er bewirbt sich für das Jugend-Jazz-Orchester, und er braucht ein Stipendium, um … «
»Was für eine rührselige Story!« Miles klatschte sich das Handtuch ins Gesicht, wodurch sie erneut die Chance bekam, seinen unglaublichen Körper anzugaffen. Diese Bizepse waren einfach zum Sterben. Sie wollte sie so dringend anfassen, dass ihre Finger zitterten.
»Ich spiele nicht mehr gratis den Tonmann«, fuhr Miles fort. »Früher habe ich meine ganze Zeit damit verschwendet, meinen Musikerfreunden Gefälligkeiten zu erweisen. Darum bin ich auch so abgebrannt. Irgendwo muss ich die Grenze ziehen, und das tue ich genau hier.«
»Bitte«, sagte sie flehentlich. »Ich weiß, dass du mich für eine Vollniete hältst, aber hier geht es nicht um mich. Javier ist ein toller Junge. Sein Onkel Bolivar arbeitet als Hausmeister im Colfax-Gebäude, und ich gebe ihm inzwischen seit fast einem Jahr kostenlos Unterricht. Sein Vater sitzt im Gefängnis, und seine Mutter … «
»Ich möchte nichts über seine Mutter hören«, fiel Miles ihr ins Wort. »Ich will nichts davon hören, dass sie Doppelschichten in der Fabrik arbeiten muss, um etwas zu essen auf den Tisch zu bringen, oder über den kleinen Tim, der mit seiner Krücke in der Ecke hockt. Es interessiert mich nicht.«
»Es kostet dich nicht mehr als eine halbe Stunde«, drängte Cindy ihn. »Wir kommen zu dir nach Hause, wann immer es dir passt – allerdings müssten wir vorbeikommen, bevor morgen das Postamt schließt. Javier ist ein wirklich großartiger Junge. Er verdient Unterstützung.«
»Und wer unterstützt mich?«, beklagte Miles sich.
»Da du es gerade erwähnst … « Cindy verschränkte die Arme vor dem Bauch, um das nervöse Flattern zu besänftigen. »Das bringt mich auf eine andere Sache … Was beabsichtigst du zu tun, falls Mindmeld Mina treffen will?«
Miles’ Miene verdüsterte sich. »Das überlege ich mir, wenn es so weit ist. Außerdem geht dich das
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