Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
»Nein.«
»Bei mir auch nicht.«
»Ich möchte nicht mehr daran denken.« Ihre Stimme klang trostlos. »Lass uns lieber darüber sprechen, was hier und jetzt gerade passiert. Soweit ich weiß, hast du mich nicht gekidnappt, was ist also unser Status quo? Laufe ich mit dir davon?«
Plötzlich hob sich seine Laune. »Die Idee gefällt mir.«
»Und was hast du mit mir vor?«
»Mir fallen da spontan eine ganze Reihe vergnüglicher Dinge ein.«
»Lass das. Sei zur Abwechslung mal ernst.«
»Ich werde dich beschützen«, sagte er mit klarer, entschlossener Stimme.
»Das ist wirklich nett, Sean, aber als Gegenleistung verlangst du was? Ein professioneller Bodyguard kostet circa zweihundert Dollar die Stunde. Nur habe ich kein Geld. Überhaupt keins. Das Einzige, was ich noch habe, sind ein abgefackelter Buchladen und eine gewaltige Hypothek. Irgendwann werde ich zwar eine Erstattung von der Versicherung bekommen, aber bis dahin … «
»Das kümmert mich nicht.«
»Und dass meine Eltern stinkreich sind, wird mir auch nicht weiterhelfen.« Ihre Stimme bebte. »Sie haben mich aus ihrem Testament gestrichen. Ich bin auf mich allein gestellt.«
»Gut«, kommentierte er mit leisem Nachdruck. »Das ist eine gute Nachricht, Prinzessin.«
»Ist es das? Wirklich? Und wie soll ich dich bezahlen?«
»Mit sexuellen Gefälligkeiten«, antwortete er prompt. »Lass mal nachrechnen. Zweihundert Dollar die Stunde mal vierundzwanzig Stunden, das macht viertausendachthundert Dollar am Tag. Das sind eine Menge Gefälligkeiten.«
Sie kicherte hinter vorgehaltener Hand. »Sei endlich still.«
»Ich werde rund um die Uhr bei dir sein«, fuhr er unbeirrt fort. »Wenn ich dich nicht gerade mit Leib und Leben beschütze, wälzen wir uns im Bett umher. Das wird ganz schön anstrengend.«
»Das ist es jetzt schon. Ich kann kaum noch laufen.«
»Das tut mir leid«, sagte er gespielt kleinlaut. »Aber jetzt mal Spaß beiseite. Ich brauche keine zweihundert Kröten die Stunde. Ich werde es tun, weil du eine Prinzessin bist. Du verdienst es, beschützt zu werden. Und du musst nicht mit mir schlafen. Du brauchst mich nicht zu bezahlen. Das Einzige, was du tun musst, ist existieren. Das ist für mich mehr als genug.«
In ihren Augen glitzerten Tränen, als sie ihn ansah. Sie wischte sie weg und wandte den Blick ab. Für eine Weile war die Stille geradezu bedrückend.
»Das ist sehr süß von dir«, sagte sie schüchtern. »Trotzdem ist es ökonomisch nicht sehr praktisch. Wir brauchen einen Plan.«
»Ich arbeite daran, Süße. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest – ab hier muss ich mich konzentrieren, um Tams Versteck zu finden.«
Er hatte sich die exakte Stelle an der vierten Kurve hinter der alten Steinbrücke eingeprägt, wo er nach links abbiegen musste. Der Weg führte durch eine schmale Senke, die scheinbar in ein undurchdringliches Dickicht stacheliger Büsche mündete. Sie peitschten und schrappten über die Karosserie des Autos, doch Sean steuerte den Wagen durch die Mauer aus Laub hindurch.
Als sie auf der anderen Seite herauskamen, fanden sie sich auf einer Lichtung wieder, an deren einer Seite eine Scheune stand. Das baufällige Dach war grün vermoost und voller gähnender Löcher. Die Rentnerkarre rumpelte über etwas Metallisches. Sean bemerkte eine plötzliche Bewegung vor ihnen und brachte den Wagen gerade noch rechtzeitig zum Stehen, bevor die niedrigen, gezackten Metallspitzen, die sich in einem flachen Winkel aus dem Boden schoben, die Vorderreifen durchstoßen konnten.
»Oh Gott«, quiekte Liv.
»Der Teufel soll dich holen, Tam«, fluchte er. »Dieses hinterlistige Miststück. Das hat sie nur gemacht, um mich aus dem Konzept zu bringen. Ich habe keine Lust, auch noch die Reifen von dieser Schrottkiste zu wechseln.«
Langsam und majestätisch zog sich die Zinkenreihe wieder in die Erde zurück. Sean schnaubte. »Mensch, danke. Echt großzügig von dir.«
Ein schmaler roter Lichtstrahl flammte auf und schweifte suchend umher, bevor er erst Seans, dann Livs Gesicht ins Visier nahm. Er flackerte zurück zu Sean und verweilte dort. Sean drehte ihm eine lange Nase und streckte die Zunge heraus. »Ja, ich bin es, Tam«, sagte er. »Was willst du noch? Einen verdammten DNA -Test?«
Es ertönte ein gedämpftes Brummen, dann teilte sich die Scheunenwand in vier Sektionen und fuhr zurück, bis eine in den Wald führende Straße sichtbar wurde.
»Allmächtiger«, stieß Liv hervor. »So etwas habe ich ja
Weitere Kostenlose Bücher