Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
Wissenschaftler gejagt wurde, der einen tödlichen Grippeerreger verkaufte … « Er brach ab und versuchte nervös, einen Blick in Livs abgewandtes Gesicht zu erhaschen. »Aber vielleicht ist jetzt nicht der passende Moment für diese Geschichten.«
»Schon in Ordnung.« Livs Stimme klang hohl. »Es ist mir lieber, wenn ich weiß, dass die Frau, bei der wir unterschlüpfen, eine knallharte Berufskriminelle ist.«
»Mittlerweile nicht mehr«, beteuerte Sean hastig. »Eine Berufskriminelle im Ruhestand trifft es eher. Sie versteckt sich einfach nur in ihrer Festung und entwirft abgefahrenen Schmuck.«
»Schon klar. Bestimmt ist sie so harmlos wie eine strickende Großmutter.«
»Sie ist speziell, unsere Tam. Versuch, sie nicht zu nah an dich heranzulassen«, riet er. »Sieh dir diese weltraumtechnologische Tarnvorrichtung über der Garage an.«
»Welche Garage?«
Sie keuchte, als sich die Bergflanke teilte, Büsche, Moos und Felsen geschmeidig zur Seite glitten und den Blick auf eine Garage freigaben, die in den Hang gehauen war. »Mein Gott«, wisperte sie. »Das ist surreal.«
»Ja«, bestätigte er und schaltete die Scheinwerfer aus. »Aber keine Sorge. Aus unerfindlichen Gründen mag Tam uns. Ich schätze, das ist der einzige Grund, warum sie uns bislang nicht getötet hat.«
Wie hypnotisiert starrte Liv zu dem roten Dreieck am Ende der Garage. Das Licht, das es ausstrahlte, spiegelte sich in einem langen rötlichen Streifen auf dem glänzenden Steinboden. Dramatisch von hinten beleuchtet, betrat als Silhouette eine schlanke Gestalt die Szene. In koketter Pose, die Hüfte vorgeschoben, verharrte sie im Türrahmen. In einer Hand hielt sie lässig eine Pistole. Die andere führte eine Zigarette an die Lippen. Die Spitze glimmte rot auf. Sie hob das Kinn und ließ eine Rauchschwade entweichen. Das Ganze wirkte wie der Beginn einer Tanznummer.
Liv holte tief Luft und stieß die Wagentür auf. Die nächste Herausforderung. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Jetzt musste sie mit dem atemberaubenden, bösen Bond-Girl Small Talk machen.
Sean legte ihr den Arm um die Taille. »Ganz ruhig«, raunte er Liv zu. »Was soll die Knarre, Tam?«, herrschte er sie an. »Entspann dich.«
»Der Tag, an dem ich mich entspanne, ist der Tag, an dem ich sterbe.« Tamaras Stimme war tief und rauchig. »Ich kenne dein Gesicht, aber ihres kenne ich nicht. Woher soll ich wissen, dass sie dir nicht eine Knarre zwischen die Rippen drückt?«
»So etwas tue ich nicht«, versicherte Liv eilig.
»Ja, das sehe ich.« Tam nahm einen weiteren tiefen Zug von ihrer Zigarette, dann kam sie mit laszivem Hüftschwung auf sie zu, wobei Livs Gesicht im Licht und ihr eigenes im Dunkeln blieb. »Lieber Himmel, sieh dich nur an. Allem Anschein nach muss ich morgen früh ein paar Noteinkäufe tätigen.« Sie fasste nach Livs sackartigem T-Shirt und raffte es zusammen, um ihre Körperkontur zu erkennen. »Hübsche Titten. Achtzig E, Konfektionsgröße … vierzig?«
Liv stellten sich die Nackenhaare auf, und sie wich hastig zurück. »An guten Tagen. Aber mach dir bitte nicht die Mühe. Ich komme schon zurecht.«
Tam nahm einen weiteren Zug. »Ich kann nicht zulassen, dass eine Frau mit deiner Figur in solchen Klamotten herumläuft. Das ist ein Verbrechen. Komm mit. Und zieh diese Schuhe aus.«
Liv blieb auf der Türschwelle stehen und streifte ihre ruinierten Sandalen von den Füßen. »Gilt in deinem Haus eine Keine-Schuhe-Regel?«
»In meinem Haus gilt eine Keine-hässlichen-Schuhe-Regel«, erwiderte Tamara kühl.
Sean entschlüpfte ein gedämpftes Lachen, und er wandte das Gesicht ab. Liv schwor sich insgeheim, ihn dafür bezahlen zu lassen – mit Blut.
»Hör zu«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen zu der Frau. »Ich musste um mein Leben rennen, dementsprechend hatte ich weit wichtigere Sorgen als … «
»Wenn man um sein Leben rennt, ist es umso wichtiger, gut auszusehen, Schätzchen.« Tamara steckte die Pistole hinten in ihre Jeans und bedeutete ihnen voranzugehen. »Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
Liv sah zu, wie Tam einen Code eintippte, um den Alarm zu reaktivieren.
»Ich habe dich noch nie mit braunen Haaren und goldenen Augen gesehen«, bemerkte Sean.
»Genieße es, solange du kannst«, erwiderte Tam. »Du siehst mich vielleicht nie wieder so.«
Tamara war schlank, muskulös und kurvig – eine Dreierkombination, die Liv als persönlichen Affront empfand. Es war einfach unfair. Ihr braunes Haar war zu
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