Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
noch nie gesehen.«
»Ja, es ist wie in Disneyland. Aber sie hat schließlich auch Geld wie Heu.«
Er beschleunigte, während er durch die Scheune fuhr. Die Straße wand sich durch einen dichten Wald, stieg an und fiel wieder ab, bevor sie sich schließlich über eine Hügelkuppe schlängelte.
»Sieh auf der rechten Seite nach unten«, forderte Sean sie auf.
Liv tat es und schnappte nach Luft. Die Straße schmiegte sich an eine Klippe, unter der ein Strand lag. Die immense Weite des mondbeschienenen Ozeans breitete sich vor ihnen aus, und der Wind trieb Wolkenfetzen über den Himmel. Gischt brandete in langen Schlieren weißen Schaums über den breiten, schimmernden Strand, und die Wellen brachen sich an dunklen Felsvorsprüngen. Der Anblick war auf eine kalte, schmerzvolle, melancholische Weise wunderschön.
»Tamaras Festung ist ganz dort oben«, erklärte er. »Sie trägt einen architektonischen Tarnmantel. Man kann sie nicht wirklich sehen, bis man drin ist.«
»Das ist wie in einem James-Bond-Film.« Livs Stimme klang nervös.
»Und das ist erst der Anfang«, versicherte er. »Tam ist selbst wie ein böses Bond-Girl, das sich mit einem Rückwärtssalto auf deine Schultern katapultieren und dir mit ihren perfekten Schenkeln den Hals brechen könnte, wenn du nicht auf der Hut bist.«
Sie sah ihn beunruhigt an. »Das klingt Furcht einflößend.«
»Aber nein. Man hat mit ihr mehr Spaß als mit einer Horde Affen. Es ist nur so, dass man sich in ihrer Gegenwart nie entspannen kann. Sie ist … du wirst schon sehen.«
»Wer ist diese Frau?«, wollte Liv wissen. »Was tut sie? Du machst mich ganz kirre mit deinem ständigen ›Du wirst schon sehen‹. Sag es mir einfach!«
»Sie ist ein Mysterium«, antwortete Sean hilflos. »Ich verheimliche dir nichts. Wir wissen nicht viel, und wir trauen uns nicht wirklich, sie zu fragen. Niemand weiß, was sie alles getan hat, aber es war gegen das Gesetz, so viel steht fest. Und wenn du dich in ihrem Haus umsiehst, wirst du feststellen, dass es profitabel war.«
»Woher kennst du sie? Du willst mir doch nicht sagen, dass du … ?«
»Himmel, nein«, erwiderte er hastig. »Ich bin blitzsauber, Süße. Ich bin nicht auf der Suche nach Ärger, weil ich nämlich schon genug mit dem Ärger zu tun habe, der mich sucht.«
»Also, wie seid ihr euch begegnet?«
»Mein Bruder Connor hat sie vor einigen Jahren kennengelernt. Sie war die Geliebte dieses psychotischen Milliardärs, der versucht hat, die Freundin meines Bruders umzubringen. Sie ist heute seine Frau, ihr Name ist Erin. Jedenfalls stellte sich heraus, dass Tam ihrerseits versuchte, diesen Kerl zu töten, aber er war eine wirklich harte Nuss. Sie und Connor haben sich gegenseitig den Arsch gerettet.«
»Was für eine atemberaubende Geschichte«, meinte Liv. »Und? Hat sie?«
»Hat sie was?«
»Den Milliardär getötet?«
»Äh, nein. Das war Erin.«
Sie sah ihn mit aufgerissenen Augen an. »Soll das heißen, dass Erin auch ein böses James-Bond-Girl ist, das den Männern mit seinen perfekten Schenkeln den Hals bricht?«
»Quatsch. Erin ist eine liebenswerte, sanftmütige Antiquitätenexpertin, die keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Aber sie hat diesem bösartigen Wichser einen keltischen Dolch aus der Bronzezeit in den Hals gerammt«, sagte Sean voller Stolz. »Das Blut ist nur so gespritzt. Du hättest hinterher die Wände sehen sollen. Es war surreal.«
»Gott bewahre«, entgegnete Liv mit flacher Stimme.
»Na ja, er hat versucht, sie zu strangulieren. Und dann haben Con und Tam all seine üblen Spießgesellen erschossen. Das war echt der Hammer.«
Liv schüttelte den Kopf. »Ich bekomme gerade einen Minderwertigkeitskomplex.«
»Warum? Du hast heute Morgen mit T-Rex nichts anderes gemacht.«
Liv stieß ein scharfes Lachen aus. »Da ist der kleine, aber feine Unterschied, dass Erin den Milliardär getötet hat, während T-Rex noch immer frei herumläuft.«
»Fühl dich deswegen nicht schlecht, Süße. Übung macht den Meister«, ermutigte Sean sie. »Ich bin sicher, du bekommst noch eine zweite Chance.«
»Hurra«, murmelte sie voller Ironie.
Sean wechselte das Thema. »Jedenfalls haben wir Tam dadurch kennengelernt. Später war sie Brautjungfer bei Connors und Erins Hochzeit, und bei dieser Gelegenheit schenkte sie Margot, Davys Frau, eine Haarspange, mit der man ein einschläferndes Gas versprühen kann. Das hat Margot schließlich das Leben gerettet, als sie von diesem wahnsinnigen
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