Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
auseinander, und am Ende der langen Garage zitterten ein paar Büsche, als ein kleiner, sportlicher silberfarbener Volkswagen hereinfuhr.
Drei Frauen kletterten heraus. Eine hübsche Dunkelhaarige, die eindeutig schwanger war, eine üppige, sommersprossige Schönheit mit einer dichten roten Mähne und eine schlanke Blondine, die ihr seidiges helles Haar zu einem lockeren Zopf geflochten hatte. Brennend vor Neugier richteten sie ihre Blicke auf Liv. Sie machte sich auf das Schlimmste gefasst, als sie in das beengte Foyer kamen und Liv musterten.
»Ist euch jemand gefolgt? Habt ihr euch überhaupt die Mühe gemacht, darauf zu achten? Ist es euch auch nur eine Sekunde lang in den Sinn gekommen?«, bellte Tam die hochgewachsene Rothaarige an, die ganz vorn stand.
Die Frau lächelte und schloss sie in die Arme. Tamara versteifte sich und streckte die Arme zur Seite, als wüsste sie nicht, was sie mit ihnen anfangen sollte. »Schön, dich zu sehen, Tam. Wir haben dich vermisst.« Stirnrunzelnd umfasste sie Tams Taille mit den Händen. »Du bist aber dünn geworden. Was ist los? Warst du krank?«
»Ich bin es wirklich leid, das zu hören.« Ihre Augen wurden schmal, als sie Margots Kontrollblick erwiderte. »Oh, mein Gott, du bist schwanger.«
Margot riss die Augen auf. »Wir sind uns noch nicht sicher.«
»Sei dir sicher.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte sie scharf. »Hat Davy etwas gesagt?«
»Nein. Das musste er nicht. Es steht dir ins Gesicht geschrieben. In Neonbuchstaben.«
Liv musterte die rothaarige Amazone, konnte jedoch keine Neonbuchstaben entdecken, sondern nur sinnliche weibliche Kurven. Die Brünette, die Erin sein musste, umarmte Tamara nun auch mit derselben furchtlosen Hingabe.
Tam erwiderte die Umarmung, wenn auch etwas steif. »Wie verläuft die Schwangerschaft?«, fragte sie und tätschelte behutsam Erins runden Bauch.
Erin lächelte zufrieden. »Ich fühle mich so glücklich wie eine Kuh. Es ist ein Junge.«
Tamara schlug sich die Hand vor die Stirn. »Als bräuchte die Welt noch einen männlichen McCloud.« Sie wandte sich an die Blondine und ließ geduldig eine weitere Umarmung über sich ergehen. »Du bist noch nicht schwanger, oder? Sag, dass du es nicht bist.«
Ein gequältes Lächeln huschte über Raines Gesicht. »Nein. Noch nicht.«
Tams Blick wurde scharf, als sie sie genauer ansah. »Hmpf«, machte sie. »Bestimmt nicht, weil ihr es nicht versucht, darauf wette ich.« Sie wirbelte herum und gestikulierte mit einer ausholenden Armbewegung zu Liv. »Nun, meine Damen, hier ist sie. Die Sensation. Die sanftmütige Bibliothekarin, die einen Auftragskiller mit eingezogenem Schwanz in die Flucht geschlagen hat. Ein Mädchen ganz nach unserem Geschmack. Sie ist niedlich, nicht wahr?«
»Allerdings«, bestätigte Margot und blinzelte Sean vergnügt zu. »Gute Arbeit, Schwager. Sie ist mehr als appetitlich.«
»Aber das habe ich gar nicht. Ich meine, ihn in die Flucht geschlagen«, beeilte sich Liv klarzustellen. »Es war reines Anfängerglück.«
Die Frauen wechselten vielsagende Blicke. »Das ist es immer«, erklärte Erin feierlich. Sie kicherten wie über einen Insiderwitz, grinsten Sean an und schlugen ihm auf den Hintern, als sie an ihm vorbeistolzierten. Er nahm es mit der stoischen Gelassenheit eines Märtyrers hin, bevor er ihnen den Gang hinunter zur Küche folgte.
Margot legte Liv einen Arm um die Schulter. »Entschuldige diese Invasion«, sagte sie. »Aber wir wären vor Neugier fast gestorben. Eine Frau, die diesen verkorksten Kerl zurechtbiegen kann, muss über unglaubliche Eierstöcke verfügen. Wir mussten einfach herkommen und gaffen.«
Liv errötete. »Nach den Geschichten, die Sean mir erzählt hat, habe auch ich allen Grund zu gaffen.«
»Ach, Sean quatscht zu viel«, bemerkte Erin leichthin. »Hör gar nicht hin.«
Tam drehte sich zu ihnen um und unterbrach sie. »Erin, ich habe gerade ein neues Stück fertiggestellt«, verkündete sie. »Ich möchte es nach dir benennen. Darf ich?«
Erin wirkte überrascht. »Ich denke schon. Wow. Kann ich es sehen?«
Tam grinste zufrieden wie eine Katze. »Selbstverständlich. Hier entlang.« Sie führte sie einen Korridor hinunter, dann nach oben in den achteckigen Turm und einen mit dunklem Holz vertäfelten Raum. Der Effekt war gleichzeitig nüchtern und verschwenderisch.
Beschriftete Schubladenschränke säumten die Wände. Kraftvolle, stabförmige Pendelleuchten hingen von der Decke. Rätselhafte, gedrungene
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