Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
passte überhaupt nicht zu einem solch bulligen Mann. »Ich liebe es, wenn solche Zufälle passieren. Ich bin ein Genie. Bin ich nicht ein Genie?«
Du bist eine schwärende Pestbeule , wollte Sean brüllen. Ein eitriger Pickel auf dem Hintern des Universums . Aber er war zu weit weg, seine Stimme schaffte es nicht, die Kluft zu überwinden. Der Kerl hob ihn hoch und schleuderte ihn in den Minivan.
Sean landete auf einem weichen weiblichen Körper. Er konnte ihren Duft riechen. Es brach ihm das Herz, gleichzeitig war er dankbar, sich noch an dieses kleine bisschen Hoffnung klammern zu können wie an einen winzigen Lichtschimmer. Das Licht wurde jedoch immer schwächer, als er weiter davondriftete, bis es verlosch, und alles in unerreichbare Ferne rückte.
Miles steckte den Stecker des mittelalterlichen Videorekorders in eine Steckdose. Er drehte sich zu Davy und Connor um, die mit dem gleichen furchtsamen Ausdruck in ihren Gesichtern am Tisch lehnten.
»Seid ihr bereit?«, fragte er.
Sie antworteten unisono mit einem Blöde-Frage-Grunzen. Er drückte auf Play.
Die Kamera war hinter einer Topfpflanze versteckt worden. Der weiße Streifen war die Wand, die schrägen grünen Flecken waren Blätter. Minuten verstrichen. Miles knabberte nervös an seinen Fingernägeln. Obwohl er Kev nicht gekannt hatte, war er emotional so sehr in diese Sache verstrickt, als wäre er sein lange verloren geglaubter Bruder. Er wollte gerade vorschlagen vorzuspulen, als sie Stimmen hörten. Dann waren da unscharfe Bewegungen. Sie beugten sich vor. Miles stellte lauter.
»… entspann dich einfach«, sagte ein tiefe, beruhigende Baritonstimme.
Das Bild ruckelte, und sie sahen ein Gesicht. Ein dunkelhaariger Mann in einem Laborkittel. Ein jüngerer Mann mit Aknenarben. Struppiges Haar. Die Linse war zu tief eingestellt. Sie sahen nur die unteren Gesichtshälften der beiden Männer.
»Wie lange wird es dauern?«, erkundigte sich der Jüngere.
»Oh, nicht sehr lange, Craig«, antwortete der Ältere, bei dem es sich um Osterman handeln musste. »Eine halbe Stunde, fünfundvierzig Minuten im Höchstfall. Hast du die Tabletten genommen, die ich dir gegeben habe?«
»Exakt um zehn Uhr morgens, genau wie Sie gesagt haben.«
»Perfekt. Setz dich, bitte. Du hast nichts gegessen, oder?«
»Nicht mehr seit gestern Abend.« Der junge Mann setzte sich. »Ich könnte einen Ochsen verdrücken.«
»Hab noch ein wenig Geduld, dann lade ich dich auf ein Steak ein«, versprach der Mann im Laborkittel.
Kevin hatte die Videokamera so justiert, dass sie auf das Gesicht der Person auf dem Stuhl gerichtet war – wer auch immer sie war. Osterman beugte sich vor, sodass seine eng stehenden dunklen Augen deutlich zu sehen waren, während er den Helm auf dem Kopf des jungen Mannes anbrachte. »Leg deine Handgelenke hierher.«
Craig gehorchte, blinzelte jedoch verwirrt, als Osterman seine Unterarme mit Klettverschlussmanschetten fixierte. »Warten Sie«, sagte er. »Was soll das?«
»Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, säuselte Osterman. »Halte den Kopf still. Ich muss die Sensoren anbringen.« Der Junge wartete reglos, während Osterman an dem Helm herumfummelte. Es verstrichen mehrere wortlose Minuten, in denen er ein Gewirr von Kabeln in einen Apparat stöpselte. Craig versuchte zu plaudern, aber Osterman ließ ihn mit vagen, zerstreut wirkenden Antworten abblitzen.
Dann setzte Osterman sich selbst einen Helm auf. »Ich werde auch einen tragen und dadurch alles fühlen, was du fühlst. Es wird nicht unangenehm sein.« Er krempelte Craigs Ärmel hoch und rollte einen Tropfständer heran.
Craig reagierte perplex. »Aber ich habe die Droge doch schon genommen, oder?«
»Nein, das war nur ein schwaches Hypnotikum, um dich vorzubereiten. Das hier ist das richtige Zeug, X-Cog Drei. Die Droge, die das Interface bewirkt.« Osterman fixierte die Nadel mit einem Pflaster und zwinkerte ihm zu. »Ab in den Kaninchenbau.«
Craigs Augen verloren langsam den Fokus, aber Ostermans Lächeln blieb in sein Gesicht eingestanzt, als hätte er es dort vergessen. Ein paar Minuten später schnippte er mit den Fingern vor Craigs Augen. »Kannst du mich hören?«
»Ja.« Craigs Stimme klang undeutlich.
»Entspann dich und folge jedem Impuls, der dich überkommt.«
Einen Moment später tastete Craig nach dem Füller, der neben seinem fixierten Unterarm lag. Er glitt ihm aus den tauben Fingern. Osterman drückte ihn ihm in die Hand.
»Guter Junge«, lobte er. »Was auch
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