Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
Korbett-Brücke«, erklärte Miles.
Die Kamera schwenkte nach links zu einer Felsformation, dann um dreihundertsechzig Grad im Kreis, zoomte in den Wald und auf einen Stacheldrahtzaun.
»Er hält die Umgebung fest«, sagte Davy.
Wer auch immer die Kamera bediente, duckte sich und kroch auf dem Bauch durch das Gras. Das Bild kam zur Ruhe, dann zoomte es an einen schwarzen Lieferwagen heran, der mit offener Schiebetür im Wald stand. Ein großer Mann grub ein Loch. Das T-Shirt klebte an seinem massigen Oberkörper. Sein Haar war so kurz und stachelig geschnitten wie bei einem Soldaten der Marines. Er warf die Schaufel weg und ging zurück zum Lieferwagen. Dort zerrte er eine in schwarzes Plastik gehüllte Leiche heraus und schleifte sie an den Füßen, sodass der Kopf über die Steine holperte, zu dem Loch und stieß sie hinein. Dann holte er die nächste. Die Kamera bewegte sich, während der Kerl ihr den Rücken zukehrte. Sie kam näher heran.
»Oh scheiße, Kev«, wisperte Davy. »Du Idiot. Du hattest ihn.«
Als die Kamera das nächste Mal stabilisiert wurde, warf der Mann eine weitere Leiche in das Grab. Sie hörten den dumpfen Aufschlag. Die Linse zoomte näher heran an ein eckiges Kinn und blaue Augen. Der Mann bückte sich, um die Schaufel aufzuheben. Plötzlich erstarrte er, den Blick zur Kamera gerichtet.
»He!«, rief er und zog eine Schusswaffe aus seinem Hosenbund.
Das Bild ruckelte, flirrte, kreiselte. Ein Wirbelsturm aus grünen Bäumen, blauem Himmel, Erde, Schreien, polternden Schritten … dann nichts mehr.
In ratlosen Spekulationen verloren, standen sie mehrere Sekunden stumm da.
»Ich will noch mal mit Beck sprechen«, verkündete Davy. »Falls Sean mir irgendwann meinen verdammten Wagen zurückbringt.« Er schnappte sich sein Handy und wählte. »Geh endlich ran, du Penner«, fluchte er. »Sean? Wo zur Hölle … ?« Er brach ab und lauschte. Als er wieder sprach, war seine Stimme verändert.
»Ich verstehe. Ja. Mein Name ist Davy McCloud«, bestätigte er. »Ich bin der Bruder des Mannes, dem dieses Handy gehört. Ist er da? Ich muss mit ihm sprechen.« Er hörte zu. Dann wurde er blass. »Wie lange ist das her?«
Selbst Miles und Connor vernahmen den verhörenden Tonfall, in dem der folgende Wortschwall am anderen Ende ausgestoßen wurde.
»Natürlich«, sagte Davy. »Dessen bin ich mir bewusst. Ich komme, sobald ich kann.« Er hielt das Handy von seinem Ohr weg, als der Mann seiner Forderung Nachdruck verlieh. »Sobald ich kann«, wiederholte Davy und klappte das Telefon zu.
»Das war Detective Wallace vom Polizeikommissariat. Sie haben Seans Handy in einer Blutlache gefunden. Am Tatort eines Mordes.«
»Am Tatort eines Mordes?« Connors Stimme klang erstickt. »Wer wurde ermordet?«
»Blair Madden«, antwortete Davy. »Ein Halsschuss in einer Parkgarage. Keine Spur von Sean, auch nicht von Liv. Der dreckige Hurensohn hat sie erwischt.«
Es folgte ein Moment purer Ungläubigkeit, bevor Miles sich zum Monitor umdrehte. »Wartet mal. Können wir Liv nicht immer noch über X-Ray-Specs orten?«
Aber Livs Signal blinkte an unveränderter Position. »Es ist nur ihr Handy«, stellte Davy fest. »Sie hat es nicht bei sich.«
»Wen knöpfen wir uns vor?«, fragte Connor grimmig. »Parrish? Oder Beck?«
»Beck ist näher«, erwiderte Davy. »Falls er nicht die Stadt verlassen hat.«
Miles’ Mutter schwirrte mit ihrem gewohnt perfekten Timing ins Zimmer. »Ich habe ein paar belegte Brote gemacht.« Sie warf einen Blick in die Runde, und ihr Lächeln verblasste. »Ist alles in Ordnung?«
Miles nahm das Tablett, stellte es ab und gab ihr einen impulsiven Kuss auf die Wange. »Mom, ich brauche deine Autoschlüssel.«
26
»Ich bin zutiefst beschämt, dass sie eine solche Tortur durchmachen mussten.« Osterman katzbuckelte buchstäblich, doch das genügte nicht, um das gesträubte Gefieder von Charles Parrish, dem Geschäftsführer von Helix, zu glätten. Der Mann war hysterisch.
»Wie hat er die Verbindung zwischen mir und Ihnen hergestellt? Fragen Sie sich das einmal! Diese Schläger haben mich angegriffen! Ich habe Blutergüsse davongetragen!« Parrishs Stimme schnappte über vor Empörung.
»Das Ganze tut mir unendlich leid. Aber ich kümmere mich bereits um dieses kleine Problem … «
»Dieses kleine Problem ? So wagen Sie es, das zu nennen?«
Osterman wand sich innerlich. »Ich weiß, dass dies ein ernsthafter Verstoß … «
»Ihre unangemessene Methode, mit Problemen
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