Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
immer dich überkommt.«
Craig begann krakelig zu schreiben, bevor er den Stift wimmernd fallen ließ.
»Du machst das gut«, schnurrte Osterman. »Lass uns noch eine andere Sache ausprobieren.«
Craigs Kopf ruckte hin und her. »Nein, nein, nein, nein.«
»Eine Sache noch, Craig«, beharrte Osterman. »Schau mich an.«
Craig sah auf. In seinen Augen schwammen Tränen. Ein zäher Speichelfaden hing ihm von den Lippen. Er schüttelte hilflos den Kopf. »Nein, nein, nein.«
Osterman verstellte etwas an dem Infusionstropf und drehte an mehreren Reglern. »Lass uns das noch mal versuchen, Craig. Sag, was immer dir durch den Sinn geht. Folge einfach deinen Impulsen.«
Craigs Finger krallten sich in die Armstützen. Er wirkte zutiefst erschüttert. »Vor siebenundachtzig Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation«, stammelte er.
»Ausgezeichnet, Craig«, ermutigte Osterman ihn. »Sehr gut. Sprich weiter.«
»Im Anfang war das Wort«, fuhr er mit klarerer Stimme fort. »Und das Wort war … und Finsternis lag über dem A… Abgrund«, stotterte er hilflos. »Finsternis!«, kreischte er. »Finsternis! Finsternis!«
Osterman gab einen irritierten Laut von sich und verstellte einen Regler.
Craig bekann zu zucken und zu wimmern. Osterman beugte sich über ihn und sprach ihm gut zu. Der Junge schrie. Sie konnten Craigs Gesicht nicht sehen, sondern nur seine Hände, die wie wild gegen die Fesseln ankämpften. Das Rütteln des Stuhls. Ostermans erhobene Ellbogen, als er etwas tat, das sie nicht erkennen konnten. Er richtete sich gerade auf und griff nach etwas. Beinahe hätte Miles selbst geschrien.
Craig blutete aus Augen und Nase. Er kreischte, bäumte sich auf. Osterman stach ihm eine Spritze in den Oberarm, woraufhin der Junge mit leeren, blutgeränderten Augen nach vorn sackte. Dicke Fäden von Blut und Rotz hingen ihm von Lippen und Kinn. Osterman zog seinen besudelten Kittel aus und warf ihn auf den Boden. Diese gereizte Geste war in Anbetracht von Craigs übel zugerichtetem Gesicht mehr als grotesk.
Eine Stimme aus dem Off stellte eine Frage. Osterman zuckte mit den Achseln. »Mit dem Gerät ist alles in Ordnung«, antwortete er. »Das Interface funktioniert perfekt. Er hat auf meine Monitorimpulse reagiert. Lediglich die Droge ist noch nicht richtig eingestellt.«
Die gesichtslose Stimme sagte wieder etwas.
»Er kommt mit den Nebenwirkungen nicht zurecht«, entgegnete Osterman barsch. »Keiner von ihnen kommt damit zurecht.« Er berührte das Handgelenk des Jungen. »Sein Herz hat aufgehört zu schlagen. Dieser gottverdammte Adrenalinstoß. Ich muss duschen. Mach inzwischen hier sauber. In einer Stunde kommt ein weiterer Proband. Ich will, dass dieser Geruch bis dahin verschwunden ist.«
Schritte, eine zufallende Tür. Craigs Kopf in dem schrecklichen Helm hing erbarmungswürdig schlaff nach unten. Die Hand auf den Mund gepresst starrte Miles ihn an.
Er war aus dem Fernsehen an Filme mit möglichst schneller, wilder Action gewöhnt, damit der Zuschauer sich nicht langweilte und den Sender wechselte. Dieses Video würde niemanden langweilen. Es war ein aufmerksamer, unbestechlicher Zeuge, der den toten Jungen beobachtete, bis das Blut, das ihm vom Kinn rann, langsamer tropfte … und versiegte.
Ein Schemen huschte vor dem Monitor vorbei. Ein Flackern, dann war nichts mehr zu sehen.
Miles beherrschte sich nur mühsam. Er würde vor Connor und Davy nicht weinen. Auch nicht kotzen. Er war cool und gelassen. Als er die Augen öffnete, stellte er fest, dass Connor das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Seine Schultern bebten. Davys breiter, regloser Rücken sprach die gleiche Sprache wie Cons Tränen.
Miles holte das Band mit einem Knopfdruck aus dem Videorekorder und legte es auf den Tisch. Sanft, als wäre es ein verletztes Lebewesen. Er nahm das andere und räusperte sich leise. Seine Kehle fühlte sich eng und geschwollen an. »Seid ihr bereit für das andere?«
Connor machte ein Geräusch, das ein Lachen oder ein Schluchzen hätte sein können. »Oh, Gott.«
»Leg es ein«, sagte Davy harsch. »Lasst es uns verflucht noch mal hinter uns bringen.«
Miles schob die Kassette in den Rekorder, drückte auf Play und machte sich auf Schlimmes gefasst.
Ein Wald war zu sehen. Scheckiges Grün, Sonnenstrahlen. Die Handkamera ruckelte mit jedem Schritt. Dann schwenkte sie nach oben und zeigte eine bogenförmige Brücke.
»Das ist die Korbett-Schlucht. Die alte
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