Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
hatte er nie zuvor in den Eingeweiden eines altersschwachen Toyotas herumgestochert. Er würde einen falsch verlegten Draht selbst dann nicht erkennen, wenn der ihn in den Hintern bisse. Ihm drehte sich der Magen um, während er auf den Motor starrte. Sean legte sich rücklings auf den Boden und krabbelte unter den Pick-up, dann knipste er die Stiftleuchte an seinem Schlüsselbund an und inspizierte den Boden des Wagens.
Fiebrige Aufregung überkam ihn, als er seine Bestätigung fand. Ein Draht war um die Antriebswelle gewickelt. Ein Klassiker. Leicht zu entdecken, wenn man danach suchte, aber warum sollte man das tun? Vorsichtig tastete er an der Stelle herum. Da war er. Ein Packen Plastiksprengstoff, eingepasst zwischen dem Benzintank und der Karosserie. Madden hätte nur wenige Zentimeter anrollen müssen, dann hätte die sich bewegende Antriebswelle den Zünder ausgelöst und … Ihm entschlüpfte ein zittriges Seufzen, als die Anspannung von ihm abfiel.
Der Geruch des glühenden Asphalts kitzelte ihn in der Nase. Die Abschürfungen an seinem Rücken brannten. Er starrte die tödliche Gefahr an, die gleich einem bösartigen Tumor in der Karosserie des Wagens wucherte. Das war arschknapp gewesen.
Sean schob sich unter dem Toyota hervor. Er musste sich die Augen reiben, bevor er Officer Tom Roarke erkannte. Der Mann hatte in den letzten fünfzehn Jahren ordentlich Gewicht zugelegt, aber die Feindseligkeit in seinem Blick war unverändert.
Sean konnte es ihm nicht verübeln. Einem Gesetzeshüter die Faust ins Gesicht zu dreschen und ihn anschließend mit seinen eigenen Handschellen zu fesseln, war keine sehr diplomatische Vorgehensweise. Selbst in seinen wilderen Zeiten war Sean sich dessen bewusst gewesen.
Und trotzdem war am Ende alles umsonst gewesen. Er war zu spät gekommen, um Kevin zu retten.
»Mr McCloud, würden Sie mir freundlicherweise erklären, wie Sie dazu kommen, Miss Endicotts Wagen zu beschädigen?«, fragte Roarke barsch.
»Ich habe ein nicht explodiertes Sprengmittel verifiziert.«
Roarke entglitten die Gesichtszüge. »Was?«
Sean setzte sich auf. »Sehen Sie selbst nach«, bot er ihm an. »Am Benzintank wurde Plastiksprengstoff angebracht. Um die Antriebswelle ist ein Draht gewickelt. Könnte allerdings eine Attrappe sein. Durchaus möglich, dass der Täter uns gerade mit einem Fernzünder in der Hand beobachtet.«
»Das soll wohl ein Witz sein.« Roarkes Gesicht nahm eine seltsam violette Tönung an.
»Ich wünschte, es wäre so. Aber ich schlage vor, Sie evakuieren diesen Block auf der Stelle.«
Roarke zerrte ein Walkie-Talkie von seinem Gürtel. Sean drehte sich um und entdeckte Liv auf der Straße, und zwar viel zu nahe bei ihrem Wagen. Auch Miles kam nun dazu, mit aufgerissenen Augen und offener Kinnlade, viel näher, als er sollte.
»Ein Fernzünder?« echote Liv matt. »Du meinst … eine Bombe? In meinem Toyota? Ich habe ihn um fünf Uhr in der Früh hier abgestellt. Er hat den ganzen Morgen hier in aller Öffentlichkeit geparkt. Wie um alles in der Welt … «
»Geh verflucht noch mal weg von dem Wagen, Liv. Du auch, Miles. Bewegt euch! « Wie bizarr, die Kommandostimme seines Vaters aus seinem eigenen Mund zu hören. Sie machte jedoch keinen erkennbaren Eindruck auf Liv. Sie zuckte nicht mal mit der Wimper. Sean drehte sie um und schob sie weg.
»Nehmen Sie die Hände von ihr«, ließ Madden sich mit schriller Stimme vernehmen. Sein Gesicht war schweißüberströmt. Er packte Seans Arm.
Sean zog ihn einfach hinter sich her aus der Gefahrenzone. »Lassen Sie uns diese Machospielchen außerhalb der Explosionsreichweite austragen«, knurrte er.
»Ich würde gern wissen, woher Sie von dieser Bombe wussten, McCloud.«
Seans Magen verkrampfte sich. Eine Menge Leute würden sich diesbezüglich unerfreulich neugierig zeigen. Ich hatte ein komisches Bauchgefühl , brachte einen nicht weit, wenn ein Sündenbock gesucht wurde. Und er würde einen exzellenten Sündenbock abgeben.
Er wagte es trotzdem. »Ich hatte eine Vorahnung.«
»Ich verstehe.« Maddens Stimme triefte vor Verachtung. »Eine Vorahnung. Wie praktisch. Dazu noch das perfekte Timing. Sie sind so offenkundig ein Experte, dass ich mich wundere, warum Sie diese angebliche Bombe nicht eigenhändig entschärfen.«
»Vermutlich könnte ich das, trotzdem werde ich es nicht tun.« Sean bemühte sich um einen gelassenen Tonfall. »Nicht ohne die nötige Ausrüstung und Verstärkung. Ich würde es, ohne nachzudenken,
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