Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
Schuldbewusstsein, Starrköpfigkeit oder Einsamkeit versuchte, an der Sache dranzubleiben, wurde es nur schlimmer und schlimmer, bis er völlig außer Gefecht gesetzt war. Und das war übel. Absolut grauenhaft.
Es spielte nicht die geringste Rolle, wie gern er die Frau mochte, wie gut der Sex war, wie sehr er sich wünschte, die Dinge lägen anders.
Er fragte sich, was ihn dazu trieb, dieses deprimierende Melodram endlos zu wiederholen. Er liebte Sex, aber er hasste es, gegen diese Ziegelmauer anzurennen. Schon zu wissen, wie die Sache ausgehen würde, noch ehe er das Mädchen kennenlernte.
Aber heute Nacht war alles anders. Was in Livs Zimmer geschehen war, war ein Film, den er nie zuvor gesehen hatte. Ein nervenzerreißender Thriller mit offenem Ausgang. Wenn er die Augen schloss, sah er ihren nackten Körper. Er konnte sie an seinen Händen riechen. Es war, als hätte sie ein Zielsuchgerät, und er war auf die entsprechende Frequenz eingestellt. Er brauchte noch nicht mal X-Ray Specs. Er musste einfach nur seinem Schwanz folgen wie einer Wünschelrute.
Ein seltsames Gefühl überkam ihn, als strichen geisterhafte Finger über seinen Rücken und hinterließen ein kaltes, prickelndes Frösteln. Sean verharrte reglos und lauschte. Dann drehte er sich langsam einmal um die eigene Achse – nicht dass er in dieser Finsternis irgendetwas hätte sehen können.
Er bekam eine Gänsehaut. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Auf diesem Straßenabschnitt wäre er ein leichtes Ziel für jeden Scharfschützen, der auf diesem kahlen Hügel oberhalb von Endicott House lauerte. Vorausgesetzt, der Kerl verfügte über ein Infrarot-Zielfernrohr.
Nein, das war nur das überwachsame, paranoide Gefasel des verrückten alten Eamon, das sich unauslöschlich in sein Gehirn gebrannt hatte. Obwohl ihm das bewusst war, war der Einfluss seines Instinkts und seines Trainings zu stark, um dem Impuls nicht nachzugeben.
Sean sprintete über den Seitenstreifen und den Hügel hinunter, dabei schlitterte er über Kies und Geröll und musste husten, als ihm der Staub, den er aufwirbelte, in die Lungen drang. Die Arme ausgestreckt, um einen möglichen Sturz abzufangen, brach er durch das Gestrüpp.
Er war unsagbar erleichtert, als er das ausgetrocknete Flussbett erreichte, wo er seinen glänzenden neuen Jeep Wrangler geparkt hatte. Seine paranoiden Gene waren wirklich zum Kotzen.
Sobald er zu Hause war, fuhr er die Computer und den X-Ray-Specs-Empfänger in seinem Büro hoch und gab die Codes für die Funksender ein.
Die Lagekarte erschien auf dem Monitor. Eine Traube von Sendern blinkte in Endicott House. Seans Brust fühlte sich an wie in einem Schraubstock. Er musste sich beruhigen.
Erstens war Liv mit einer giftigen Natter verlobt. Zweitens hatte sie nur mit ihm gevögelt, weil sie geil gewesen war. Drittens würde er nicht die Chance bekommen, die Vorfälle der Vergangenheit zu klären, weil es sie einen Scheiß interessierte. Viertens wollte sie weder seinen Schutz noch seine Hilfe. Fünftens würde sie die Stadt verlassen.
Er würde einfach hier sitzen und zusehen, wie sich die blinkenden Lichter entfernten.
Das war es also. Es gab für ihn keinen Grund, hier herumzuhocken und zu beobachten, wie seine verschwitzte Hand auf der Computermaus zitterte.
Die einzige Möglichkeit, dass sie zurückkommen und ihren Buchladen wieder aufbauen könnte, bestand darin, dass jemand diesen Drecksack erledigte. Und da er selbst ein Verdächtiger war, würde er sich einen Gefallen erweisen, indem er die Sache aufklärte. Das würde ihm eine Rechtfertigung geben, seine Nase hineinzustecken, bei der er sein Gesicht wahren konnte. Oder irgendein anderes vorstehendes Körperteil . Beschämt erinnerte er sich an Davys mahnende Worte. Tut mir leid, Bruder .
Er öffnete ein neues Dokument und tippte aus dem Gedächtnis die E-Mails von Livs Stalker ein. Sich an die Arbeit zu machen, hob seine Stimmung augenblicklich. Es wäre eine unglaubliche Befriedigung, T-Rex vor die Tür von Endicott House zu schleifen. Den schuppigen Bastard im Genick zu packen, während er strampelte und brüllte, und ihn auf die Veranda im Kolonialstil knallen zu lassen. Platsch .
Hier, Leute. Ein kleiner Beweis meiner Wertschätzung.
Er musste über sich selbst lachen. Der treu ergebene Hund, der seinem Herrn einen toten Hasen brachte und schwanzwedelnd und japsend darauf wartete, dass man ihm den Kopf tätschelte.
Was war er nur für ein liebeskranker Trottel.
10
Entnervt
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