Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
schwang Gordon das Zielfernrohr herum. Was zur Hölle? Das Schicksal hatte ihm gerade die Chance geboten, das Verhältnis von Profit und Risiko bei diesem Job mit einem Schlag zu seinen Gunsten zu entscheiden. Er hatte seine Atmung beruhigt und sein Hirn in diese tiefe Trance versetzt, bevor er den Abzug drücken und diesem lästigen Scheißer den Schädel wegblasen wollte. Dann war McCloud plötzlich stehen geblieben und hatte Gordons Zielnahme aus dem Konzept gebracht. Als er den Kerl im Visier hatte, hatte der den Hügel hinauf direkt in sein Gesicht gestarrt. Seine hellen Augen hatten wie die eines Wolfs geleuchtet.
Dann hatte sich der Mistkerl einfach in Luft aufgelöst. Das Bild im Sucher ruckte und wackelte. Gordon war fassungslos. Es war eine mondlose Nacht, zwischen ihnen lag ein waldiges Gefälle, und trotzdem hatte der Pisser ihn irgendwie gewittert. Gordon würde aufatmen, wenn McCloud endlich totes Fleisch war.
Es machte ihn rasend, dass seine Beute entkommen war. Er war voll auf Touren, hatte jedoch nichts, worauf er abfeuern konnte. Mordus interruptus. Er kicherte über seinen eigenen Witz. Ein Motor wurde angelassen. Scheinwerfer strahlten durch die Bäume und kamen holpernd über die Anhöhe. Rücklichter verschwanden hinter der Kurve.
Vielleicht war es besser so. Ihn jetzt zu töten, war eine spontane Entscheidung mit ebenso vielen Vor- wie Nachteilen gewesen. Das Gewehr hätte eine Schweinerei angerichtet, und dies war immerhin eine Hauptstraße, wenn auch wenig befahren. Die Bullen hätten den Schuss gehört und Verstärkung angefordert. Er hätte die Spuren von McClouds zerfetztem Schädel in Rekordzeit beseitigen und darauf hoffen müssen, dass keine Autos vorbeikamen und man das, was auf dem Asphalt übrig blieb, für das Blut eines bedauernswerten Rotwilds halten würde. Anschließend hätte er McClouds Wagen finden und entsorgen müssen. Es war besser, dass sein erster Impuls abgeblockt worden war.
Bevor McCloud durch dieses Tor gekommen war, hatte Gordon mit der Idee gespielt, die Bullen mit seinem Scharfschützengewehr abzuknallen und sich dann seinen Weg ins Haus der Endicotts freizuschießen und jeden darin mit Kugeln zu durchsieben. Danach hätte er McCloud getötet und seine Leiche an einem Ort versteckt, wo sie nie gefunden werden würde. Die Cops hätten sich bis in alle Ewigkeit den Kopf darüber zerbrochen, warum er wohl Amok gelaufen war. So sähe ein perfekter Job aus.
Heute Nacht hatte sich das Szenario sogar noch perfekter entwickelt. Vermutlich hatte McCloud Olivia auch noch gefickt. Seine DNA würde in jeder ihrer Körperöffnungen sein.
Sein Schwanz schwoll bei diesem Gedanken zornig an. Diese widerliche Schlampe, die für jeden Dahergelaufenen die Beine breit machte. Die überwältigende Medienaufmerksamkeit bei einem Massenmord würde Chris vor Wut platzen lassen, aber er hatte den Pisser an den Eiern.
Das einzige Problem bei diesem Szenario wäre, dass er nicht die Chance bekäme, Olivia für das, was sie ihm angetan hatte, entsprechend zu bestrafen.
Er legte eine Hand auf die Beule in seiner Hose. Wenn er lange genug nachdachte, würde ihm eine ausgezeichnete Rechtfertigung einfallen, warum er sie zuerst gekidnappt hatte. Nur konnte er nicht gut denken, wenn sein Schwanz so hart war.
Praktisch veranlagt, wie Gordon nun mal war, öffnete er seinen Hosenstall.
Keuchend holte er sich einen runter, während er sich Olivia wimmernd und stöhnend auf Händen und Knien vorstellte. Chris würde ihm vorwerfen, dass er sich gehen ließ. Und wenn schon? Was war daran schlimm? Darum drehte es sich doch im Leben. Darum, sich gehen zu lassen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Bis diese rückgratlosen Trottel endlich den Mut fanden, ihn zu jagen und zu stoppen.
Im Fokus der drei auf sie gerichteten Augenpaare fühlte Liv sich splitterfasernackt.
»Bart? Blair?« Die Stimme ihrer Mutter klang dumpf. »Würdet ihr uns bitte allein lassen? Ich möchte unter vier Augen mit Olivia reden.«
Blair stapfte aus dem Zimmer. Ihr Vater folgte ihm, dabei warf er einen unheilvollen Blick zu ihr zurück. Liv machte sich auf das Schlimmste gefasst, als ihre Mutter die Treppe hochstieg. Sie musterte ihre Tochter von Kopf bis Fuß und verzog höhnisch die Lippen.
»Mein Gott«, sagte sie. »Du hattest Sex mit ihm, nicht wahr?«
Liv öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Alles, was sie sagte, würde gegen sie verwendet werden. Schweigen war ihre einzige Verteidigung, so kümmerlich
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