Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
sein. Noch nicht mal als sie im College ihre Jungfräulichkeit verloren hatte, hatte sie sich so überwältigt gefühlt.
Nein, nicht mal annähernd. Ihr Körper stand noch immer in Flammen. Sie musste nichts weiter tun, als an Sean zu denken und dabei die Schenkel zusammenzupressen, und schon riss die Lust sie gleich einem reißenden Strom mit sich. Sie brandete durch ihre Beine, bis hinunter zu ihren Zehen. Taumelnd schnappte Liv nach Luft.
Ihre Hand glitt tiefer. Was für eine Erfahrung, sich selbst zu berühren, mit Seans elektrisierender Präsenz in ihrem Rücken. Sein heißer Körper, der sich über ihr aufbäumte. Seine Stimme, die ihr erotische Worte ins Ohr raunte. Und sein riesiger Penis, der so tief in ihr war, dass sie das Wummern von Seans Herzschlag in ihrem Unterleib spürte.
Der Gedanke schleuderte sie über die Klippe, und als sie sich davon erholt hatte, kauerte sie auf dem Boden. Nur an den Mann zu denken, ließ sie in die Knie gehen.
Ihre private Fantasiewelt drehte sich einzig um Sean, aber die Kulissen konnten variieren. Heiße Begegnungen in Hotelzimmern, bei denen sie ihm mit ihrem sexuellen Können den Atem raubte – hey, es war nur eine Fantasie.
Anschließend würde sie duschen, seelenruhig ihr raffiniertes Dessous wieder anziehen, während er alle viere von sich gestreckt auf dem Bett lag und sich die Lippen leckte. Sie würde sich fertig ankleiden, mit knappen, aber sinnlichen Bewegungen Knöpfe und Reißverschlüsse schließen, roten Lippenstift auftragen, die Haare zurückwerfen. Dann würde sie sich die Handtasche über die Schulter hängen. Ein strahlendes, undurchschaubares Lächeln, ein flüchtiges Winken. »Einen schönen Tag noch«, würde sie zuckersüß flöten. »Ciao.«
In ihren Visionen flehte er sie an, nicht zu gehen. Und er verlangte zu wissen, wann er sie wiedersehen könne. Was sie mit einem Schulterzucken beantwortete. Grausame Liv. »Mal sehen, wie ich mich fühle«, würde sie mitleidslos erwidern. »Ruf mich nicht an. Ich werde dich anrufen … wenn ich Lust habe.«
Ein Klick , und die zufallende Tür würde seinem Flehen ein Ende setzen. Das Hotelzimmerszenario ließ eine Menge Spielraum für Abwandlungen, aber das Schlüsselelement – die entscheidende Machtverteilung – war immer dasselbe.
Sie schluckte mit zitternder Kehle. Hätte sie tatsächlich eine Affäre mit ihm, wäre sie diejenige, die am Boden zerstört auf dem Bett läge und ihm zusähe, wie er sich anzog. Sie würde ihn anflehen, ihr zu sagen, wann sie ihn wiedersehen könne.
Wie viele Male könnte sie das überstehen? Sie rappelte sich hoch und starrte ihr Spiegelbild an. Ihr Körper wies überall Spuren auf. Auch wenn sie fast unsichtbar waren, hatten seine Bartstoppeln feine Kratzer in ihrem Gesicht und an ihren Brüsten hinterlassen. Ihre Lippen waren rot und geschwollen von seinen Küssen. Leichte Abdrücke zeigten sich an ihren Hüften, wo er sie festgehalten hatte, während er in sie eingedrungen war. Ihre Wangen färbten sich dunkelrosa. Aber nicht dunkel genug, um den zornigen roten Fleck zu überdecken, den Amelias Ohrfeige hinterlassen hatte.
Herrje. Heute war echt ihr Tag. Die Ereignisse hatten ihren Körper gezeichnet.
Sie steckte ihre Haare zu einem Knoten auf. Zurück unter die Dusche. Genug von diesem Schwachsinn. Sie würde keine Sekunde länger darüber brüten, mit einem gefährlichen Typen Sex zu haben oder nicht. Sie hatte echte Probleme, vielen Dank auch.
Jemand versuchte, sie umzubringen. Ein bisschen Realitätssinn wäre angebracht.
Sie dachte über die Situation nach, während sie sich einseifte. Es stimmte, dass sie in dem Sommer, als sie Sean kennengelernt hatte, rebellisch geworden war. Er hatte den Prozess selbst in Gang gesetzt und sie immer weiter bestärkt. Anschließend hatte die Episode im Gefängnis die Wirkung einer emotionalen Schutzimpfung gehabt. Ihre Angst, jemanden zu verärgern, hatte sich in Luft aufgelöst. Es hatte schlichtweg keine Relevanz mehr für sie. Sie hatte das Schlimmste durchgemacht, wozu sollte sie sich jetzt also noch zurückhalten, sich wegducken? Zur Hölle mit ihnen allen.
Von da an hatte sie getan, was sie wollte. Sich für die Kurse eingeschrieben, die sie interessierten, das Hauptfach gewählt, das ihr am meisten lag, sich mit den Freunden getroffen, die sie mochte, und sich für die Jobs beworben, die ihr zusagten. Ihre Mutter war bis an den Rand der Hysterie frustriert gewesen über diese neue, unbegreiflich schwierige
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