Suenden der Vergangenheit
bist.«
»Tatsächlich?«, fragte Giles senior. »Wie das? Ich dachte, du wärest froh, mich gestern Nacht endlich losgeworden zu sein. Auch wenn es nur vorübergehend war, denn schließlich wusstest du, dass ich noch immer da bin und mich an deiner Angst weide, deiner Furcht vor dem, was in den Schatten lauern könnte. Aber vielleicht gehen meine Schlussfolgerungen hier etwas zu weit, eh?«
»Du hattest schon immer einen Hang zur Geschwätzigkeit«, sagte Giles.
Buffy hatte die Vitrine unverschlossen gelassen. Giles packte den Griff, riss die Tür auf und steckte die Hand hinein.
Wie eine Eisenklammer legte sich die Hand des Vampirs um seine Schulter. Fingernägel bohrten sich in sein Fleisch. Er riss seinen Sohn herum und funkelte ihn hasserfüllt an. Seine Augen leuchteten jetzt gelb, seine Züge verzerrten sich zu der Fratze seiner albtraumhaften Rasse.
»Hältst du mich für einen Narren?«, donnerte er wütend.
»Das habe ich immer getan«, antwortete Giles kalt.
Die Kreatur warf ihn auf den Schreibtisch. Giles rollte herunter und fiel hart auf einen der Stühle. Das Wesen setzte ihm nach, packte ihn am Hemd und schlug ihm mit dem Handrücken brutal ins Gesicht. Blut spritzte aus der Nase des Wächters und befleckte sein Hemd.
Mit der Fingerspitze wischte sein Vater etwas von dem Blut auf und leckte es ab.
»Du warst schon immer ein unverschämter kleiner Bastard«, sagte der Vampir mit vor Wut und Blutdurst tief und rau klingender Stimme. »Ich bin fast versucht, meine Meinung zu ändern und dich auf der Stelle zu töten. Aber ich weiß, dass ich es schneller bereuen werde, als du den letzten Atemzug getan hast.«
Er lächelte breit und ließ ihn los. »Als Wächter bist du nicht gerade der Tüchtigste, was?«, fragte er.
Innerlich zerrissen, das Licht der Seele erloschen, wappnete sich Giles für den Schmerz und den Abgrund der Verzweiflung, der vor ihm lag. Er würde diesem Ungeheuer nicht die Befriedigung verschaffen, etwas davon auf seinem Gesicht zu sehen. Er drehte ihm den Rücken zu und machte einen Schritt in Richtung Büro. Der Vampir streckte den Arm aus, packte ihn an den Haaren und riss ihn von den Beinen, und Giles landete schmerzhaft auf dem Rücken, schlug mit solcher Wucht auf dem Boden auf, dass ihm die Luft aus der Lunge gepresst wurde.
»Wo willst du hin, du verfluchter kleiner Schwachkopf?«, brüllte der Vampir.
»Du wirst mich nicht töten«, erwiderte Giles. »Ich dachte, ich kehre wieder an meine Arbeit zurück.«
Giles senior lächelte nur. »Ah, nun gut, von mir aus. Geh ruhig. Kehre an deine Arbeit zurück.«
Giles blinzelte und richtete sich dann auf. Er stand da und starrte das Ding im Körper seines Vaters an. Es grinste und bleckte auf groteske Weise die Vampirzähne.
»Aber das ist erst der Anfang, Rupert. Dir wird gefallen, was als Nächstes kommt.«
Draußen hörte Buffy hinter sich ein Geräusch, wirbelte herum und sah, wie sich die einäugige Jocelyn aus den Schatten löste und nach Willow griff.
Überall um sie herum fingen Buffys Freunde an zu schreien. Die Vampire waren gekommen, und es waren viele.
13
Angel ging schnell und zielbewusst, mit wehendem Mantel, die Straße hinunter. Nach allem, was zwischen ihm und Buffy vorgefallen war, hatte er in der letzten Zeit weniger intensiv nach dem Unbekannten gesucht, der hinter diesen Attacken auf Giles steckte, als er es normalerweise getan hätte. Doch in dieser Nacht war alles anders. Er hatte getan, was er konnte. Er hatte einigen Vampiren zugesetzt, um die Antworten zu bekommen, die er brauchte.
Für Buffy. Und für Giles. Angel schuldete Giles mehr, als er je wieder gutmachen konnte. Aber dies war ein Anfang. Es war ihm gelungen, die ungefähre Lage des Nestes dieser Neuankömmlinge herauszufinden, und er war sicher, dass er sie zusammen mit Giles, Buffy und Willow festnageln konnte.
Wenn sie ihn um seine Hilfe bat, würde er sie ihr geben, so wie immer. Tat sie es nicht, würde er einfach nach Hause gehen. Angel wollte ihr nicht im Wege stehen, sie nicht ablenken. Er hatte dazu kein Recht. Das hatte er sich wieder und wieder gesagt. Er hatte Buffy so wenig zu bieten, dass er kein Recht hatte, sich in ihr Leben zu drängen. Mit seiner Liebe.
Aber es fiel Angel immer schwerer, das zu glauben. Er fing allmählich an zu denken, dass die Liebe ihm das Recht gab. Und vielleicht war es auch so.
Als er vom Lichtkreis einer Straßenlaterne zum nächsten eilte, hörte Angel einen durchdringenden Schrei. Er
Weitere Kostenlose Bücher