Suenden der Vergangenheit
Glück, aber wenn Giles uns nicht sagt, was vor sich geht, dann werden wir die Antworten nur bekommen, wenn wir sie aus etwas Bösem herausprügeln. Diese Vampire von gestern Nacht. Ich glaube, die einäugige Amazone heißt Jocelyn. Die Blondine ist Rachel. Wir finden sie oder einen ihrer Kumpel oder vielleicht sogar den Steindämonen - sofern er nicht längst die Stadt verlassen hat. Wir stellen fest, für wen sie arbeiten. Spüren den Boss auf und treten ihm in den Hintern. Giles mag unsere Hilfe nicht wollen«, fügte Buffy hinzu, »aber er wird sie trotzdem bekommen.«
Pike räusperte sich. Buffy drehte sich zu ihm um. Er hatte einen zweifelnden, fragenden Ausdruck auf dem Gesicht.
»Pike?«
»Dein Plan hat einen Haken«, erklärte er, während er sich geistesabwesend am Kopf kratzte und mit der Hand über die Stoppeln an seinem Kinn fuhr.
»Hast du einen besseren?«, fragte Xander aggressiv.
»Komm runter, Junge«, sagte Willow besänftigend zu ihm.
»Überlass die Macho-Tour ruhig Buffy«, fügte Cordelia hinzu.
»Was weniger Macho und mehr Macha sein dürfte«, korrigierte Oz ruhig.
Aber Buffy ignorierte sie alle und hielt die Augen weiter auf Pike gerichtet. »Was ist los?«
»Diese Stadt ist nicht besonders groß, aber so klein nun auch wieder nicht«, sagte Pike. »Wir haben gestern Nacht überall gesucht, aber das Ergebnis war gleich null. Buffy und ich haben den ganzen Tag sämtliche Gefahrenzonen von Sunnydale überprüft. Nirgendwo war etwas von einem Vampirzahn zu sehen. Ich weiß nicht, wo sich diese Typen verstecken, und ich weiß nicht, ob wir sie finden können. Aber wenn sie hinter Giles her waren, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht besonders glücklich darüber sind, dass er zurück ist und wieder den Bibliothekar spielt.«
Buffy blinzelte. Pike hatte Recht. Sie war von Giles’ Verhalten so gekränkt und verärgert gewesen, dass sie das Offensichtliche übersehen hatte.
»Okay«, sagte Xander verlegen. »Der Surfboy hat eine Welle erwischt.«
»Hat irgendjemand Pläne für später?«, fragte Buffy.
»Ich«, reagierte Cordelia sofort. »Einkaufszentrum. Neue Schuhe.« Als alle sie nur finster anstarrten, verdrehte Cordelia die Augen. »In Ordnung«, sagte sie. »Ich schätze, ich kann das mit dem Einkaufszentrum erledigen und bis Sonnenuntergang wieder zurück sein. Hauptsache, ihr sorgt dafür, dass wir nicht viel laufen müssen. In neuen Schuhen bekomme ich immer gleich Blasen.«
»Ich glaube, es steht was in der Bibel darüber. Direkt hinter der Apokalypse«, spottete Xander.
Cordelia bedachte ihn mit ihrem sengenden Hitzeblick. Xander lächelte freundlich.
»Also bis zur Abenddämmerung«, sagte Buffy. »Wir treffen uns hier. Haltet euch bitte in der Nähe der Schule, aber fern von der Bibliothek. Ich möchte nicht, dass Giles merkt, was wir vorhaben.«
»Er wird es später zu schätzen wissen, Buffy, wenn er erkennt, dass wir ihm nur helfen wollten«, meinte Willow beruhigend.
»Oh, klar, er wird uns mit seiner Dankbarkeit geradezu erschlagen. Er wird sogar noch dankbarer sein, als er es ohnehin schon ist«, sagte Xander.
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie das möglich sein soll«, brummte Pike.
»Ganz meine Meinung«, stimmte Oz zu.
Dann gingen alle ihrer Wege, um die nächsten Stunden so zu tun, als wären sie normale amerikanische Teenager in einer normalen amerikanischen Kleinstadt. Buffy blickte ihnen nach und sah dann Pike an.
»Ich brauche einen Mokka«, sagte sie.
»Wir sind schon unterwegs«, erklärte Pike.
Sie fuhren auf seinem Motorrad und erreichten, dank Buffys präziser Navigation, kurze Zeit später die Espresso Pump. In den nächsten zwei Stunden redeten sie nur. Über ihre gemeinsame Zeit in der Hemery und über ihr jetziges Leben. Pike schwärmte ihr vom Surfen vor und Buffy erzählte ihm stolz, wie sie Willow und Xander kennen gelernt hatte. Sie sprachen über den nahenden Sonnenuntergang und was zu tun war, wenn ihr Hinterhalt fehlschlug und sich kein Vampir bei
Giles blicken ließ. Sie redeten über alles, nur nicht über das, woran sie - wie Buffy wusste - beide dachten.
Dann war es Zeit zum Gehen.
Der Horizont war an einem Ende in ein zorniges Rot und am anderen in ein dunkles Indigoblau getaucht. Der Mond hing fahl am Himmel und wurde allmählich heller, während die Sonne unterging. Kühler Wind strich leise durch die Bäume auf dem Campus der Sunnydale High, aber die Luft war noch immer warm von der angenehmen Hitze
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