Suenden der Vergangenheit
des Tages.
Buffy saß auf dem Rücksitz von Pikes Harley, hielt sich an ihm fest und widerstand der Versuchung, ihren Kopf an seinen Rücken zu legen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Sie fuhren an Oz’ Transporter und Cordelias Auto vorbei, die beide abseits der Schule am Straßenrand und nicht auf dem Schulparkplatz standen. Es hatte keinen Sinn, Giles zu verärgern, für den Fall, dass nichts geschah und er vor ihnen das Schulgebäude verließ. Wenn er dann auf den Parkplatz kam und all ihre Fahrzeuge dort stehen sah, würde er in seiner derzeitigen Verfassung vor Wut in die Luft gehen. Pike hielt vor Cordys Wagen an, und beide stiegen ab. Buffy hängte sich den großen Kleiderbeutel mit dem Hammer über die Schulter, während Pike die andere Tasche mit den Pflöcken und dem übrigen Waffenarsenal für die Vampirjagd nahm. Zusammen überquerten sie die Straße und näherten sich der Schule.
Unter den Bäumen warteten bereits die anderen auf sie. Willow saß neben einer großen Holzkiste auf dem Boden; Buffy hatte sie gebeten, eine zu besorgen für den Fall, dass ihnen der Steindämon über den Weg lief.
»Könnt ihr beide denn niemals pünktlich sein?«, fragte Cordelia schnippisch. »Euer Verhalten zeugt von einem Mangel an Höflichkeit.«
»Oder von junger Liebe«, warf Willow glücklich ein und ergriff Oz’ Hand.
Buffy warf ihr einen verweisenden Blick zu, und Willow zwinkerte ihr zu.
»Äh, die zu dieser Jahreszeit bekanntlich in der Luft liegt«, fügte sie hastig hinzu.
Buffy stellte den Beutel mit dem Hammer ab und gab jedem einen Holzpflock aus der anderen Tasche. Danach verteilte sie kleine Flaschen mit Weihwasser und mehrere Kruzifixe. Xander brachte eine Armbrust zum Vorschein, die Buffy vor ein paar Wochen für derartige Notfälle im Laderaum von Oz’ Transporter deponiert hatte. Als Buffy sich Cordelia zuwandte, blickte sie nach unten.
»Hübsche Schuhe«, bemerkte sie.
Cordelia strahlte.
Alle nahmen in den Schatten vor der Schule ihre Posten ein und warteten.
Giles war allein in der Bibliothek. Er saß am Schreibtisch seines Büros und blätterte in den Tagebüchern seines Vaters. Sie waren alles, was ihm geblieben war, die Aufzeichnungen aus seiner Zeit als Wächter. Das und die Erinnerungen an zahllose Auseinandersetzungen mit ihm, die bitteren Vorwürfe, die Enttäuschungen. Sie hatten schließlich in gewisser Weise ihren Frieden miteinander geschlossen. Als sein Sohn endlich in seine Fußstapfen getreten war und seine Rolle im Rat der Wächter akzeptiert hatte, war Giles senior glücklich gewesen. Er hatte sogar sein Bestes getan, um die Befriedigung zu verbergen, die ihm sein offensichtlicher Sieg über seinen rebellischen Sohn verschafft hatte. Aber auch in dieser Hinsicht hatte er schmählich versagt.
Dennoch hatte Giles seinen Vater geliebt. Blut war trotzdem Blut.
Aber dies... dies war undenkbar. In der vergangenen Nacht war er schwach gewesen, erschöpft von Karen Blaisdells verhängnisvollem Einfluss. Er war nicht bereit gewesen, seinen
Sinnen völlig zu vertrauen, nicht angesichts des Zustands, in dem er sich befunden hatte. Als Wächter wusste er, was man mit Illusion und Magie alles erreichen konnte.
Aber selbst aus der Nähe hatte sein Vater in jeder Hinsicht real gewirkt. Die Stimme, der Tonfall, die Verachtung... doch trotz all dem weigerte sich Giles standhaft, dem zu trauen, was seine Augen gesehen hatten. Er wusste, dass es sich wahrscheinlich nur um Trotz, um Wunschdenken handelte, aber es kümmerte ihn nicht.
Denn wenn es stimmte... allein die Vorstellung zerriss ihm das Herz. Der Gedanke machte ihn krank, dass vielleicht ein Dämon im Leichnam seines Vaters wohnte, sich vielleicht einen Teil des Wissens und der Erinnerungen seines Vaters angeeignet hatte. Er würde es ohne weiteren Beweis nicht akzeptieren, und er weigerte sich, Buffy und die anderen in die Sache hineinzuziehen, bis er sich Klarheit verschafft hatte.
Falls diese Kreatur einst sein Vater gewesen war, würde er sie persönlich vernichten. Es wäre dann eine Art Familienangelegenheit, eine...
Nein. Er würde es nicht hinnehmen, bis er es mit Sicherheit wusste.
Giles war unfähig, weitere Worte aus dem Tagebuch in sich aufzunehmen und senkte den Kopf. Er nahm seine Brille ab und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, saß dann ein paar Momente einfach nur da und versuchte sich zu vergegenwärtigen, dass er am Leben war. Dass ihm erlaubt worden war, weiter zu leben. Hätte ihn
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