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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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huschten durchs Vernehmungszimmer – er überlegte offensichtlich, was er jetzt antworten sollte.
    »Ich will meine Arbeit nicht verlieren«, sagte er schließlich mit dünner Stimme.
    Kershaw witterte Blut.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie Ihre Arbeit verlieren sollten, Alex, solange Sie jetzt absolut ehrlich zu uns sind.« Sie verschränkte die Knöchel unter dem Tisch. »Haben Sie den Schlüssel aus dem Postfach genommen, nachdem Milo am fraglichen Morgen weg war, oder nicht?«
    Er nickte bedrückt. »Fürs Protokoll: Alex Hurley nickt«, verkündete Kershaw.
    »Und dann haben Sie sich damit Zutritt zur Sicherheitszentrale verschafft, die Videokassetten mit den Aufnahmen aus den Aufzügen an sich genommen und ins Berichtbuch eingetragen, die Kameras seien defekt.«
    »Ja.«
    »Und wo sind diese Bänder jetzt?«
    »Ich habe sie nicht mehr«, rief er verzweifelt aus. »Aber ich schwöre, dass ich nicht mit dem Mädchen im Lift war.«
    »Was haben Sie dann mit den Bändern gemacht?« Kershaw wurde von Panik ergriffen. Wenn der kleine Idiot sie vernichtet hatte, hatten sie nun ein ernsthaftes Problem.
    Offenbar hatte Alex wieder beschlossen zu schweigen. Doch in diesem Moment warf Bacon die Büroklammer auf den Boden und erhob sich schwer atmend.
    Alex blickte zu ihm auf und stieß ein leises Wimmern aus. »Ich habe sie Andrew Treneman gegeben.«
    Der Direktor des Waveney Thameside entpuppte sich im Gegensatz zu Hurley als aalglatter Zeitgenosse. Als Kershaw im Hotel anrief, gelang es ihr nicht einmal, an seiner Sekretärin vorbeizukommen, geschweige denn, ihn auf ein Gespräch ins Revier zu zitieren. Im Laufe des Vormittags hinterließ sie ihm drei Nachrichten und spielte schon mit dem Gedanken, selbst hinzufahren und ihn zu belagern, als sein Anwalt anrief. Offenbar brauchte Treneman nicht aufs Geld zu schauen: Dearbourne, Bunch und Hassock war eine teure Kanzlei und bekannt dafür, dass sie sich unermüdlich für die verdiente Schicht der Wohlhabenden ins Zeug legte. Godfrey Dearbourne hätte das Wort »ehrenamtlich« vermutlich spontan im Fremdwörterlexikon nachgeschlagen.
    »Ich dulde es nicht, dass mein Mandant so bedrängt wird, Detective Constable «, verkündete Dearbourne, wobei er unverhohlen die Betonung auf ihren Rang legte. »Ich muss darauf bestehen, mit Ihrem Inspector zu sprechen, um festzustellen, weshalb Sie Mr Treneman ständig telefonisch belästigen.« Kershaw ließ den alten Knacker einfach weitersalbadern, denn seine Art – eine Mischung aus Großspurigkeit, Drohungen und juristischem Fachchinesisch – diente ganz offensichtlich nur dem Zweck, sie einzuschüchtern. Nachdem sie seinem Monolog eine Weile gelauscht hatte, fiel sie ihm schließlich ins Wort.
    »Bedauerlicherweise war Ihr Mandant nicht bereit, die Polizei bei Ermittlungen in einer sehr ernsten Sache zu unterstützen, Mr Dearbourne«, entgegnete sie. »Ihm ist sehr wohl bekannt, dass vor fünf Tagen eine junge Frau unter verdächtigen Umständen in seinem Hotel zu Tode gekommen ist – ein Fall, der sich vielleicht sogar als Mord erweisen wird. Ich fürchte, wir haben Anlass zu der Vermutung, dass er uns ein wichtiges Beweisstück vorenthält.«
    » Ein wichtiges Beweisstück vorenthält? Ich höre wohl nicht richtig, Constable«, erwiderte Dearbourne mit einem herablassenden Lachen. »Mr Treneman leitet eines der hochkarätigsten Hotels in London und wird sogar zur Gartenparty der Queen eingeladen, herrje. Er ist doch kein Gangster!«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Kershaw und stimmte in sein Lachen ein. »Doch wenn die Presse Wind von den jüngsten Entwicklungen in diesem Fall bekommt, wird das Tätscheln der königlichen Corgis für ihn vermutlich leider zur fernen Erinnerung werden.« Dearbourne verstummte. »Ich habe gerade die Aussage eines Hotelangestellten aufgenommen, der vor Gericht beschwören kann, dass Ihr Mandant, sein Chef, ihn angewiesen hat, Überwachungsbänder aus dem Büro des Hotel-Sicherheitsdiensts zu stehlen. Aufnahmen, die unserer Ansicht nach das Opfer mit dem Hauptverdächtigen zeigen.«
    Dearbourne war plötzlich sehr still, und Kershaw konnte sich einen abschließenden Seitenhieb nicht verkneifen. »›Direktor von Fünfsternehotel unterschlägt Mordvideo‹, das wäre doch eine spannende Schlagzeile, finden Sie nicht?«
    Als er antwortete, war sein Tonfall sachlich und um einiges respektvoller. »Ich melde mich innerhalb der nächsten Stunde bei Ihnen.«

ZWEIUNDZWANZIG
    J anusz wurde vom

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