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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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eines Tages ein Haus am See kaufen zu können.«
    Der Makler, der offenbar in Janusz’ Alter war, grinste und zog eine Augenbraue hoch. »Ich wette, Sie könnten noch immer eine zerlegte Kalaschnikow wieder zusammenbauen.« Beide Männer fingen an, die durch Tausende von Wiederholungen in ihr Gedächtnis eingebrannte Prozedur pantomimisch nachzuahmen, bis sie ihre imaginären AK -47 beinahe gleichzeitig feuerbereit an die Schulter hoben. Mit einem verlegenen Grinsen besannen sie sich wieder auf ihre Rollen.
    Die hohen Decken und Fenster im Wohnzimmer erinnerten Janusz an das Haus seiner Großmutter, doch da endeten die Gemeinsamkeiten auch schon. Struk hatte das Zimmer vor Jahrzehnten schokoladenbraun und beige gestreift tapeziert – inzwischen war die Tapete verblasst und löste sich an den Rändern – und den traditionellen Holzofen durch einen geschmacklosen Kamin aus den Siebzigern ersetzt: gelber Stein mit einer Umrandung aus gehämmertem Kupfer. Trotz des offenen Fensters hielt sich der Geruch nach gekochtem Kohl und Arthritissalbe für die Gelenke alter Leute hartnäckig im Raum.
    »Das Haus hat vier geräumige Schlafzimmer und einen ausgebauten Speicher«, verkündete der Makler. »Für ein altes Anwesen wie dieses ist es ziemlich preiswert. Eine Stunde näher an Danzig, und Sie müssten das Doppelte hinblättern.«
    Janusz griff nach einem teuer aussehenden Aschenbecher, der aus einem schweren bunten Glasklumpen bestand. »Ich habe Gerüchte aufgeschnappt, dass der frühere Besitzer ein SB -Mann gewesen sein soll.«
    Der Makler nickte. »Ich auch. Aber das ist doch gar nicht so schlecht. Die Leute werden dankbar sein, einen neuen Nachbarn zu bekommen, und deshalb nichts gegen Renovierungen und Anbauten einzuwenden haben.«
    Vermutlich hatte er recht. Viele Menschen, insbesondere die, die alt genug waren, um sich an das Leben unter dem Kommunismus zu erinnern, hassten dessen Handlanger bis heute und fanden, dass sie zu leicht davongekommen waren. Früher hatte Janusz auch so empfunden, doch in letzter Zeit stellte er fest, dass er mit der Linie der Aufbau-Partei übereinstimmte: Die Wirtschaft musste Priorität haben, die Zukunft – nicht das ewige Wühlen in der Vergangenheit.
    »Bis jetzt gefällt es mir sehr gut«, sagte er zu dem Makler. »Hätten Sie was dagegen, wenn ich mich alleine ein wenig umschaue? Wahrscheinlich sind Sie sehr beschäftigt, und ich hätte gern etwas Zeit, um mich in die Atmosphäre des Hauses einzufühlen.« Der Makler reichte ihm ohne zu zögern den Schlüssel. »Kein Problem. Geben Sie ihn einfach im Büro ab, wenn Sie in der Stadt sind, und rufen Sie mich an, damit ich weiß, wie Sie sich entschieden haben.« Er machte die überflüssige Geste mit der Hand zum Ohr, eine von Oskars Spezialitäten, die Janusz immer wieder auf die Nerven fiel.
    Als das Motorengeräusch verklang, stand Janusz, die Hände in den Manteltaschen, da, sah sich im Wohnzimmer um und versuchte, sich vorzustellen, wie der alte Mann wohl gelebt haben mochte. Wenn Struk in den Siebzigern und Achtzigern bei der SB gearbeitet hatte, waren der Drehstuhl und das Sofa, alles mit beigem PVC überzogen, und der schauderhafte Kamin in jener Zeit vermutlich der letzte Schrei und der riesige Fernseher die neueste Technik gewesen. Janusz’ Blick fiel auf einen Gegenstand, der ihm schon seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr untergekommen war: eine Musiktruhe – Plattenspieler, Radio und Kassettenrecorder in einem einen Meter langen, niedrigen Schrank. Unter dem staubigen Deckel aus durchsichtigem Plastik lag eine Platte auf dem Teller und daneben die leere Hülle – »Beach Party« von James Last.
    Janusz konnte sich die Partys vorstellen, die Struk hier mit seinen aparatczyk -Freunden gefeiert hatte – damals in der guten alten Zeit, als das restliche Land Schlange stand, um Mehl zu kaufen. Kaspischer Kaviar auf bliny und Chinzano mit klimpernden Eiswürfeln, während zu James Last getanzt wurde.
    Allerdings zeugte die in den Teppich eingegrabene Laufstraße zwischen Drehsessel und Fernseher von Struks einsamen letzten Jahren. Seine Metallbrille lag noch auf dem Couchtisch, wo er sie zuletzt hingelegt hatte, die Gläser verschmiert und mit Staub bedeckt, ein Bügel von Klebeband zusammengehalten. Janusz war machtlos dagegen, dass ihm der alte Mann ein wenig leidtat.
    Wo also waren die antiken Möbel, die Struk in der Lokalzeitung inseriert hatte? Nachdem eine rasche Erkundung des Erdgeschosses ergebnislos

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